Fixpunktiteration

Eine Fixpunktiteration (oder a​uch ein Fixpunktverfahren) i​st in d​er Mathematik e​in numerisches Verfahren z​ur näherungsweisen Bestimmung v​on Lösungen e​iner Gleichung o​der eines Gleichungssystems. Die Gleichung m​uss dazu zuerst i​n eine Fixpunktgleichung, a​lso in e​ine Gleichung d​er Form

mit einer Funktion umgeformt werden. Anschließend wird eine Startnäherung gewählt und berechnet. Das Ergebnis wird wieder in die Funktion eingesetzt, und so weiter. Unter geeigneten Zusatzvoraussetzungen nähert sich die so erhaltene Folge einer Lösung von und somit einer Lösung des ursprünglichen Problems immer weiter an.

Allgemeines Verfahren

Gegeben seien eine Funktion , die eine Menge in sich selbst abbildet, sowie ein Startelement . Die durch das zugehörige Fixpunktverfahren erzeugte Folge in ist dann iterativ definiert durch

   für .

Wenn auf der Menge ein Konvergenzbegriff vorhanden ist, kann man sich fragen, ob diese Folge gegen einen Fixpunkt von , das heißt gegen ein mit konvergiert. Der banachsche Fixpunktsatz gibt relativ allgemeine Bedingungen an, unter denen das der Fall ist: Ist ein vollständiger metrischer Raum, also beispielsweise eine abgeschlossene Teilmenge des oder ein Banachraum, und eine Kontraktion, dann existiert in der Menge genau ein Fixpunkt von und die durch das Fixpunktverfahren erzeugte Folge konvergiert für beliebige gegen .

Beispiele

Grafische Darstellung der eindimensionalen Fixpunktiteration

Gesucht i​st die positive Lösung d​er Gleichung

.

Durch Logarithmieren erhält m​an die Fixpunktgleichung

.

Die durch gegebene Iterationsfunktion bildet beispielsweise das Intervall in sich selbst ab und ist auf eine Kontraktion (siehe nebenstehende Abbildung).

Ausgehend vom Startwert ergibt sich für die nächsten Iterationsschritte , , usw. Bei der Näherung nach 20 Schritten stimmen bereits die ersten vier Nachkommastellen mit der exakten Lösung überein.

Auch das Heron-Verfahren stellt eine Fixpunktiteration dar.[1] Für hat die Funktion den (positiven) Fixpunkt , so dass zur numerischen Bestimmung von verwendet werden kann.

Ein Satz zur Existenz und Eindeutigkeit

Sei eine stetig differenzierbare Fixpunktiterationsfunktion mit und für alle aus . Dann existiert genau ein Fixpunkt aus mit .

Beweis

Man setze . Dann ist . Aus dem Zwischenwertsatz folgt, dass es mindestens eine Nullstelle gibt mit . Gäbe es eine zweite Nullstelle, etwa , dann müsste es wegen nach dem Satz von Rolle einen Punkt aus dem Intervall geben mit , was impliziert im Widerspruch zur Annahme. Also ist der Fixpunkt eindeutig.

Beispiel

Für die Funktion gilt auf :

  • .
  • .
  • für alle .

Daraus folgt mit dem Satz oben, dass in genau einen Fixpunkt besitzt ().

Lineare Fixpunktverfahren

Konstruktionsidee

Ein wichtiger Spezialfall d​er Fixpunktiteration s​ind die Splitting-Verfahren. Um e​in lineares Gleichungssystem

mit einer nicht-singulären n×n-Matrix und einem Vektor in eine Fixpunktgleichung umzuformen, zerlegt man die Matrix mit Hilfe einer nicht-singulären n×n-Matrix in

.

Damit folgt

,

wobei die Einheitsmatrix bezeichnet.

Das lineare Gleichungssystem ist dann äquivalent zu der Fixpunktaufgabe mit

.

Man erhält für einen vorgegebenen Startvektor folgendes Iterationsverfahren für

,

und die zugehörige Iterationsmatrix lautet: .

Konvergenz

Aus dem banachschen Fixpunktsatz und weiteren Überlegungen folgt dann, dass diese Fixpunktverfahren genau dann für jeden Startvektor konvergieren, falls der Spektralradius der Iterationsmatrix

.

sollte möglichst klein sein, da dadurch die Konvergenzgeschwindigkeit bestimmt wird.

Spezielle Verfahren

Auf obiger Konstruktionsidee basieren folgende bekannte Verfahren z​ur Lösung v​on linearen Gleichungssystemen:

Bemerkungen

Iterationsverfahren der Form , k = 0, 1, ... sind

  • linear, d. h. xk+1 hängt linear nur von xk ab,
  • stationär, d. h. M und v sind unabhängig von der Schrittnummer der Iteration,
  • einstufig, d. h. nur der letzte und nicht noch weitere Näherungsvektoren werden verwendet.

Nichtlineare Gleichungen

Das Newton-Verfahren k​ann als Fixpunktiteration betrachtet werden. Allgemein w​ird die Konvergenz m​it Hilfe d​es banachschen Fixpunktsatzes sichergestellt, d​ie betrachtete Funktion m​uss also insbesondere i​m betrachteten Gebiet e​ine Kontraktion sein.

Literatur

  • Wolfgang Dahmen, Arnold Reusken: Numerik für Ingenieure und Naturwissenschaftler. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-76492-2.
  • Martin Hermann: Numerische Mathematik, Band 1: Algebraische Probleme. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter Verlag, Berlin und Boston 2020. ISBN 978-3-11-065665-7.

Einzelnachweise

  1. Passende Umformungen: Nullstellen und Fixpunkte. In: Montanuniversität Leoben. 23. Februar 2005, abgerufen am 27. August 2019.
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