Escuela Latinoamericana de Medicina
Die Escuela Latinoamericana de Medicina (Lateinamerikanische Schule für Medizin, ELAM) ist eine speziell zur Arztausbildung ausländischer Studenten eingerichtete Hochschule in Kuba. Sie besteht seit 1999 und hat ihren Hauptsitz in der Hauptstadt Havanna.
Lateinamerikanische Schule für Medizin | |
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Gründung | 15. November 1999 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Havanna |
Land | Kuba |
Studierende | 12.000 |
Website | www.sld.cu |
Geschichte
Die Idee zur Gründung der Schule entstand 1998, als durch die Hurrikane Georges und Mitch in Mittelamerika und der Karibik über 10.000 Menschen starben und Millionen obdachlos wurden. Kuba entsandte damals medizinische Hilfsbrigaden in fünf Länder der Region. Der Export medizinischen Fachpersonals ist seit den 1990er Jahren fester Teil der kubanischen Außenpolitik. Vor diesem Hintergrund kündigte Staatspräsident Fidel Castro im November 1998 die Einrichtung einer Medizinhochschule zur kostenlosen Ausbildung von Studenten aus Entwicklungsländern an, worauf die kubanischen Behörden unmittelbar mit der Realisierung der Idee begannen. Im November 1999 wurde die Hochschule eröffnet und nahm ihren regulären Betrieb auf. Als Gründungsrektor leitete Juan Carrizo die ELAM bis zu seinem Tod im November 2012.[1]
Seit 2012 werden an der ELAM auch Studierende ausgebildet, deren Ausbildungskosten nicht vom kubanischen Staat, sondern von ihren jeweiligen Herkunftsländern oder dritten Regierungen getragen werden.[2][3] Darüber hinaus ist die ELAM über bilaterale Abkommen in medizinische Fortbildungsprogramme in 67 Staaten eingebunden.[2]
Die ELAM ist die mit Abstand größte der insgesamt drei von Kuba betriebenen internationalen Hochschulen – neben ihr existieren die 1985 gegründete Internationale Film- und Fernsehhochschule in San Antonio de los Baños sowie die seit 2001 bestehende Internationale Sporthochschule in San José de las Lajas.
In verschiedenen Ländern haben ELAM-Absolventen inzwischen eigene Initiativen zur Förderung der Gesundheitsversorgung gegründet.[4][5]
Ausbildung
Die ELAM beschränkt sich auf die Ausbildung von Allgemeinärzten in der primären Gesundheitsversorgung. Studenten, die Spanisch nicht als Muttersprache sprechen, absolvieren einen intensiven Spanischkurs über die Dauer eines Semesters. Die ersten zwei Jahre der ärztlichen Ausbildung werden auf dem Campus unterrichtet, anschließend werden die Studenten auf über das gesamte Land verteilte Kliniken aufgeteilt, wo sie bereits ab dem dritten Ausbildungsjahr zur regelmäßigen Übernahme von Tag- und Nachtwachen verpflichtet sind. In der Regel folgt auf die in zehn Semester gegliederte Ausbildung ein einjähriges Praktikum und die abschließende staatliche Prüfung zur Erlangung des Titels Doktor der Medizin. Im Rahmen internationaler Ausbildungspartnerschaften kann das Praktikum auch außerhalb Kubas absolviert werden.
Außer den unmittelbar für die ärztliche Praxis relevanten Ausbildungsfächern umfasst das Studienprogramm in den ersten vier Semestern Sportunterricht sowie über die gesamten zehn Semester Englischunterricht.[6]
Studierende
Jährlich nimmt die Schule schätzungsweise 1500 neue Studierende auf, die mehrheitlich aus ärmeren Regionen in Entwicklungsländern stammen, deren ärztliche Versorgung am schlechtesten ist. Es existiert außerdem unter anderem ein Stipendienprogramm für US-Amerikaner,[5] bei der die Vorauswahl über eine US-amerikanische Nichtregierungsorganisation erfolgt.[7] Rund 13.000[5] mehrheitlich weibliche Nachwuchsmediziner aus über 100 verschiedenen Ethnien studieren gleichzeitig an der ELAM.[8] Bei der Studienplatzvergabe werden Angehörige benachteiligter Minderheiten bevorzugt. In die Auswahlverfahren in den Herkunftsländern sind in der Regel die jeweiligen Botschaften Kubas eingebunden.
Die ersten Studenten kamen aus Nicaragua und trafen im Februar 1999 in Kuba ein. Zum Zeitpunkt der Eröffnung der ELAM im November 1999 gab es 933 Studierende aus 18 Ländern. Im August 2005 verließen die ersten 1600 erfolgreich zu Ärzten ausgebildeten die ELAM, inzwischen liegt die Zahl der Absolventen bei über 23.000.[8]
Studierende können nach ihrem Abschluss besonderen vertraglichen Verpflichtungen unterliegen. So müssen beispielsweise südafrikanische Studierende vor Entsendung an die ELAM eine Verpflichtungserklärung unterschreiben, gemäß der sie nach Abschluss ihres Studiums dem staatlichen südafrikanischen Gesundheitssystem für die der Ausbildung entsprechende Dauer (von in der Regel fünf Jahren) an jedem von der Behörde bestimmten Einsatzort zur Verfügung stehen.[9] Im Sommer 2013 lag die Zahl der südafrikanischen Medizinstudenten in Kuba bei rund 1000.[10]
Lage
Der Hauptsitz der Schule befindet sich auf dem 120 Hektar großen Gelände einer ehemaligen Marineakademie im Nordosten Havannas, am Rande des zum Municipio Playa gehörenden Vorortes Santa Fe. Einen zweiten Campus betreibt die ELAM in der ostkubanischen Metropole Santiago de Cuba.[11]
Literatur
- Daniel Hammett: Physician Migration in the Global South between Cuba and South Africa, in: International Migration Vol. 52, Heft 4, S. 41–52, vom August 2014 (englisch)
Weblinks
- Escuela Latinoamericana de Medicina, offizielle Webseite (spanisch)
- Ray Suarez: Debt-Free Doctors Part of Cuba's Foreign Policy Strategy (Video, 7'55 Min.), TV-Beitrag von PBS Newshour vom 22. Dezember 2010 (englisch)
- Escuela Latinoamericana de Medicina in der staatlichen kubanischen Online-Enzyklopädie EcuRed (spanisch)
- Don Fitz: The Latin American School of Medicine Today, in: Monthly Review Vol. 62 Heft 10 vom März 2011 (englisch)
Einzelnachweise
- MEDICC Honors the Life & Memory of Dr. Juan Carrizo, Rector of the Latin American Medical School, (Memento vom 18. Februar 2015 im Internet Archive) auf der Webseite der NGO MEDICC, abgerufen am 17. Februar 2015 (englisch)
- Cuba’s ELAM — making dreams come true, in: Arab News vom 31. Oktober 2013, abgerufen am 18. Februar 2015 (englisch)
- Kalyan Kumar: New Zealand and Cuba Sign Agreement for Medical Cooperation in Pacific Islands, (Memento vom 18. Februar 2015 im Internet Archive) in: International Business Times vom 17. Februar 2015 (englisch)
- Alexander Braja: Das erste Krankenhaus der Garifuna, in: Quetzal vom Mai 2014, abgerufen am 18. Februar 2015
- David Böcking: Auf Kuba ausgebildete US-Ärztin: Castros Freundin in der Bronx, in: Spiegel Online vom 22. Dezember 2014, abgerufen am 18. Februar 2015
- Síntesis del Plan de Estudio de la Carrera de Medicina (Memento vom 26. Juli 2015 im Internet Archive) (PDF), Übersicht über das Studienprogramm auf der Webseite der ELAM, abgerufen am 18. Februar 2015 (spanisch)
- FAQ: Full Scholarship Program to Study Medicine in Cuba, auf der Webseite der NGO IFCO, abgerufen am 17. Februar 2015 (englisch)
- Latin American Medical School (ELAM), auf der Webseite der NGO MEDICC, abgerufen am 17. Februar 2015 (englisch)
- Profiles in Commitment: Conversations with ELAM Students, in: MEDICC Review vom März 2005, abgerufen am 18. Februar 2015 (englisch)
- Matthew Hirsch: SA-Cuba medical programme criticised, in: IOL News vom 11. Juli 2013, abgerufen am 18. Februar 2015 (englisch)
- Anna Kovac: Cuba Trains Hundreds of Haitian Doctors to Make a Difference (PDF), in: MEDICC Review vom 6. August 2007, abgerufen am 17. Februar 2015 (englisch)