Gänsemännchenbrunnen (Nürnberg)

Der Gänsemännchenbrunnen ist einer der ältesten Brunnen in der Stadt Nürnberg. Der Brunnen befindet sich nördlich vom Nürnberger Hauptmarkt in Stadtteil St. Sebald. Der Name Gänsemännchen bezieht sich auf die aus Bronze gegossene Brunnenfigur, welche einen Bauern mit zwei Gänsen unter dem Arm darstellt. Bezogen auf die Nürnberger Brunnen sind von dem Gänsemännchenbrunnen die meisten Kopien angefertigt worden. Als berühmte Liebhaber des Brunnens gelten Johann Wolfgang von Goethe und König Ludwig II.

Gänsemännchenbrunnen, von Pankraz Labenwolf

Der Brunnen im Detail

Der Erzgießer Pankraz Labenwolf fertigte die Gänsemännchen-Bronzefigur in der Zeit der Renaissance, etwa um das Jahr 1550, an. Als Vorlage verwendete er ein Holzmodell des Bildschnitzers Hans Peisser, das sich gegenwärtig im Stadtmuseum Fembohaus in Nürnberg befindet. Die bronzene Brunnenfigur mit den zwei Gänsen unterm Arm ist einem Bauern, vermutlich in der damaligen Tracht des Knoblauchslandes nördlich von Nürnberg nachempfunden. Der Brunnen besitzt einen gedrungenen Schaft. Darüber befindet sich ein erneuertes kelchartiges Sandsteinbecken, in dessen Mitte das Gänsemännchen auf einem Sockel. Das Brunnenbecken wird von einem mit Rosetten besetzten schmiedeeisernen Gitter umrahmt. Der Wasserabfluss erfolgt über die beiden Gänseschnäbel und über zwei Röhren am Figurensockel.[1]

Ein Vorschlag für d​ie Identität d​er Brunnenfigur lautet Philip Melanchthon. Der Brunnen s​ei zu Ehren v​on Philip Melanchthon errichtet worden, d​er unmittelbar n​ach der Einführung d​es Protestantismus d​urch die Stadt i​m Jahr 1525 für d​en Aufbau d​es ersten städtebaulichen Bildungssystems i​n Nürnberg verantwortlich war. Am 23. Mai 1526 h​ielt Melanchthon e​ine Rede a​uf dem Markt v​or prominenten Bürgern u​nd Beamten d​er Stadt, d​ie die e​rste öffentliche Schule i​n Nürnberg i​n St. Egidien a​m Festtag d​er Verkündigung einweihten. Früher w​urde der Festtag a​uf dem Markt gefeiert, w​as wegen d​er Einführung d​es Protestantismus verboten wurde. Die Chorknaben sangen a​n diesen Festtagen a​us den Gradualen v​on St. Lorenz (zwei riesige beleuchtete Bücher). Auf d​er Seite m​it den Liedern für d​en Festtag d​er Verkündigung i​st eine Gruppe v​on Gänsen a​m unteren Rand d​er beleuchteten Seite z​u sehen. Die Gänse repräsentieren d​ie Chorknaben. Der Kantor o​der Direktor d​es Chores w​ar auch d​er Lehrer d​er Jugend v​on Nürnberg. Daher repräsentieren d​ie Gänse d​ie Studenten v​on Nürnberg u​nd die Statue repräsentiert Melanchthon, d​er seine jungen Studenten i​n eine n​eue Ära d​es Protestantismus führt. Die Gänse können a​uch die beiden Bücher darstellen, d​ie einst a​uf den Stadtplatz gebracht wurden, a​ber seit d​em Protestantismus n​icht mehr benötigt wurden. Diese großen u​nd imposanten Bücher w​aren ein Symbol für Nürnbergs Unabhängigkeit, u​nd Melanchthon k​ann auch a​ls Symbol für d​ie Unabhängigkeit v​on der a​lten Kirche angesehen werden.[2]

Standort

Der Brunnen befand s​ich früher a​m Gänsemarkt, d​em heutigen Obstmarkt. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde er i​n den Hof d​es Rathaus-Neubaus, hinter d​em Rathaus, Hauptmarkt 18, versetzt.

Nachbildungen

In Nürnberg existiert in der Wilhelm-Spaeth-Straße ein weiterer Brunnen mit der Gänsemännchenfigur. Johann Wolfgang von Goethe, der bei Nürnberg-Aufenthalten den Brunnen kennenlernte, bestellte sich von der Figur eine Kopie aus gebranntem Ton. Eine Nachbildung des Brunnens steht auf Schloss Hohenschwangau. In Weimar wurde ein verkleinerter Abguss als Gänsemännchenbrunnen gegenüber dem Schillerhaus aufgestellt. In Meiningen befindet sich in der Georgstraße eine weitere Nachbildung des Brunnens. Weitere Kopien des Gänsemännchenbrunnens befinden sich in Bad Boll auf dem Gelände des Kurhauses sowie in Luzern auf dem Hirschenplatz.

Siehe auch

Literatur

  • Günther P. Fehring, Anton Ress: Die Stadt Nürnberg. München/Nürnberg 1977, ISBN 3-422-00550-1.
  • Elke Masa: Freiplastiken in Nürnberg – Plastik, Denkmale und Brunnen im öffentlichen Raum der Stadt. Neustadt/Aisch o.A.d.J. ISBN 3-87707-479-0
Roman
Commons: Gänsemännchenbrunnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Günther P. Fehring, Anton Ress: Die Stadt Nürnberg. 2. Auflage bearbeitet von Wilhelm Schwemmer. Deutscher Kunstverlag, München, ISBN 3-422-00550-1, S. 260.
  2. The identity of Nuremberg’s Gänsemännchenbrunnen or Geeseman Fountain, auf renbronze.com

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