Fizélyit
Fizélyit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb14Ag5Sb21S48[1] und gehört strukturell zu den Sulfosalzen mit Blei, Silber und Antimon.
Fizélyit | |
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(Größe: 13,5 × 7,5 × 2,8 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Pb14Ag5Sb21S48[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.JB.40a (8. Auflage: II/E.23) 03.04.15.08 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[2] |
Raumgruppe | P21/n (Nr. 14, Stellung 2)[3] |
Gitterparameter | a = 19,2767 Å; b = 13,2345 Å; c = 8,7230 Å β = 90,401°[3][2] |
Formeleinheiten | Z = 1[3][2] |
Zwillingsbildung | polysynthetische Zwillinge nach {010}[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,56; berechnet: 5,224[4] |
Spaltbarkeit | nach {010}[4] |
Bruch; Tenazität | spröde und brüchig |
Farbe | bleigrau bis stahlgrau |
Strichfarbe | dunkelgrau |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz |
Fizélyit ist in jeder Form undurchsichtig und entwickelt nur kleine, prismatische Kristalle bis etwa 12 Millimetern Länge, die stark gestreift und sehr spröde und brüchig sind. Seine Farbe variiert zwischen bleigrau und stahlgrau und auch seine Strichfarbe ist dunkelgrau.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Fizélyit in der „Grube Herja“ nahe Chiuzbaia im rumänischen Kreis Maramureș und beschrieben 1923 durch József Krenner und József Loczka, die das Mineral nach dem ungarischen Bergbau-Ingenieur und Entdecker des Minerals Sándor Fizély (1856–1918) benannten.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Fizélyit zur Abteilung der „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo er zusammen mit Andorit IV (ehemals Andorit), Ramdohrit, Roshchinit und Uchucchacuait die unbenannte Gruppe II/E.23 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Fizélyit in die neu definierte Abteilung der „Sulfosalze mit PbS als Vorbild“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach dem entsprechenden Vorbild und dessen Abwandlung (Derivat), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Galenit-Derivate mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Andorit IV, Andorit VI, Gustavit, Lillianit, Ramdohrit, Roshchinit, Treasurit, Uchucchacuait, Vikingit und Xilingolith die „Lillianitgruppe“ mit der System-Nr. 2.JB.40a bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fizélyit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Andorit, Bursait, Gustavit, Lillianit, Ramdohrit, Roshchinit und Uchucchacuait in der „Lillianitgruppe (Orthorhombisch, mit der Zusammensetzung AmBnS6 mit A=Pb, Ag, Mn und B=Sb, Bi)“ mit der System-Nr. 03.04.15 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.
Kristallstruktur
Fizélyit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2) mit den Gitterparametern a = 19,2767 Å; b = 13,2345 Å; c = 8,7230 Å und β = 90,401°[3] sowie einer Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].
Bildung und Fundorte
Fizélyit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in Blei- und Zinkerz-Lagerstätten. Als Begleitminerale treten unter anderem Dolomit, Galenit, Pyrit, Pyrrhotin, Quarz, Semseyit und Sphalerit auf.[4]
Als seltene Mineralbildung konnte Fizélyit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2012) rund 50 Fundorte als bekannt gelten.[5] Neben seiner Typlokalität „Grube Herja“ nahe Chiuzbaia fand sich das Mineral in Rumänien noch im nahegelegenen Stollen „Dealul Crucii“ (deutsch: Kreuzberg) und bei Baia Sprie (Felsöbánya, ungarisch Nagybánya) im Kreis Maramureș.
Bisher bekannte Fundorte in Deutschland sind Haslach im Kinzigtal (Baberast) und die „Grube Ludwig“ im Adlersbachtal bei Hausach in Baden-Württemberg sowie die „Grube Claus-Friedrich“ bei Sankt Andreasberg im niedersächsischen Oberharz.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Bolivien, China, Frankreich, Italien, Kanada, Russland, der Slowakei, Tadschikistan, Tschechien, Ungarn und den Vereinigten Staaten von Amerika (Colorado, Kalifornien und Nevada).[6]
Siehe auch
Literatur
- József Krenner, József Loczka: Fizélyit, egy új magyar ezüstérc, in: Matematikai és Természettudományi Értesitö, Band 40 (1923), S. 18–21 (PDF 331,8 kB, ungarisch)
- Hexiong Yang, Robert T. Downs, Jason B. Burt, Gelu Costin: Structure refinement of an untwinned single crystal of Ag-excess Fizélyite Ag5.94Pb13.74Sb20.84S48, in: The Canadian Mineralogist, Band 47 (2009), S. 1257–1264 doi:10.3749/canmin.47.5.1257
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 142.
- Webmineral - Fizélyite
- American Mineralogist Crystal Structure Database - Fizélyite
- Fizélyite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,7 kB)
- Mindat - Anzahl der Fundorte für Fizélyit
- Mindat - Fizélyite