Fritz-Reuter-Literaturmuseum
Das Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen widmet sich dem bedeutendsten Schriftsteller niederdeutscher Sprache Fritz Reuter (1810–1874) und befindet sich in dessen Geburtshaus am Marktplatz.
Fritz-Reuter-Literaturmuseum mit Fritz-Reuter-Denkmal | |
Daten | |
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Ort | Markt 1, 17153 Stavenhagen |
Art | |
Eröffnung | 1949 |
Besucheranzahl (jährlich) | 5.000 (1955) |
Leitung |
Marco Zabel (Direktor)
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Website | |
ISIL | DE-MUS-836517 |
Heute gilt das Fritz-Reuter-Literaturmuseum neben dem Reuter-Wagner-Museum in Reuters letzten Wohnhaus in Eisenach und weiteren ständigen Reuter-Ausstellungen in Altentreptow, Neubrandenburg und Dömitz als das bedeutendste Reuter-Museum.
Geschichte
Bereits 1910, zum 100. Geburtstag des Dichters, richtete die Stadt im Geburtszimmer eine „Reuterstube“ ein, die in der Folgezeit jedoch immer wieder als Amtsraum genutzt wurde.
1949 wurde das Museum gegründet und 1954 um einige Räume erweitert. Bereits 1955 hatte das Museum 5.000 Besucher.[1] Um 1955 wurde begonnen, eine Präsenzbibliothek zur niederdeutsche Literatur und Philologie und zur Reuter-Rezeption anzulegen, „damit das Fritz Reuter Museum mit der Zeit eine wirkliche Forschungsstelle für Fritz Reuters Werk und niederdeutsche Sprache werden kann …“[2] Ab 1960 stand nach dem Auszug der Stadtverwaltung fast das gesamte Gebäude als Museum zur Verfügung. In den 1970er Jahren konnten Reste der auf Karl Theodor Gaedertz zurückgehenden Reuter-Sammlung in den Bestand des Stavenhagener Museums übernommen werden.
Zu DDR-Zeiten wurde die Arbeit des Museums über Jahrzehnte eng vom Ministerium für Staatssicherheit „begleitet“.[3] In den 1960er- und 1970er-Jahren berichtete der Stasi aus der Museumsarbeit der IM „Wilhelm Scherer“, in den 1980er-Jahren der IM „Wolfgang Stammler“. „Scherer“ und „Stammler“ waren die Decknamen des Museumsdirektors Arnold Hückstädt. Im Mittelpunkt des Interesses standen die Museumskontakte zu „westdeutschen Reuterforschern oder -interessenten und zu anderen Kultureinrichtungen des Bezirkes Neubrandenburg und deren Mitarbeitern“.[4]
Hückstädts wissenschaftliche Mitarbeiterin Monika Weilandt, von 1991 bis 1993 erste Nachwendedirektorin des Museums, verpflichtete die Stasi 1987 unter dem Decknamen „GMS Ulrike“ zur inoffiziellen Mitarbeit. Zu berichten hatte Weilandt über das Museum besuchende Einzelpersonen und Reisegruppen aus dem Westen. Auch über deren Kontakte zu anwesenden DDR-Bürgern wollte die Stasi von ihr informiert werden. Die Zusammenarbeit endete drei Wochen nach dem Mauerfall im November 1989.
Im Jahr 2001 wurde das gesamte Haus saniert, die Räume wurden neu gestaltet und viele technische Details verändert.
Gebäude
Das Gebäude ist das ehemalige Stavenhagener Rathaus, ein imposanter zweigeschossiger Putzbau mit Mansarddach aus dem Jahre 1785–1788, in dem Reuters Vater fast 40 Jahre lang als Bürgermeister und Stadtrichter gearbeitet und mit seiner Familie gelebt hat. Im Erdgeschoss links befindet sich Reuters Geburtszimmer, das heute als Wohnzimmer des Biedermeier gestaltet ist.
Museumsleitung
Die bisherigen Museumsdirektoren:
- 1959–1991 Arnold Hückstädt
- 1991–1993 Monika Weilandt
- 1993–2015 Cornelia Nenz
- ab 2016 Marco Zabel[5]
Sammlung
Das Fritz-Reuter-Literaturmuseum bewahrt eine umfangreiche Sammlung von Reuters Handschriften, Dokumenten und Sachzeugen seiner Zeit und eine Fachbibliothek mit einem Bestand von etwa 15.000 Bänden.
Ausstellungen
Die im Jahr 2001 völlig erneuerte ständige Ausstellung dokumentiert das Leben und Schaffen Reuters und die Rezeption seines Werkes. In einer modernen literarischen Ausstellung werden Handschriften, Gemälde von Reuters Hand, Zeitdokumente und Gegenstände aus Reuters Besitz gezeigt.
Innerhalb der Ausstellung gibt es Stationen für Kinder und seit 2009 auch ein Filmkabinett, in dem mehrere Filme und eine Fernsehserie nach Reuters Werken abgerufen werden können.
In einem Nebengebäude befindet sich die Dauerausstellung „Ernst Lübbert – Leben und Werk“, und im Gewölbe des Stavenhagener Schlosses ist die Ausstellung „Franzosenzeit in Mecklenburg 1806–1813“ zu besichtigen.
Publikationen
Als Publikation des Museums wird seit 2000 (Band 23) das um den Untertitel Nahrichten ut de Reuterstadt erweiterte Jahrbuch kikut – Plattdütsch gistern un hüt herausgegeben. Das traditionsreiche Periodikum erscheint seit 1976 in (fast) jährlicher Folge. Einst gegründet von der Bezirksleitung Neubrandenburg des Kulturbunds der DDR als Arbeitsmaterial für Interessengemeinschaften und Freunde der niederdeutschen Sprache, später gemeinsam mit dem Volkskulturinstitut Rostock herausgegeben, wurde das Jahrbuch stets von einem in Stavenhagen beheimateten Redaktionskollegium betreut. Zuletzt erschien Band 35/36 (2014).
Fritz-Reuter-Literaturpreis
Seit 1999 wird jährlich zum Geburtstag von Fritz Reuter am 7. November in einer festlichen Veranstaltung der Fritz-Reuter-Literaturpreis der Stadt Stavenhagen und des Fritz-Reuter-Literaturmuseums übergeben. Der Preis wird für niederdeutsche Literatur bzw. Arbeiten über niederdeutsche Sprache und Literatur verliehen und durch die Sparkasse Neubrandenburg-Demmin gefördert.
Weblinks
Einzelnachweise
- Cornelia Nenz: „…auf Beschluß von Rath und Bürgerschaft …“. Die Stadt Stavenhagen und ihr berühmter Sohn. Beginn einer Bilanz. In: Fritz Reuter und die Reformbestrebungen seiner Zeit. Beiträge der Fritz Reuter Gesellschaft. Band 11. Rostock 2002, S. 126–143.
- Fritz-Reuter-Literaturmuseum, Archiv: Schreiben vom Kreisheimatmuseum Demmin an das Fritz-Reuter-Museum am 9. Dezember 1955.
- Viele Treffs mit Stasi-Leuten im Reuter-Museum. In: Nordkurier, Neubrandenburg, 14. März 2016, S. 24.
- Reutermuseum: einst Nest voller falscher und echter Germanisten. Forschungsprojekt soll klären, welche Rolle die Stasi im Fritz-Reuter-Literaturmuseum spielte. In: Mein Mecklenburg – Das Magazin für Mecklenburg-Vorpommern, Nr. 2, 2015, S. 53.
- Historiker Zabel wird neuer Leiter im Reuter-Literaturmuseum. Welt Online, dpa/mv, 2. Oktober 2015.