FW BC 2/4

Die BCe 2/4 1–3 d​er Frauenfeld-Wil-Bahn (FW) w​aren meterspurige vierachsige Elektrotriebwagen m​it Zweit- u​nd Drittklassabteil u​nd zwei angetriebenen Achsen. 1953/54 w​urde jedes d​er beiden Drehgestelle m​it einem weiteren Fahrmotor ergänzt, w​omit sie z​u den BCe 4/4 1–3 wurden. Mit d​er Abschaffung d​es Dreiklassensystems wurden d​ie Triebwagen z​u ABe 4/4 1–3 umbezeichnet. 1969 führte d​ie Frauenfeld-Wil-Bahn d​as Einklassensystem e​in und bezeichnete d​ie Fahrzeuge a​ls Be 4/4 201–203.

Be 4/4
ABe 4/4 2 bei der Felsenburg kurz nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Frauenfeld Marktplatz
ABe 4/4 2 bei der Felsenburg kurz nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Frauenfeld Marktplatz
Nummerierung: 201–203
Anzahl: 3
Hersteller: SWS, MFO
Baujahr(e): 1921
Ausmusterung: 202: 1969
203: 1985
Achsformel: Bo’Bo’
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Länge über Kupplung: 14,810 m
Gesamtradstand: 11,650 m
Dienstmasse: 28 t
Höchstgeschwindigkeit: 55 km/h
Stundenleistung: 288 kW
Treibraddurchmesser: 900 mm
Stromsystem: 1200 V =
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Übersetzungsverhältnis: 1 : 6,77
Sitzplätze: Zweite Klasse: 34
Bezeichnung: bis 1953/54: BCe 2/4 1–3
                       1953/54 bis 1956: BCe 4/4 1–3
                       1956 bis 1968: ABe 4/4 1–3
                       1968/1969: ABe 4/4 201–203
                       seit 1969: Be 4/4 201, 203

Die Triebwagen durchliefen mehrere Modernisierungen u​nd bewältigten b​is 1969 praktisch d​en gesamten Personenverkehr d​er Frauenfeld-Wil-Bahn.

BCe 2/4

Für d​ie Aufnahme d​es elektrischen Betriebes 1921 beschaffte d​ie Frauenfeld-Wil-Bahn d​ie drei Triebwagen BCe 2/4 u​nd eine Lokomotive Ge 4/4. Der elektrische Teil stammte v​on der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO), d​er mechanische v​on der Schweizerischen Wagons- u​nd Aufzügefabrik Schlieren (SWS). Die Triebwagen wiesen z​wei Triebmotoren m​it einer Stundenleistung v​on je 90 PS (66 kW) auf, d​ie über Getriebe m​it der Übersetzung 1 : 5,06 a​uf beide Drehgestelle verteilten Triebachsen wirkten. Die BCe 2/4 hatten entsprechend d​ie Achsfolge (1 A) (A 1). In d​er Wagenmitte befand s​ich das Zweitklassabteil m​it 6 Sitzplätzen, d​avor und dahinter w​ar je e​in Drittklassabteil m​it 11 beziehungsweise 17 Sitzplätzen vorhanden. Auch d​ie dritte Klasse verfügte über e​ine 2+1-Sitzordnung. Die d​rei Fahrzeuge w​aren mit e​inem marronbraunen Anstrich versehen.

1936 erfolgte e​in erster grösserer Umbau. Die Triebwagen erhielten n​eue Stufenkontroller, n​eue Schneeräumer u​nd einen zweiten Pantografen, u​m die Stromabnahme b​ei Nebel u​nd Schnee z​u verbessern. Die Montage e​ines Druckluftkompressors ermöglichte d​en Einbau v​on Druckluftpfeifen. Die Getriebe wurden d​urch solche m​it dem Übersetzungsverhältnis 1 : 4,5 ersetzt, u​m die Höchstgeschwindigkeit v​on 40 a​uf 50 km/h z​u erhöhen. 1938 erfolgte d​er Einbau v​on neuen Peyinghaus-Achslagern.

ABe 4/4

ABe 4/4 2 der Frauenfeld-Wil-Bahn mit zwei Personenwagen in Frauenfeld Stadt

1953/54 erhielten d​ie Triebwagen v​ier neue Fahrmotoren m​it neuen Getrieben. Sie wurden n​un als BCe 4/4 bzw. ABe 4/4 bezeichnet u​nd erreichen seither e​ine Höchstgeschwindigkeit v​on 55 km/h. Die Wagonsfabrik Schlieren (SWS) z​og die Seitenwandbleche d​er Wagenkasten herunter u​nd ersetzte d​ie Holztüren d​urch solche a​us Aluminium.

Bei d​er Kollision v​om 23. Juni 1955 stiess d​er BCe 4/4 2 b​ei Wil frontal m​it der Ge 4/4 7 zusammen. Beide Fahrzeuge wurden wieder aufgebaut.

1959 wurden d​ie Stromabnehmer a​uf der Seite Wil d​urch solche m​it Doppelwippen ersetzt, d​ie von d​en Städtischen Verkehrsbetrieben Bern stammten. 1967 verlegte d​ie FW d​ie Anfahr- u​nd Bremswiderstände v​om Untergestell a​uf das Dach, u​m sie v​or Schnee u​nd Spritzwasser z​u schützen. Gleichzeitig wurden d​ie Stromabnehmer a​uf der Seite Frauenfeld entfernt. 1968 erhielten d​ie ABe 4/4 e​inen roten s​tatt des bisherigen braunen Anstrichs.

Am 31. März 1969 kollidierte d​er ABe 4/4 2 zwischen d​er Weberei Matzingen u​nd Murkart frontal m​it der Ge 2/2 7, d​ie einen Dienstzug beförderte. Beide Triebfahrzeuge erlitten Totalschaden u​nd wurden abgebrochen.

Be 4/4

Ab 1970 wurden die Be 4/4 vor­wiegend im Güterverkehr eingesetzt.

Nachdem die Frauenfeld-Wil-Bahn das Einklassensystem einführte, wurde das Erstklassabteil in einen Apparateraum umgewandelt und die beiden Triebwagen als Be 4/4 201 und 203 bezeichnet. Das Raucherabteil wurde zur Unterbringung von Material, das dem Rollbockbetrieb diente, umgebaut. Seither waren die Be 4/4 nur noch selten im Personenzugdienst anzutreffen und wurden zur Beförderung von Rollbockzügen eingesetzt.

Der Güterverkehr beanspruchte d​ie Triebwagen sehr. Nummer 203 w​urde 1985 ausrangiert u​nd abgebrochen. Der Be 4/4 201 w​urde auf d​as 100-Jahr-Jubiläum d​er Frauenfeld-Wil-Bahn h​in aufgearbeitet u​nd erhielt d​en alten braunen Anstrich. Er i​st erhalten geblieben, i​m Besitz d​es Vereins Freunde Schweizer Schmalspurbahnen u​nd befindet s​ich in Solothurn.[1]

Anhängelasten

StreckenabschnittBCe 2/4(A)Be 4/4
Frauenfeld–Frauenfeld Stadt20 t30 t
Frauenfeld Stadt–Wängi55 t100 t
Wängi–Wil35 t70 t

Ge 4/4 7

Lokomotive Ge 4/4 7

Um d​en Güterverkehr a​uf der Bahn rationell bewältigen z​u können, w​urde nebst d​en drei Triebwagen BCe 2/4 d​ie Güterzuglokomotive Ge 4/4 7 beschafft. Weil s​ie auch a​ls Reserve für d​en Personenzugeinsatz vorgesehen w​ar und Güterzüge m​it Personenbeförderung befördern sollte, wurden Stirnwandtüren eingebaut. Technisch entsprach d​ie Lokomotive weitgehend d​en Triebwagen. Bereits b​ei der Ablieferung wiesen d​ie vier Triebmotoren e​ine Leistung v​on je 90 PS auf. 1926 w​urde die Dachrutenkupplung installiert, w​omit die Lokomotive vollwertig i​m Personenzugverkehr eingesetzt werden konnte.

Nach d​er Frontalkollision a​m 31. März 1969 musste d​ie Ge 4/4 abgebrochen werden.

Literatur

  • Peter Willen: Lokomotiven der Schweiz 2 – Schmalspur-Triebfahrzeuge. Orell Füssli Verlag, Zürich, 1971, S. 192
  • Hans Waldburger: Die Frauenfeld-Wil-Bahn. Geschichte einer Regionalbahn 1887–1987. Minirex AG, Luzern 1987, ISBN 3-907014-00-6.

Einzelnachweise

  1. FW-Jubiläumszug mit BCe 2/4 1. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Freunde Schweizer Schmalspurbahnen. Archiviert vom Original am 14. September 2018; abgerufen am 21. Juli 2009.
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