Fritz Ehrler

Friedrich Ehrler (genannt Fritz; * 6. März 1871 i​n Ingolstadt; † 19. Oktober 1944 i​n Wiesbaden) w​ar ein deutscher Gewerkschaftsfunktionär u​nd sozialdemokratischer Politiker.

Leben

Friedrich Ehrler w​urde als Sohn v​on Andreas Wilburger u​nd Josefa Katharina Ehrler geboren. Er besuchte d​ie Volksschule u​nd wurde d​ann bei d​er Firma Krauss-Maffei (München) z​um Mechaniker ausgebildet. Er arbeitete i​n mehreren Maschinenfabriken, b​evor er 1898 Redakteur d​es sozialdemokratischen Thüringer Volksblattes wurde. Seit 1901 leitete e​r den Bezirk Frankfurt a​m Main d​es Deutschen Metallarbeiter-Verbandes, a​n dessen Aufbau e​r beteiligt war. 1915 b​is 1918 w​ar er a​ls Landsturmmann i​n Russland. Am 17. November 1919 w​urde er Polizeipräsident v​on Frankfurt u​nd genau s​echs Jahre später Präsident d​es Regierungsbezirks Wiesbaden. Seine Arbeit w​urde durch d​ie französische Besatzung d​es entmilitarisierten Rheinlandes (bis 1930) u​nd durch d​ie folgende Wirtschaftskrise maßgeblich bestimmt. Am 11. Februar 1933 w​urde er d​urch den n​euen nationalsozialistischen preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring seines Dienstes enthoben.

Die Neueste Zeitung a​us Frankfurt kommentierte, n​och nicht gleichgeschaltet, d​ie Entlassung kritisch:

„Regierungspräsident Ehrler ist einer der Männer, die durch ihre Tatkraft und ihre Fähigkeiten vom Metallarbeiter bis in ein hohes und politisches Staatsamt aufgestiegen sind. Nichts wäre ungerechter als das, wollte man dem jetzt seines Amtes enthobenen Präsidenten nachsagen, es sei das ‚Parteibuch‘, dem er seine Stellung zu verdanken habe. [...] Zum Regierungspräsidenten in Wiesbaden wurde Herr Ehrler als Nachfolger des verstorbenen Regierungspräsidenten Haenisch berufen und - obgleich er zuletzt unter Krankheit schwer zu leiden hatte - verschaffte er sich auch in diesem neuen Wirkungskreis Ansehen und Vertrauen, erfreute er sich als unparteiischer und gerechter Vorgesetzter bei seinen Beamten großer Beliebtheit. Der Regierungspräsident als ‚politischer Beamter‘ ist jetzt dem neuen politischen Kurs zum Opfer gefallen.“[1]

Er w​ar seit d​em 18. Mai 1920 m​it Christa Bender a​us Augsburg verheiratet. Sie hatten d​rei Kinder: Fritz Ehrler (* 12. September 1920; † 1942 i​n der Sowjetunion gefallen), Katharina Ehrler (* 4. November 1921; s​eit 1944 verheiratet m​it Gerd Wibbing) u​nd Hans Ehrler (* 29. Juli 1923; Ingenieur). Am 19. Oktober 1944 k​am das Ehepaar Ehrler i​n der Rüdesheimer Straße i​n Wiesbaden b​ei einem Bombenangriff u​ms Leben.

Literatur

  • Gerhard Beier: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984). Insel, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14213-4, S. 407.
  • Herrmann A. L. Degener (Hg.): Wer ist's? Unsere Zeitgenossen. 10. Auflage, Degener, Berlin und Leipzig 1935, S. 345
  • Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3884431595, S. 116–117.
  • Karlheinz Müller: Preußischer Adler und Hessischer Löwe. Verlag Kultur und Wissen, Wiesbaden 1966, S. 251–282, S. 417
  • Peter Sandner: Verwaltung des Krankenmordes. Der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus. Psychosozial-Verlag, Gießen 2003, ISBN 3-89806-320-8, S. 727, pdf
  • Heinrich Stohlmann: Beiträge zu Geschichte der Familien Wibbing. Selbstverlag, Herford 1984, S. 72

Einzelnachweise

  1. Neueste Zeitung, 13. Februar 1933, S. 5
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