Funkmessstörsender
Funkmessstörsender (FuMS),[1] damalige authentische Schreibweise „Funkmeßstörsender“, wurden von der Wehrmacht vor und während des Zweiten Weltkriegs als spezielle Störsender eingesetzt, deren Zweck es war, gegnerische Funkmessgeräte (FuMG) beziehungsweise Funkmessortungsgeräte (FuMO) – heute nennt man sie Radargeräte – mithilfe aktiv abgestrahlter Hochfrequenzsignale (HF-Signale) elektromagnetisch zu stören (Bild). FuMS stellen somit ein frühes Mittel der elektronischen Kampfführung dar.
Geschichte
FuMS wurden als Bodenfunkstellen betrieben, aber auch an Bord von Flugzeugen der Luftwaffe und auf Seefahrzeugen der Kriegsmarine. Ein Nachteil von aktiven Störmaßnahmen dieser Art ist jedoch, dass der Gegner sie nutzen kann, um die Störquelle anzupeilen. Deshalb wurden sie vermutlich nicht auf U-Booten eingesetzt, sondern nur auf Überwasserschiffen, insbesondere zum Schutz beschädigter U-Boote, die tauchunklar waren und daher besonders verwundbar.[2] Als Alternative gab es speziell für U-Boote auch passive Störmaßnahmen wie Funkmesstäuschungsgeräte (FuMT).
Heute werden Funkmessstörsender, aus dem Englischen von Radar jamming transmitter, kurz jammer, abgeleitet, zumeist unter Verwendung des Anglizismus als Jammer bezeichnet.
Modelle
Die folgende unvollständige Tabelle fasst wichtige Eigenschaften von damals verwendeten FuMS-Modellen zusammen. Neben der Typbezeichnung wird der Deckname angegeben, dann der ungefähre Frequenzbereich in MHz sowie der entsprechende Wellenlängenbereich in Metern, die Ausgangsleistung in Watt (W) und schließlich die Herstellerfirma, ihr damals zur Tarnung benutztes Fertigungskennzeichen (Fkz) sowie der Herstellort.
Modell | Deckname | Frequenz/MHz | Wellenlänge/m | Leistung/W | Hersteller | Fkz | Ort |
---|---|---|---|---|---|---|---|
FuMS 1 | Olga | 60–222 | 1,35–5,0 | 450 | Blaupunkt | fvw | Berlin-Wilmersdorf |
FuMS 3 | Karl | 170–220 | 1,36–1,76 | 450 | RPZ | Berlin-Tempelhof | |
FuMS 5 | Kettenhund | 166–250 | 1,2–1,8 | 8×60 | Telefunken | bou | Berlin-Zehlendorf |
FuMS 11 | Roderich | 2850–4000 | 0,075–0,105 | 4 | Siemens | azg | Berlin-Borsigwalde |
FuMS 12 | Roland | 2730–3750 | 0,08–0,10 | 50 | Siemens | azg | Berlin-Borsigwalde |
Vom FuMS 1 Olga gab es drei Modellvarianten, genannt Olga I (Hersteller Gema), Olga II (Blaupunkt) und Olga III. Alle hatten rund 300 bis 450 W Ausgangsleistung. Sie deckten jedoch leicht unterschiedliche Frequenzbänder ab, nämlich 170 bis 200 MHz, 168 bis 222 MHz[3] beziehungsweise 60 bis 100 MHz.[4]
Literatur
- Arthur O. Bauer: Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U‑Boote 1939–1945. Wie Schwächen und Versäumnisse bei der Funkführung der U‑Boote zum Ausgang der „Schlacht im Atlantik“ beigetragen haben. Arthur O. Bauer Selbstverlag, Diemen, Niederlande 1997, ISBN 3-00-002142-6, Leseprobe S. 194–203 PDF; 135 kB, S. 200, mit Foto von Olga II.
- Gerhard Hepcke: The RADAR War. PDF; 135 kB.
Weblinks
- Funkmeß-Störsender
- Radio and RADAR Equipment of the Luftwaffe. A.D.I.(K) Report No. 380/1945, PDF; 90 kB bei CDV&T.
- Kriegsmarine Jamming Service (englisch).
- Kommando Koch – July 1942–May 1943 (englisch).
Einzelnachweise
- Frank Dörenberg: Kurzbezeichnungen – Radio & COM Related Abbrevations. S. 8, PDF; 720 kB, abgerufen am 13. August 2021.
- A. O. Bauer: Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U‑Boote 1939–1945. Wie Schwächen und Versäumnisse bei der Funkführung der U‑Boote zum Ausgang der „Schlacht im Atlantik“ beigetragen haben. Arthur O. Bauer Selbstverlag, Diemen, Niederlande 1997, ISBN 3-00-002142-6, Leseprobe S. 200.
- A. O. Bauer: Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U‑Boote 1939–1945. Wie Schwächen und Versäumnisse bei der Funkführung der U‑Boote zum Ausgang der „Schlacht im Atlantik“ beigetragen haben. Arthur O. Bauer Selbstverlag, Diemen, Niederlande 1997, ISBN 3-00-002142-6, S. 200.
- Funkmeß-Störsender, abgerufen am 13. August 2021.