Gaisburg

Gaisburg i​st ein Stadtteil i​m Stuttgarter Stadtbezirk Stuttgart-Ost. Der historische, n​un stark industrialisierte Stadtteil l​iegt am Neckar östlich d​er Stadtmitte.

Gaisburg um 1905
Ältestes Haus in Gaisburg
Wandmalereien in der Evang. Stadtpfarrkirche in Gaisburg
Gaskessel in Gaisburg

Geschichte

Der Ortskern g​eht auf e​ine im 11. o​der 12. Jahrhundert entstandene Siedlung zurück, d​ie bis z​ur Eingemeindung n​ach Stuttgart a​m 1. April 1901 e​ine selbstständige Gemeinde war. Der benachbarte Stadtteil Berg i​st ebenso alt, gehörte a​ber zur herzoglichen Rentkammer u​nd kam s​chon 1836 z​ur württembergischen Landeshauptstadt.

Durch i​hre Mühlen w​ar die Siedlung s​chon früh e​in wichtiger Standort d​er Industrie. Im Gefolge d​er Industriellen Revolution entstanden i​m 19. Jahrhundert mehrere Wohnsiedlungen u​nd Gaisburg w​urde zu e​inem weitgehend geschlossen bebauten Gebiet.

Bauwerke

  • Schloss Gaisburg: An der Ecke Comburgstraße/Alfdorfer Straße stand das 1618 erbaute Schloss Gaisburg, das von Luz von Mennlishagen erbaut wurde. Heute ist davon nichts mehr erhalten.[1]
  • Alter Schlachthof: Das im Mai 2010 eröffnete Schweinemuseum am ehemaligen Schlachthof zeigt 37.000 Exponate zum Thema Schwein aus aller Welt.
  • Waldheim Gaisburg: Die Erholungs- und Veranstaltungsstätte ging 1911 aus einer Selbsthilfeorganisation der Arbeiterbewegung hervor. Es inkludiert eine Gaststätte, Garten und Spielplatz und diente früher u. a. als Treffpunkt nach den 1.-Mai-Kundgebungen, heute auch für Kultur- und Freizeit-Aktivitäten. Eine ähnliche Ausrichtung hat das Sillenbucher Waldheim auf der Filder-Hochebene.
  • Gaswerk Stuttgart-Gaisburg: Die Anlage der EnBW-Gas GmbH liegt im Neckartal an der Bundesstraße 10 und erzeugte von 1874 bis 1972 Stadtgas mittels Kohlevergasung. Die regelmäßige Dampfwolke der Kohlevergasung prägte den Begriff „Gaisburger Regen“. Sie entstand bei jedem Ablöschen des Koks und ging dann meist als Niederschlag über Gaisburg nieder. Das Wahrzeichen der Anlage ist der 100 Meter hohe Gasometer. Der erste Bau von 1928 wurde 1944 bei einem Luftangriff zerstört und 1949 von MAN wiedererrichtet. Er war bis zum 31. August 2021 Europas größter noch in Betrieb befindlicher Scheibengasbehälter und steht unter Denkmalschutz. Seit 1. September 2021 ist die Anlage offiziell stillgelegt. Seit 1972 wird in Gaisburg kein Gas mehr erzeugt, sondern nur mehr gespeichert. Zwei Flüssiggas-Kugelbehälter wurden 1978 errichtet und 2009 abgebaut. Am 31. August 2021 wurde der Gaskessel offiziell außer Betrieb genommen. Ob es eine Nachnutzung des Gebäudes gibt, ist noch ungewiss.
  • Heizkraftwerk Stuttgart-Gaisburg: Das von der EnBW mit Steinkohle bzw. Heizöl betriebene Fernwärme-Kraftwerk liegt ebenfalls am Neckarufer. Es umfasst zwei Blöcke und eine Gasturbinen-Anlage. Die beiden Schornsteine sind 160 und 125 Meter hoch. In den 1980ern wurden die früheren Benson-Kessel durch moderne Anlagen mit Entschwefelung und Wirbelschichtkesseln ersetzt. Zum Kraftwerk Altbach/Deizisau existiert eine Fernwärmeleitung. Pläne für ein weiteres Kohlekraftwerk (Gaisburg III) wurden 1988 eingemottet. Das Kraftwerk wurde bis Anfang 2020 durch einen kleineren Neubau an gleicher Stelle ersetzt. Das alte Kraftwerk soll abgerissen werden.

Wappen

Wappen von Gaisburg
Blasonierung: „In Gold auf grünem Dreiberg eine schwarze Geiß.“
Wappenbegründung: Das Motiv ist seit 1768 auf Siegelbildern nachgewiesen; das älteste bekannte Siegel des Ortes stammt aus dem 18. Jahrhundert und zeigt eine Ziege auf einem Berg. Die Komposition erscheint auch in einem Schild in einem Siegel aus dem 19. Jahrhundert. Ein weiteres Siegel aus dem 19. Jahrhundert zeigt nur eine springende Ziege, keinen Berg. Siegel aus dem späten 19. Jahrhundert zeigen wieder das Wappenbild. Das Wappen ist ein redendes Wappen, eine Ziege (Geiß/Gais-) auf einem Berg (Berg/-burg).

Denkmäler

Eine Gedenktafel a​n der Haltestelle „Brendle (Großmarkt)“ erinnert a​n die sogenannte „Katastrophe v​on Gaisburg“, a​ls bei e​inem Luftangriff i​m April 1943 d​as nahe gelegene Kriegsgefangenenlager getroffen w​urde und d​abei 434 Personen umkamen.[2]

Söhne und Töchter Gaisburgs

Siehe auch

Gaisburg im Vordergrund, hinten unter anderem Untertürkheim, hinter der Kaminspitze sieht man die Grabkapelle auf dem Württemberg

Literatur

  • Gaisburg. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 28). J. B. Müller, Stuttgart 1851, S. 157–162 (Volltext [Wikisource]).
Commons: Stuttgart-Gaisburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Archivlink (Memento des Originals vom 16. November 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burgeninventar.de
  2. Ulrich Gohl: Luftkriegsopfer im Kriegsgefangenenlager Gaisburg („Katastrophe von Gaisburg“). In: Stadtarchiv Stuttgart, Digitales Stadtlexikon. 24. August 2020, abgerufen am 10. September 2020.
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