Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen
Die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen (FUEV, engl.: Federal Union of European Nationalities, FUEN) ist eine unabhängige Dachvereinigung von Organisationen nationaler Minderheiten Europas mit derzeit etwa 90 Mitgliedsorganisationen[1] aus 33 europäischen Staaten.
Geschichte
Die FUEV wurde am 19./20. November 1949 in Versailles (Frankreich) gegründet. Sie versteht sich als Nachfolgeorganisation des von 1925 bis 1938 bestehenden Europäischen Nationalitätenkongresses. Erster Präsident war der Belgier Charles Plisnier. Seit 1989 hat die FUEV den Teilnehmenden Status beim Europarat und seit 1995 den Konsultativen Status bei den Vereinten Nationen.
2016 wurde Loránt Vincze als Nachfolger von Hans Heinrich Hansen zum Präsidenten der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen gewählt. Im Juni 2019 wurde Vincze in dieser Funktion für drei weitere Jahre für die Funktionsperiode bis 2022 bestätigt.[2][3]
Organisation
Das Präsidium der FUEV besteht derzeit aus Repräsentanten von Minderheiten aus verschiedenen Staaten – dazu gehören je ein Vertreter der Deutschen in Dänemark, der Südtiroler in Italien, der Kroaten in Österreich, der Ungarn in Rumänien (der Präsident Loránt Vincze), der Deutschen in Russland, der Türken in Griechenland, der Sorben und Dänen in Deutschland sowie der ProDG in Belgien. Das Präsidium wird demokratisch gewählt.
Das Generalsekretariat der FUEV hat seinen Sitz an der Schiffbrücke in Flensburg.
Ziele und Aktivitäten
Die FUEV verfolgt das Ziel der Erhaltung und Förderung der nationalen Identität, der Sprache, der Kultur und der Geschichte von nationalen Minderheiten. Sie tritt für ein gutnachbarschaftliches, friedliches Zusammenleben von Mehrheitsbevölkerung und Minderheit eines Staates oder einer Region ein und lehnt Separatismus und jegliche gewaltsame Grenzverschiebungsvorhaben ab.
Sie vertritt die Ansicht, dass zu einer friedlichen Entwicklung Europas die Rücksicht auf die berechtigten Interessen der nationalen Minderheiten und ethnischen Volksgruppen auf Wahrung ihrer angestammten Identität und die Hilfe bei der Bewahrung ihrer traditionellen Kultur gehört und zielt diesbezüglich insbesondere auf die europäischen Parlamente, Regierungen sowie Institutionen als Gesprächspartner ab.
1967 legte die FUEV Grundsätze für ein europäisches Volksgruppenrecht vor, die sie im Laufe der Jahre überarbeitete und ergänzte. Diese Grundsätze entwickelte sie zu einem Konventionsentwurf für die Grundrechte der Volksgruppen Europas weiter und brachte sie ab 1991 bei der OSZE, den Vereinten Nationen, dem Europarat und dem Europäischen Parlament ein.
Die FUEV unterstützt die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen und die Konvention zum Schutze der nationalen Minderheiten und erhofft sich deren baldige Ratifizierung und Umsetzung durch alle Mitgliedstaaten des Europarates.
Zu den Aktivitäten der FUEV zählen darüber hinaus u. a. die Organisation eines Jahreskongresses mit Vertretern europäischer Minderheiten und weiterer Treffen, Symposien und Veranstaltungen, die Verabschiedung von Stellungnahmen und Resolutionen[4], Veröffentlichung von Pressemitteilungen, Fact-Finding-Missions (Besuche von nationalen Minderheiten zur Erkundung ihrer Lage). Ferner ist sie Herausgeberin der Zeitschrift Europa Ethnica.
Unter Verweis darauf, dass es in der Politik und in der Wissenschaft immer noch keinen Konsens über eine verbindliche Definition einer Nationalen Minderheit gibt, hat die FUEV 2006 ihre Definitionen, Prinzipien, Forderungen und Empfehlungen in Form einer Charta, der Charta der autochthonen, nationalen Minderheiten in Europa,[5] zusammen mit der Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV), unterzeichnet und veröffentlicht.
Finanzierung
Die FUEV finanziert sich durch Beiträge ihrer Mitglieder und staatlicher Einrichtungen wie Österreich, Bundesland Kärnten, die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien, die Schweiz, Kanton Graubünden, Dänemark, Bundesland Schleswig-Holstein[6], das Bundesland Brandenburg, Freistaat Sachsen, die Autonome Region Trentino-Südtirol, Autonome Provinz Südtirol, die Niederlande, Provinz Fryslân und die Bundesrepublik Deutschland. Zudem erhält sie Fördermittel der Hermann-Niermann-Stiftung.
Belege
- Mitgliedsorganisationen der FUEV
- Loránt Vincze als FUEN-Präsident wiedergewählt. 15. Juni 2019, abgerufen am 14. Juli 2019.
- Vincze bleibt an der Spitze der FUEN. 17. Juni 2019, abgerufen am 14. Juli 2019.
- Publizierte Dokumente und Resolutionen der FUEV (Memento des Originals vom 16. Dezember 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- CHARTA der autochthonen, nationalen Minderheiten in Europa (Memento des Originals vom 17. Dezember 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Minderheitenbericht 2002 der Landesregierung Schleswig-Holstein