Eugen Schönhaar
Eugen Schönhaar (* 29. Oktober 1898 in Esslingen am Neckar; † 1. Februar 1934 in Berlin) war ein deutscher kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Leben
Schönhaar absolvierte eine Lehre zum Kernmacher, während der er sich 1912 der Arbeiterjugendbewegung anschloss. Während des Ersten Weltkrieges wurde er 1916 zu drei Monaten Haft verurteilt, da er sich offen gegen den Krieg ausgesprochen hatte. 1917 wurde er zum Kriegsdienst einberufen. Nach Kriegsende sympathisierte er mit der Spartakusgruppe und trat in die KPD ein.
Nach einem Jahr wurde Schönhaar in die Zentrale der Kommunistischen Jugend Deutschlands gewählt. Ab 1921 gehörte er dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Jugendinternationale an. Er war von 1924 bis 1927 im Mitteleuropäischen Büro der Internationalen Arbeiterhilfe in Berlin tätig, von wo er 1928 in die Vereinigten Staaten geschickt wurde. Nach seiner Rückkehr begann er im Zentralkomitee der KPD in Berlin zu arbeiten.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten setzte er ab Frühjahr 1933 die Arbeit illegal fort. Infolge des Überlaufens von Alfred Kattner, der im Karl-Liebknecht-Haus, der Parteizentrale der KPD, tätig war und somit Verbindungen zum ZK und dessen führenden Köpfe hatte, wurde Schönhaar im November 1933 mit anderen Funktionären der KPD verhaftet und in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar 1934, zusammen mit John Schehr, Rudolf Schwarz und Erich Steinfurth von der Gestapo, am Berliner Kilometerberg angeblich auf der Flucht, erschossen, nachdem der Gestapospitzel Alfred Kattner am 1. Februar im Auftrag der KPD erschossen worden war.[1][2] Für die Ausführung des Mordes war der Polizeikommissar Bruno Sattler verantwortlich.[3]
Ehrungen
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Eugen Schönhaars sterbliche Überreste umgebettet und in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt. Seine Grabstelle befindet sich an der Ringmauer der 1951 eingeweihten Gedenkstätte.[4]
Seit 1954 finden am Kilometerberg im Ortsteil Berlin-Wannsee Gedenkveranstaltungen für Eugen Schönhaar und die drei anderen dort ermordeten Widerstandskämpfer statt.[5] Dort befindet sich auch ein Gedenkstein für die vier Widerstandskämpfer.
Im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg wurde die Eugen-Schönhaar-Straße nach ihm benannt.
Ein Zubringertrawler mit der Fischereikennnummer ROS 416 der „Artur Becker“-Baureihe erhielt ebenfalls seinen Namen.
In Esslingen wurde ein Stolperstein für ihn verlegt.
Familie
Sein Sohn Carlo Schönhaar (1924–1942) war auch Gegner des NS-Regimes. Er floh mit seiner Mutter nach der Verhaftung seines Vaters in die Schweiz. Von dort wurden sie nach kurzer Zeit ausgewiesen. Sie flohen weiter nach Frankreich, wo Carlo sich 1941 einer französischen Widerstandsbewegung anschloss und im Frühjahr 1942 von einem Spitzel der Gestapo verraten wurde. Im Schnellverfahren wurde er zum Tode verurteilt und am 17. April 1942 mit anderen französischen Widerstandskämpfern in Paris erschossen.
Seine Frau Odette Schönhaar schloss sich ebenfalls der französischen Widerstandsbewegung an und wurde einen Tag nach der Verhaftung Carlos festgenommen. Nach 17 Tagen im Pariser Gefängnis La Santé und sechs Monaten Gestapohaft in Berlin wurde sie ins KZ Ravensbrück deportiert, wo sie bis zur Befreiung durch die Rote Armee im April 1945 inhaftiert war. Nach dem Krieg kehrte Odette Schönhaar nach Frankreich zurück und arbeitete für die L’Humanité, das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Frankreichs.[6]
Literatur
- Nikolaus Brauns: Schafft rote Hilfe! Geschichte und Aktivitäten der proletarischen Hilfsorganisation für politische Gefangene in Deutschland (1919-1938). Bonn 2003, ISBN 3-89144-297-1
- Nikolaus Brauns: Der Mann im Hintergrund. Eugen Schönhaar als Organisator der Arbeiterbewegung und der Roten Hilfe. In: Sabine Hering, Kurt Schilde (Hrsg.): Die Rote Hilfe. Die Geschichte der internationalen kommunistischen "Wohlfahrtsorganisation" und ihrer sozialen Aktivitäten in Deutschland (1921–1941). Leske + Budrich, Opladen 2003, ISBN 3-8100-3634-X, Seite 201–210
- Luise Kraushaar et al.: Deutsche Widerstandskämpfer. Band 2. Dietz Verlag: Berlin 1970, Seite 193ff.
- Friedrich Pospiech: Eugen Schönhaar und Sohn Carlo. Kommunisten – Widerstandskämpfer – 1934/1942 vom Naziregime ermordet. Zwei Leben für die Freiheit Deutschlands und Frankreichs. 2. Auflage, o. O. 2001
- Schönhaar, Eugen. In: Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.
Weblinks
- Biographie Eugen Schönhaar, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
- Dagmar Weinberg: Eine Familie im Widerstand. In: Esslinger Zeitung, 22. Januar 2011.
Einzelnachweise
- Ronald Sassning: Thälmann, Wehner, Kattner, Mielke. Schwierige Wahrheiten. In: Utopie kreativ, Heft 114, April 2000, S. 362–375 (PDF-Datei; 112 kB)
- Kommunistischer Fememord. In: Potsdamer Tageszeitung, 2. Februar 1934.
- John Schehr und Genossen. Ein Mord, ein Mythos und die Folgen (Memento vom 4. März 2013 im Internet Archive) Feature auf MDR Figaro vom 2. März 2013
- Sozialistenfriedhof
- Neues Deutschland, 2. Februar 1954.
- Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.