Flechette
Das Flechette ist ein pfeilförmiges Projektil (Pfeilmunition).
Etymologie
Das Flechette ist abgeleitet von frz. Fléchette (deutsch Pfeilchen).[1]
Beschreibung
Flechettes besitzen in der Regel am hinteren Ende ein Leitwerk. Die Spitze ist meistens konisch oder ogival ausgeformt. Flechettes weisen aufgrund ihrer langgestreckten Form eine hohe Querschnittsbelastung auf, wodurch die Abbremsung durch den Luftwiderstand geringer ist als bei kürzeren, gleichschweren Geschossen mit größeren Durchmessern. Diese außenballistisch günstigen Eigenschaften ermöglichen eine höhere Reichweite. Die hohe Querschnittsbelastung verbessert in Bezug auf die zielballistische Wirkung die Durchschlagskraft.[1]
Unterkalibrige Flechettes
Aus Rohrwaffen werden Flechettes mittels Treibspiegeln verschossen. Durch den leichten Treibspiegel wird die Querschnittsbelastung innenballistisch günstig gesenkt, wodurch bei gegebener Treibladungsmenge und Rohrlänge eine höhere Mündungsgeschwindigkeit erreicht wird. Nach dem Verlassen des Rohres trennt sich das Geschoss vom Treibspiegel und erhält so die außenballistisch günstige hohe Querschnittsbelastung. Treibspiegelgeschosse werden aus zuglosen Rohren verschossen, wodurch der Rohrverschleiß, der bei gezogenen Rohren bei hohen Mündungsgeschwindigkeiten stark anwächst, deutlich reduziert werden kann. Flechettes für Rohrwaffen werden meist aus harten Materialien mit hoher Dichte gefertigt.
Vereinzelt wurde Flechette-Munition für Handfeuerwaffen konstruiert, die zum Beispiel bei Waffen im Kaliber 5,56 mm eine Mündungsgeschwindigkeit von etwa 1500 m/s ermöglichte. Die Treffergenauigkeit war, wie Versuche mit dem Steyr ACR zeigten, allerdings geringer als bei anderen Sturmgewehren. Die effektive Reichweite vergrößert sich auf etwa das Drei- bis Vierfache gegenüber Normalmunition gleichen Kalibers.
Wirkung
Flechettes führen zu schwerwiegenden Verletzungen, da sie im Körper des Opfers instabil sind und sich verformen. So verbog sich die Spitze bei Tests angelhakenförmig oder das gesamte Geschoss nahm eine U-Form an. Darüber hinaus neigen Flechettes dazu, sich im Ziel querzustellen.
Bei Tests wurden alle üblichen Schutzwesten und Helme durchschlagen. Dabei zog das Geschoss oftmals Teile dieses Schutzes oder auch normaler Kleidung in den Wundkanal. Insbesondere Schutzwestenteile führten dabei zu schweren Sekundärverletzungen.
Der Verlauf des Wundkanals ist nicht vorhersagbar. So fliegt das Geschoss gerade durch Stahl, verformt sich aber in weichem Gewebe und kann dadurch seine Bewegungsrichtung ändern.[2]
- Fliegerpfeile der Schweizer Armee aus dem Ersten Weltkrieg
- Unterwasser-Sturmgewehr APS
- Unterwasser-Pistole SPP-1M
Verwendung in anderen Waffensystemen
Teilweise wurde von den US Navy Seals im Vietnamkrieg Flechette-Munition in Flinten verwendet. Diese Munition erreichte eine höhere wirksame Reichweite als die sonst üblichen Kugelschrote. Eine Patrone enthielt 14 bis 40 Flechettes. Aufgrund der ungenügenden Wirkung im Ziel konnte sich diese Munition aber nicht durchsetzen.
Flechettes werden auch als Splitterkörper in Granaten und Sprengköpfen eingesetzt:
Artillerie:
105-mm-Granaten, die im Ziel mehrere tausend Flechettes freisetzen (zum Beispiel M494 105 mm APERS-T). 120-mm-Granaten sind gerade in der Entwicklung.
Flugzeuge:
Flechette-Raketengefechtsköpfe, die beispielsweise auf Hydra-Raketen montiert werden. Sie enthalten über tausend Flechettes und werden gegen Infanterieverbände eingesetzt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Karl Sellier, Beat P. Kneubuehl: Wundballistik: und ihre ballistischen Grundlagen, 2. Ausgabe, Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-10978-6, Seite 168. (Teilvorschau online)
- Patrone 5,56 mm Steyr Flechette- In: WaffenHQ.de.