GT Bicycles
GT Bicycles Inc. (kurz GT, steht für Initialen des Gründers Gary Turner) war in seinen Anfängen ein amerikanischer Fahrradhersteller. Die Marke gehört heute zu dem kanadischen Mischkonzern Dorel Industries.
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Geschichte
Die Geschichte von GT Bicycles begann in den 1970er Jahren in den USA. Gary Turner reparierte ursprünglich Trompeten und fuhr in seiner Freizeit Autorennen. Er spornte seinen Sohn an, an Radrennen teilzunehmen. Nachdem dieser mehrfach sein BMX Rad zerstört hatte, lieh sich Turner von einem Freund eine Rohrbiegemaschine und konstruierte einen Rahmen, der haltbarer und steifer war als die damals erhältlichen Fahrradrahmen. Dies war der Start von GT Bicycles. Bald produzierte Turner in seiner Garage in Fullerton (Kalifornien) Fahrradrahmen.
Schnell sprach sich in der lokalen BMXer-Szene herum, dass Turner Rahmen baute. Auf einem nahegelegenen BMX-Kurs lernte Turner Richard Long kennen. Long besaß einen Fahrradladen in Anaheim (Orange County) und die beiden Männer wurden Freunde.[1]
Schließlich entwickelten die beiden Freunde eine Vision für die Gründung einer Rad-Firma, die die Bedürfnisse aller Altersgruppen befriedigen konnte und dabei gleichzeitig die Qualität und Haltbarkeit zu liefern in der Lage war, wie sie für BMX und Mountainbikes notwendig war. Da die Nachfrage nach Turners handgefertigte Rahmen nicht nachließ, entschieden die beiden, ihre eigene Firma ins Leben zu rufen. 1979 verkaufte Long seinen Fahrradshop und GT Bicycles (GT steht für die Initialen von Gary Turner) wurde gegründet. In der folgenden Dekade weiteten die beiden Partner ihre Produktlinie jenseits von Rädern für Jugendliche aus, mit dem Abebben des BMX-Trends setzte GT seinen Schwerpunkt auf den Bau von Mountainbikes. Mit dem „Zaskar“ baute GT sein erstes legendäres MTB.
Long und Turner führten GT Bicycles bis 1993 als besitzergeführtes Privatunternehmen. In diesem Jahr verkauften sie die Mehrheit der Anteile an die Bain Capital Company. Bain Capital ging 1995 mit der Firma an die US-Börse. Im Juli 1996 starb Richard Long bei einem Motorradunfall auf dem Weg zum NORBA-Rennen in Big Bear, Kalifornien. Beobachter sehen das Ereignis als Wendepunkt in der Firmengeschichte.
1997 produzierte GT Bicycles Fahrräder der Marken GT, Powerlite, Robinson und Dyno in Santa Ana und Huntington Beach, hatte etwa 700 Mitarbeiter und erzielte Erlöse von knapp 200 Millionen Dollar im Jahr. Gary Turner war zu diesem Zeitpunkt weiterhin in der Firma aktiv, beschäftigte sich jedoch hauptsächlich mit speziellen Designprojekten und trat bei Werbeveranstaltungen auf.
Durch den Tod von Richard Long, der GT Bicycles bis dahin organisatorisch zusammengehalten hatte, geriet die Firma langsam in eine Schieflage, von der nach außen hin jedoch noch nichts sichtbar war, da die finanziellen Mittel nach wie vor reichlich vorhanden waren. Verkaufsvorgaben wurden nicht erreicht, Prognosen lagen falsch, die Auslieferung der Räder verzögerte sich und massive Rückrufaktionen fanden statt. Die Geschäftszahlen verschlechterten sich, sodass der Aktienkurs von GT fiel.
Im Sommer 1998 kaufte Questor, der Geldgeber von Schwinn Cycling & Fitness, die Firma GT Bicycles für 175 Millionen Dollar. Schwinn und GT Bicycles fusionierten zu einem globalen Konzern mit zwei nicht unbedeutenden Marken, die in einigen Bike- und Fitness-Segmenten eine gute Marktposition besaßen. Dennoch ging es mit dem Unternehmen wirtschaftlich weiter bergab.
Im Frühjahr 2001 wurde klar, dass Questor und die Banken entschieden hatten, sich zurückzuziehen. Investitionen wurden gestoppt und Zahlungen an Lieferanten und Subunternehmer eingestellt. Schwinn-GT Inc. meldete am 27. Juni 2001 Konkurs an.
Nicht nur für die amerikanische Geschichte war der 11. September 2001 ein schwarzer Tag, sondern auch für Schwinn-GT. Das einstmals mächtige Duo wurde durch das Konkursgericht für 86 Millionen Dollar an Pacific Cycle Inc., Madison, Wisconsin, verkauft.[1] Dies bedeutete einen erheblichen Verlust für Questor und hatte einen negativen Einfluss auf die Branche. Unterlegener Konkurrent im Bietergefecht um GT-Schwinn war Huffy, Produzent vor allem von günstigen Bikes für den Massenmarkt. 2004 wurde Pacific Cycle Inc. wiederum von Dorel Industries, Montreal, Canada, gekauft. Zu Dorel Industries gehören auch die Bike-Marken Cannondale (seit Anfang 2008) und Mongoose; das Schwinn-GT-Modellangebot wurde durch den erwähnten Kauf ebenso ein Teil des Portfolios des Dorel-Konzerns.
Modelle (Auswahl)
Mountainbike-Modelle:
- Zaskar (nach der Hochgebirgsregion Zanskar benanntes 6061-Aluminium-Hardtail, später auch in Carbon- und Full-Suspension-Ausführungen). Zum 20. Jubiläum im Jahr 2008 wurde der Rahmen im Stil der ersten Modelle in einer Stückzahl von 500 Exemplaren neu aufgelegt.
- Xizang (Titan-Hardtail, glänzend poliert)
- Lightning (Titan-Hardtail, mattes Finish)
- RTS (eines der ersten vollgefederten MTBs)
- LTS (eines der ersten Viergelenker-Fullys)
- STS Thermoplast(Carbon)-Serie mit den Modellen LTS, DS, DH, Lobo und XCR
- Lobo DH, DHi (Downhill-Fullys)
- i-drive Serie (patentiertes Antriebselement, mittlerweile in der zweiten Generation)
- iT-1 (Downhill-Getriebe-Fully)
- Fury (Downhill-Fully)
- Ruckus (freerideorientierte Hardtails und Fullys)
- Chucker (Dirt Jump Hardtail)
- Avalanche (All Mountain Hardtail)
- Karakoram (All Mountain Hardtail)
- Pantera (All Mountain Hardtail)
- Borrego (Stahl-Hardtail)
- Psyclone (Stahl-Hardtail)
- Richter (Stahl-Hardtail)
- Sanction (Freeride-Fully)
- Backwoods (7005-Aluminium-Hardtail)
- Terramoto (7005-Aluminium-Hardtail)
- Ricochet (Stahl-Hardtail)
- Tequesta (All Terra-Hardtail, Tange MTB/Tange Infinity CrMo)
- Timberline (Stahl-Hardtail)
- Talera (Stahl-Hardtail)
- Outpost (Stahl-Hardtail)
- Palomar (Stahl-Hardtail)
- Aggressor (Hardtail)
- Kashmir (All Mountain-Hardtail)
- Helion (XC-Fully)
BMX-Modelle:
- Performer / Pro Performer (Freestyle BMX)
- World Tour / Pro World Tour / Freestyle Tour / Pro Freestyle Tour (Freestyle BMX)
- Series / Pro Series / Team Series (Race BMX)
- Mach One (Race BMX)
- Interceptor (Race BMX)
Rennrad-Modelle:
- GTB
- Pulse
- Vengeance (Triathlon)
- ZR
- ZRX (Cyclocross)
Cross Series-Modelle:
- Cirque
- Vantara
- Passage
- Virage
Bekannte Sportler mit GT-Equipment (Auswahl)
Natürlich engagierte sich GT Bicycles wie andere Fahrradhersteller im Radsport und unterstützte viele Sportler und Teams im Mountainbike-, Rennrad-, BMX-, Bahnradsport und im Triathlon. Zu den Sportlern zählen viele Landes- und Weltmeister, darunter u. a.:
- Hans Rey, mehrfacher Trial-Weltmeister und Bike-Legende
- Juli Furtado, Downhill-Weltmeisterin, Cross-Country Weltcupsiegerin
- Regina Marunde, mehrfache Deutsche Meisterin Cross-Country und Downhill
- Nicolas Vouilloz, Downhill-Weltmeister
- Fabien Barel, Downhill-Weltmeister
- Steve Peat, Downhill-Weltcupsieger, Weltmeister
- Alison Dunlap, Cross-Country Weltmeisterin
- Jill Kintner, 4-Cross-Weltmeisterin 2006
- Brian Lopes, 4-facher 4-Cross Weltmeister
- Roger Rinderknecht zweifacher 4-Cross-Vizeweltmeister
- Roland Green, Cross-Country-Weltmeister
- Todd Wells, Cross-Country-Olympiateilnehmer
- Mark Allen (Triathlon), 6-facher Ironman Hawaii Sieger
- Chris McCormack (Triathlon), mehrfacher Ironman-Sieger (u. a. Ironman Hawaii 2007), ITU-Weltmeister, Weltcup-Sieger
- Fernanda Keller, (Triathlon), 2-fache Ironman Siegerin
- Chris Legh (Triathlon), 2-facher Ironman Sieger
- Tim DeBoom (Triathlon), 2-facher Ironman Hawaii Sieger
- Tony DeBoom (Triathlon)
- Michelle Jones (Triathlon), Ironman Hawaii Siegerin 2006, Weltmeisterin Kurzdistanz
- Andre Tchmil (Team Lotto), Weltcup-Gesamtsieger
- Marty Nothstein (Bahnradsport), Olympiasieger
- Olympia Bahnradteams der USA
Weblinks
- GT Bicycles-Homepage
- http://www.mtb-kataloge.de/html/gt.html Kataloge mit GT Modellen 1990–1998
Einzelnachweise
- GT-Gründer Gary Turner - Gary Turner und GT Bicycles. 3. Mai 2007, abgerufen am 20. Oktober 2021.