FH Joanneum
Die FH Joanneum (Eigenschreibweise in Versalien FH JOANNEUM) ist eine Fachhochschule mit drei Standorten Graz, Kapfenberg und Bad Gleichenberg in der Steiermark.
FH JOANNEUM | |
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Motto | Study your dream |
Gründung | 1995 |
Ort | Graz, Kapfenberg, Bad Gleichenberg |
Bundesland | Steiermark |
Land | Österreich |
Leitung | Karl-Peter Pfeiffer (wissenschaftlicher Geschäftsführer) Martin Payer (kaufmännischer Geschäftsführer)[1] |
Studierende | 4.637 (2018/19) |
Mitarbeiter | 726 (2018/19) |
Website | www.fh-joanneum.at |
Die FH Joanneum hat rund 5000 Studierende, rund 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 1180 Lehrbeauftragte.[2] Sie bietet Studiengänge mit wirtschaftswissenschaftlichem, technischem, gesundheitswissenschaftlichem und sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt. Sie ist eine von drei Fachhochschulen in Österreich, die keine Studiengebühren erheben. Die Fachhochschule ist als FH Joanneum Gesellschaft mbH akkreditiert, diese Gesellschaft wird vom Land Steiermark als Mehrheitsgesellschafter gehalten, weitere Anteilseigner sind die Landesgesellschaften Joanneum Research und Steirische Wirtschaftsförderung.
Geschichte
Die FH Joanneum wurde 1995 von der Joanneum Research GesmbH und dem Land Steiermark gegründet. 2001 wurde mit den medizinischen Lehrgängen am Campus Bad Gleichenberg begonnen und 2007 erhielt die FH Joanneum den Status einer Fachhochschule.
Departments / Studienangebot
Es werden 28 Bachelor- und 25 Master-Studiengänge sowie 16 postgraduale Master-Lehrgänge bzw. akademische Lehrgänge an sechs Departments und 26 Instituten angeboten. Die 6 Departments sind:
- Angewandte Informatik
- Bauen, Energie & Gesellschaft
- Engineering
- Gesundheitsstudien
- Management
- Medien & Design
Die Studiengänge werden in Vollzeit, berufsbegleitender oder berufsermöglichender Organisationsform angeboten. Berufsbegleitende Studiengänge finden entweder einige Wochen im Jahr geblockt oder abends statt und beinhalten zumeist einen hohen E-Learning-Anteil. Berufsermöglichende Studiengänge haben festgelegte Anwesenheitstage (z. B. Mittwoch bis Freitag), an den restlichen Wochentagen kann der Beruf bereits ausgeübt werden. An der FH Joanneum gibt es auch drei Studiengänge „Mobile Software Development“, „Produktionstechnik und Organisation“ sowie „Engineering and Production Management“, die in Form eines dualen Studiums organisiert sind. Das bedeutet, dass Studierende einige Monate an der FH studieren und dann einige Monate in einem Unternehmen arbeiten.
Projekte
- „joanneum racing graz“: Jedes Jahr konstruieren, bauen und vermarkten Studierende der Studiengänge „Fahrzeugtechnik“, „Industrial Design“, „Informationsdesign“, „Elektronik und Computer Engineering“, „Produktionstechnik & Organisation“, „Journalismus & Public Relations“ und „Physiotherapie“ ein ganzes Auto. Die Infrastruktur wie Werkstatt und Prüffeld gibt es in der FH. Verankert ist das Projekt im Studiengang „Fahrzeugtechnik“ und wird von Sponsoren unterstützt. Mit dem Wagen nehmen sie dann an der „Formula Student“ und anderen FSAE-Wettbewerben teil. Die größten Erfolge sind Gesamtsiege 2006, 2015 und 2021 bei der Formula SAE Italy sowie die 3. Gesamtränge 2007, 2015 und 2016 in Hockenheim, bei der Formula Student UK 2008 in Silverstone sowie 2015 in Michigan.
- Das Magazin „blank“, der lokale Weblog "Annenpost"[3] und weitere Kommunikationsprojekte werden jedes Jahr von Studierenden von „Journalismus und PR“ erstellt.[4]
Initiativen
- Jedes Jahr nimmt die FH Joanneum an der KinderUni Graz teil, in deren Rahmen Kinder an verschiedenen Workshops und Vorlesungen teilnehmen können.
- Im Jahr 2010 wurde der Standort Bad Gleichenberg der Fachhochschule mit dem Sustainability Award des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung sowie des Lebensministeriums ausgezeichnet sowie von der Österreichischen UNESCO zum UN-Dekadenprojekt für Bildung für nachhaltige Entwicklung ernannt.
- Seit 2008 finden an der FH Joanneum offene Barcamps zu unterschiedlichen Themengebieten statt.[5][6] Regelmäßig wird vom Studiengang Content Strategie das sogenannte COSCAMP[7] durchgeführt.
- Die FH Joanneum ist Mitglied der österreichischen Plattform Industrie 4.0 und bringt sich dort unter anderem rund um das Thema "Arbeitsplatz der Zukunft" ein.[8]
Zertifizierungen und Labors
- Electronic Design Center: Digital Short Range Radio, Embedded Systems, DSP
- Gender-Mainstreaming: Roberta-Regiozentrum
- Kompetenzknoten Telematik Kapfenberg
- Kompetenzzentrum für Gesundheitsberichterstattung
- Netzwerk-Ausbildung: Cisco Networking Academy
- Seminare und Workshops für Führungskräfte (Summer Business School)
- Health Perception Lab (HPL) — Labor für Gesundheit und Sensorik
- Entology Net:Force Lab — Showroom und Erklärungsforum für IT-Anwendungen
- Wahrnehmungs-Labor Vision Space: 3D-Visualisierung, technologiegestützte Lernprozesse und Human-Computer-Interaction
- Labor für Metabolomik: Analyseverfahren der biomedizinischen Forschung
- Sportwissenschaftliches Labor „SpoWiLab“
- Labor für Avionik und Flugsicherungstechnik
- Labor für Flugsimulation
- Labor für Bauphysik und Fassadentechnik
- Labor für Hochfrequenztechnik und Elektromagnetische Verträglichkeit
- Fahrzeugtechnik-Prüffeld (Akkreditierung als Prüfstelle nach ÖVE/ÖNORM EN ISO/IEC 17025)
- Streaming Studio: Web-Radiostudio
- eGovernment Service Lab: Freischaltungen der Bürgerkarte und Handysignatur
- Smart Production Lab: Industrie 4.0 Labor
Forschungseinrichtung
Das „ZML – Zentrum für innovative Lernszenarien“ entwickelt Lernszenarien, die auf der Unterstützung durch Technik bzw. Web-Anwendungen basieren. Dazu gehören z. B. die Kommunikation in Netzwerken oder 3D-Simulationen. Im ZML werden aber auch E-Learning-Szenarien erforscht. Dabei beschäftigt sich das ZML z. B. mit der Benutzerfreundlichkeit verschiedener Oberflächen (Usability) oder mit dem „Lernen durch Computerspiele“, bei dem in verschiedenen Projekten die Wirkung von Lernspielen am PC erforscht wird.
Kritik an Approbation von Rassentheorien
Im Jahr 2018 wurde an der FH Joanneum eine Bachelorarbeit im Fach Logopädie approbiert und mit »sehr gut« beurteilt, die pseudowissenschaftliche Rassentheorien vertritt: »nach wissenschaftlichen Kriterien [ist] festzustellen, dass der Intelligenzquotient von Europiden (Europäern) im Durchschnitt höher ist als der von Negriden (Afrikanern) (...) und gleichzeitig niedriger als jener von Mongoliden (Ostasiaten) […] Die Hälfte der mittleren Sprechstimmlagen der Türken gelten, nach deutschen Maßstäben, als pathologisch.« Der Titel der Arbeit sollte ursprünglich »Rasse und Stimme« lauten, wurde auf Anraten eines externen Gutachters – damals ein Student der Karl-Franzens-Universität in Graz –auf »Innerartliche Variation des menschlichen Vokaltraktes und der Stimme«[9] entschärft. Ein Mitglied der Prüfungskommission an der FH und Zweitbegutachter der zweiten Bachelorarbeit des Studenten, Ralf Vollmann vom Institut für Sprachwissenschaft der Karl-Franzens-Universität in Graz, hatte mit dem Verfasser gemeinsame Arbeiten publiziert. Nach internen Hinweisen auf die problematischen Inhalte holte die Fachhochschule eine Stellungnahme des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes ein. Darin wurde die Arbeit als skandalös bezeichnet und als »Versuch, pseudowissenschaftlich rassistische Arbeiten auf Grundlage der Rassennomenklatur, die infolge der NS-Zeit als verpönt gilt, zu rehabilitieren« sowie als wissenschaftlich fragwürdig, denn »kommt über das Niveau einander widersprechender Hypothesen nicht hinaus, denen eine naturwissenschaftlich-empirische Untermauerung sowie Beweisführung abgeht«, sie befinde sich jedoch »innerhalb des gesetzlichen Rahmens«; der Autor sei in rechtsradikalen Kreisen bekannt. Nach Bekanntwerden des Skandals erklärte die Fachhochschule, keine weiteren Schritte gegenüber dem Studierenden einzuleiten, denn die Arbeit sei »rechtlich einwandfrei«. In einem E-Mail an das DÖW schrieb die FH Joanneum auch, keine weiteren Schritte unternehmen zu wollen, weil sie Attacken aus der rechten Szene fürchte, da der Autor »im Falle einer Konsequenz über ein gutes Netzwerk in juristische wie mediale Richtung verfügt und dies möglicherweise noch unangenehmere Folgen hätte als eine stille Akzeptanz der Arbeit«. Der Erstbegutachter meinte nachträglich, er habe nichts von »rassistischen oder gar verbotenen« Inhalten bemerkt, da er nicht gewusst hatte, dass der Verfasser der rechten Szene zuzuordnen ist. Rudolf Muhr, ebenfalls vom Institut für Sprachwissenschaft der Karl-Franzens-Universität, meinte: »Das kann doch nicht sein, dass an der Universität Rassisten gefördert werden. Diese völlig unwissenschaftliche Arbeit muss aberkannt werden.« Die zuständige Landesrätin für Wissenschaft Barbara Eibinger-Miedl beauftragte eine weitere externe Untersuchung.[10]
Fachhochschulkollegium
Das Fachhochschulkollegium wurde zur Durchführung und Organisation des Lehr- und Prüfungsbetriebes eingerichtet. Leiter des Kollegiums ist Uwe Trattnig.
Studierendenvertretung
Die Studierendenvertretung (ÖH) der Fachhochschule existiert seit dem Wintersemester 2005/2006 und heißt öh joanneum.[11]
Weblinks
Einzelnachweise
- Organe der FH JOANNEUM. Abgerufen am 25. Januar 2018.
- Annual Report 2019-2020. FH JOANNEUM, abgerufen am 10. Mai 2020.
- annenpost.at - Der Weblog für das Grazer Annenviertel. Abgerufen am 10. Mai 2021 (deutsch).
- FH JOANNEUM Journalismus und Public Relations (PR). Abgerufen am 10. Mai 2021 (deutsch).
- Graz: Sieben BarCamps an FH Joanneum am Wochenende - derStandard.at. Abgerufen am 9. Mai 2020 (österreichisches Deutsch).
- Barcamp Archiv – barcamp.at. Abgerufen am 9. Mai 2020.
- CosCamp. Abgerufen am 9. Mai 2020 (deutsch).
- Plattform Industrie 4.0: Wie wird der Arbeitsplatz der Zukunft aussehen? Abgerufen am 23. April 2021.
- Die innerartliche Variation des menschlichen Vokaltrakts und der Stimme Researchgate, Januar 2018.
- Nina Müller: Gutachter vergab 'Sehr gut'. FH Joanneum akzeptierte rassistische Bachelorarbeit Kleine Zeitung, 18. Mai 2019; Nina Müller: Gerade auf externe Gutachter darf man sich nicht blind verlassen Kleine Zeitung, 19. Mai 201; Walter Müller: Rassistische Bachelorarbeit an FH Joanneum approbiert Der Standard, 17. Mai 2019; Nina Müller, Norbert Swoboda: Rufschädigung. Rassistische FH-Arbeit wird neu geprüft Kleine Zeitung, 21. Mai 2019; Rassistische Abschlussarbeit an der FH Joanneum: Prozess geht weiter Kleine Zeitung, 21. Mai 2019; Stellungnahme der FH JOANNEUM zu „Rassistische Bachelorarbeit an FH approbiert“ FH Joanneum, 17. Mai 2019; Lessons Learnt und Maßnahmen FH Joanneum, 20. Mai 2019; Aufregung um Bachelor-Arbeit an der FH Joanneum Kronenzeitung, 21. Mai 2019; Fachhochschule Joanneum: Landesrätin beauftragt nun externe Untersuchung Kleine Zeitung, 21. Mai 2019; Wirbel um ethisch fragwürdige Bachelorarbeit an FH Joanneum Die Presse, 23. Mai 2019; Lisa Duhm: Student erhält für rassistische Abschlussarbeit ein „sehr gut“ Der Spiegel, 23. Mai 2019;; Walter Müller: Affäre um rassistische Bachelorarbeit an Grazer FH weitet sich aus Der Standard, 23. Mai 2019; Fachhochschule Joanneum: Landesrätin beauftragt nun externe Untersuchung Kleine Zeitung, 21. Mai 2019; Nina Müller, Norbert Swoboda: Jetzt meldet sich der Gutachter zu Wort Kleine Zeitung, 24. Mai 2019
- Lerne uns kennen - öh joanneum öh joanneum. Abgerufen am 10. Mai 2021.