Frühlingstraße (Bad Reichenhall)
Die Frühlingstraße ist eine Straße in der oberbayerischen Kurstadt Bad Reichenhall.
Frühlingstraße | |
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Frühlingstraße auf Höhe der JVA Blickrichtung Südwesten | |
Basisdaten | |
Ort | Bad Reichenhall |
Hist. Namen | Grüne Gasse |
Anschlussstraßen | Grabenbachstraße/Saalachstraße |
Querstraßen | Grundnerweg, Von-Heinleth-Straße, Traunfeldstraße, Adalbert-Stifter-Straße, Vogelthennstraße, Johann-Häusl-Straße, Gewerkenstraße |
Nummernsystem | Orientierungsnummerierung |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Individualverkehr, ÖPNV |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 2,0 km |
Beschreibung
Die Frühlingstraße zweigt beim Kurgastzentrum von der Wittelsbacherstraße in nordwestlicher Richtung ab. Sie überquert an einem Bahnübergang die Bahnstrecke Bad Reichenhall–Berchtesgaden und verläuft – ab der Einmündung der Traunfeldstraße in nordöstlicher Richtung – parallel zur Bahnstrecke Freilassing–Bad Reichenhall bis in den Ortsteil Staufenbrücke, wo sie sich nach insgesamt zwei Kilometern in die Grabenbachstraße und die Saalachstraße aufteilt.
Etwa die Hälfte des Abschnitts zwischen Bahnübergang und der Einmündung der Adalbert-Stifter-Straße ist ein verkehrsberuhigter Bereich, die weitere Strecke bis zur ersten Bahnunterführung liegt in einer Tempo-30-Zone. Zwischen der Johann-Häusl-Straße und der Gewerkenstraße, in etwa dort wo der Grabenbach an die Oberfläche tritt, überquert die B 20/B 21 die Frühlingstraße.
In der Frühlingstraße befindet sich eine Justizvollzugsanstalt, die am 1. Oktober 1951 eröffnet wurde.[1] Die JVA hat eine Gesamtkapazität von 63 Gefangenen. Weil nur Untersuchungsgefangene inhaftiert werden und im Jahr 2019 80,77 % der Insassen ausländische Staatsangehörige waren, „kommen therapeutisch ausgerichtete Vollzugsmaßnahmen regelmäßig nicht in Betracht“.[1]
Geschichte
Der Bereich um die Frühlingstraße war bis zur Eingemeindung Teil der Gemeinde St. Zeno. Die Traunfeldmühle und der Weiler Vogelthenn, die sich heute nur noch in den Straßennamen wiederfinden, gehörten zur Hofmark des Stifts St. Zeno. Als sich Reichenhall ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zum „Weltkurort“ entwickelte, wuchs die Stadt immer weiter und auch in Gebiete der umliegenden Gemeinden. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch im Bereich der oberen Frühlingstraße viele Villen, Hotels und Kurpensionen errichtet. Bis etwa 1900 hieß die Frühlingstraße noch Grüne Gasse.
Beim Luftangriff auf Bad Reichenhall am 25. April 1945 erlitt die Frühlingstraße schwerste Schäden. Das Hauptangriffsziel waren die beiden Bahnhöfe der Stadt, die umliegenden Bereiche, insbesondere das Kammerbotenviertel, die Frühlingstraße und die Salzburger Straße, wurden auch in Mitleidenschaft gezogen. Die Häuser Frühlingstraße 3, 7, 12 ½, 12 ⅓, 12a, 12b, 15, 16, 18, 19 und 20 wurden völlig zerstört.[3] Schwere Schäden erlitten die Häuser 9 und 14.[3] Frühlingstraße 3 trug mittlere Schäden davon[3], die Häuser Frühlingstraße 1, 3 ½, 4, 5, 5 ½, 6, 8, 10, 11, 12, 17, 22, 26 und 45 wurden leicht beschädigt.[3] Mindestens 44 Personen starben an diesem Tag in der Frühlingstraße.[2] Das jüngste Opfer des Angriffs, ein zwölf Tage alter Säugling, starb wie die Mutter sowie weitere Familienangehörige und Hausbewohner im schwer beschädigten Haus Nr. 14.[2]
Zum Zeitpunkt des Angriffs gab es in Bad Reichenhall noch 15 Kinderlandverschickungslager, von denen sich einige in der Frühlingstraße befanden:
- Haus Almrausch, Frühlingstraße 5 (leicht beschädigt)
- Haus Rein, Rückgebäude Frühlingstraße 10 (leicht beschädigt)
- Haus Dora, Frühlingstraße 12 (leicht beschädigt)
- Haus Margarita, Frühlingstraße (durch Luftangriff vernichtet).[4]
Am 1. Oktober 1951 wurde in der Frühlingstraße die Justizvollzugsanstalt eröffnet, mit deren Bau bereits während des Zweiten Weltkriegs begonnen wurde.[1]
Nahverkehr
Die Frühlingstraße wird von den Stadtwerken Bad Reichenhall mit den Stadtbuslinien 1 und 2 sowie der Citybuslinie 4 angefahren. Die Haltestelle Frühlingstraße/Vogelthennstraße wird von Linie 1 und 4 angefahren, die Haltestelle Frühlingstraße/Johann-Häusl-Straße wird von allen Linien bedient.
Baudenkmäler
Da viele der Villen aus der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts beim Luftangriff schwer beschädigt oder völlig zerstört wurden, gibt es heute nur noch ein denkmalgeschütztes Objekt in der Frühlingstraße.
Adresse | Name | Beschreibung | erbaut | Lage | Bild |
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Frühlingstr. 8 | Villa Rein, Kurpension | Mit Schweifgiebel-Risalit, Eckerkertürmchen, Mansarddach und Balkons im Jugendstil. | 1898 | ▼ |
Weblinks
Einzelnachweise
- JVA Bad Reichenhall auf justiz.bayern.de (PDF; 468 kB), abgerufen am 12. April 2021
- Fritz Hofmann: Die Schreckensjahre von Bad Reichenhall, w.d.v.-Verlag, Mitterfelden; S. 177ff
- Hofmann: Die Schreckensjahre von Bad Reichenhall; S. 48ff
- Hofmann: Die Schreckensjahre von Bad Reichenhall; S. 52f
Literatur
- Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall. Ph.C.W. Schmidt, Neustadt/Aisch 2009, ISBN 978-3-87707-759-7.
- Johannes Lang: Straßennamen als Spiegel der Zeit in den Heimatblättern, Beilage des Reichenhaller Tagblatts vom 28. Oktober 2006
- F. X. Sänger: Reichenhaller Straßen und ihre Namen in den Heimatblättern, Beilage des Reichenhaller Tagblatts; März und August 2008
- Stadt Bad Reichenhall – Adressbuch; Auflistung aller Straßennamen mit Lagebeschreibung und Namensherkunft