Furmanowo (Kaliningrad, Bagrationowsk)
Furmanowo (russisch Фурманово) ist der Name dreier ehemals eigenständiger – heute nicht mehr existenter – Orte (bis 1945 Klein Dexen, Schlawitten und Wonditten) in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Sie gehörten bis zum Jahre 2009 zum Orechowski sowjet (Dorfsowjet Orechowo (Althof, Kreis Preußisch Eylau)) im Rajon Bagrationowsk (Preußisch Eylau).
Ehemaliger Ort
Furmanowo
(Klein Dexen, Schlawitten, Wonditten) Фурманово
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Geographische Lage
Die Entfernung der heute Furmanowo genannten Orte bis zur östlich gelegenen heutigen Rajonshauptstadt Bagrationowsk (Preußisch Eylau) betrug sechs bis sieben Kilometer. Dort war bis 1945 die deutsche Reichsstraße 128 (die heutige russische Fernstraße A 195) und die Bahnlinie von Königsberg (Preußen) über Rastenburg (heute polnisch Kętrzyn) nach Prostken (Prostki) (heute von Kaliningrad nur bis Bagrationowsk) zu erreichen.
Klein Dexen
Geschichte
Klein Dexen (Lage ; im Gegensatz zu dem 1 Kilometer nördlich gelegenen Groß Dexen, heute russisch Nagornoje) bestand bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Vor 1945 war es eine Landgemeinde im Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Ostpreußen.
Dies Landgemeinde Klein Dexen wurde 1928 durch den Zusammenschluss mit dem (teilweisen) Gutsbezirk Preußisch Eylau (Forst) und den Gutsbezirken Körnen (heute polnisch), Lölken und Pilzen (heute russisch: Dubrowka) gebildet. 1930 wurde die Gemeinde Klein Dexen in den Amtsbezirk Dexen eingegliedert, bis 1938 der Zusammenschluss der Landgemeinden Klein Dexen und Wonditten mit den Gemeinden Orschen (heute polnisch: Osry), Bornehnen (heute russisch: Bogatowo) und Klaussen (heute russisch: Dubrowka) zum neuen Gutsbezirk Stablack (Gartenstadt Stablack, heute russisch: Dolgorukowo) erfolgte. Dieser wiederum wurde dann in den neugebildeten Amtsbezirk Stablack eingegliedert, der bis 1945 bestand.
Nordöstlich des Dorfes errichtete man nach 1939 ein Stammlager (Stalag I A) mit Baracken für Kriegsgefangene, die zum Arbeitseinsatz auf die umliegenden Dörfer verteilt wurden. Später hat man hier auch Männer und Frauen interniert.
Im Jahre 1945 wurde südlich der Gemeindegrenze von Klein Dexen die russisch-polnische Staatsgrenze gezogen. Klein Dexen erlebte das Schicksal fast aller hier – noch dazu am Rande eines Truppenübungsplatzes – angesiedelten Dörfer und konnte nicht überleben. Eine Kriegsgräberstätte südöstlich des Dorfes erinnert heute an die Kriegsereignisse. Eine Bushaltestelle "im Grünen" ohne Häuser scheint heute als einzige die Stelle zu markieren, an der sich einst Klein Dexen befand.
Dorfkirche
Um 1317 wurde die Klein Dexener Kirche errichtet und fand 1320 ihre erste urkundliche Erwähnung. Sie überdauerte mehr als sechs Jahrhunderte, bis sie Ende der 1930er Jahre der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Stablack (heute russisch: Dolgorukowo) Platz machen musste. Ihre Inneneinrichtung verbrachte man in die Kirche in Stablack, die 1937 gebaut worden war. Als diese nach 1945 zum Pferdestall und Kinosaal zweckentfremdet wurde, ging die Ausstattung verlustig. In den 1980er Jahren vernichtete man auch die letzten Steinreste des Klein Dexener Gotteshauses.
Lediglich die 1710 in Königsberg (Preußen) (heute russisch: Kaliningrad) gegossene Kirchenglocke konnte überleben. Zwar wurde sie zu Beginn des Krieges 1940 zum Einschmelzen für Munitionszwecke eingezogen, doch blieb sie erhalten und wurde auf dem Glockenfriedhof in Hamburg wieder aufgefunden. Am 6. Februar 1952 wurde sie in der Nordhorner Kreuzkirche – nahe der niederländischen Grenze – und unter Beisein des Sohnes (Hans Hoehne) des viertletzten Klein Dexener Pfarrers Erdmuth Johannes Hoehne – selber damals Pfarrer im nahegelegenen Neuenhaus – eingebracht.
Kirchspiel
Das vorreformatorische und seit der Reformation evangelische Kirchspiel Klein Dexen gehörte ursprünglich zur Inspektion Bartenstein (heute polnisch: Bartoszyce) und kam erst später zum Kirchenkreis Preußisch Eylau (heute russisch: Bagrationowsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Es zählte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als 5.000 Gemeindeglieder.
Im Jahre 1938 musste der Pfarrsitz von Klein Dexen in die neu angelegte Gartenstadt Stablack (heute russisch: Dolgorukowo) verlegt werden, als das Klein Dexener Gotteshaus aufgrund der Anlage eines Truppenübungsplatzes nicht mehr benutzt werden konnte.
Die Gemeindeglieder waren auf 32 Orte verteilt, die heute – sofern noch vorhanden – auf russischem und auch auf polnischem Staatsgebiet liegen (* = Schulorte):
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Pfarrer
Seit der Reformation amtierten bis 1938 in Klein Dexen als Pfarrer:
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Schlawitten
Das kleine Dorf Schlawitten lag einen Kilometer südöstlich von Klein Dexen und war sieben Kilometer von Preußisch Eylau (heute russisch: Bagrationowsk) entfernt (Lage ). Im Jahre 1910 wurden hier 66 Einwohner registriert.
Im Jahre 1928 wurde Schlawitten in die Landgemeinde Wonditten eingegliedert und gehörte als dessen Ortsteil zunächst zum Amtsbezirk Dexen, ab 1938 zum Amtsbezirk Stablack (russisch: Dolgorukowo) im Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.
Kirchlich gehörte Schlawitten bis 1938 zum Kirchspiel Klein Dexen, danach zum Pfarrsprengel Stablack, aber weiterhin zum Kirchenkreis Preußisch Eylau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Die unmittelbare Lage im Gebiet der russisch-polnischen Staatsgrenze besiegelte nach 1945 auch das Schicksal von Schlawitten, das geradezu spurlos verschwunden ist.
Wonditten
Wonditten war das kleinste der nach 1945 Furmanowo genannten drei Dörfer. Im Jahre 1910 lebten hier 52 Einwohner. Die Entfernung nach Klein Dexen betrug zwei Kilometer, und bis zur Stadt Preußisch Eylau (heute russisch: Bagrationowsk) waren es sechs Kilometer (Lage ).
Wonditten gehörte seit 1874 zum Amtsbezirk Dexen. 1928 wurde der Ort Schlawitten eingemeindet, und 1938 erfolgte die Überstellung in den Amtsbezirk Stablack (heute russisch: Dolgorukowo) innerhalb des Landkreises Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.
Auch diesem Dorf machte die 1945 erfolgte Grenzziehung zwischen Russland und Polen unmittelbar an der südlichen Gemeindegrenze den Garaus.
Literatur
- Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Teil 1: Die Kirchspiele und ihre Stellenbesetzungen. Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, Hamburg 1968 (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. 11, ISSN 0505-2734).