Erzbischöfliche Tagesheimschulen Pullach
Die Erzbischöflichen Tagesheimschulen Pullach sind neben dem Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach, der Josef-Breher-Mittelschule und der Grundschule Pullach eine von vier Bildungseinrichtungen in Pullach im Isartal sowie die älteste Ganztageseinrichtung in Bayern.[4] Die nach dem Jesuit Pater Rupert Mayer benannte Privatschule gliedert sich in ein Gymnasium, Realschule, Volksschule und Kindertagesstätte und befindet sich in den Gebäuden des ehemaligen jesuitischen Berchmanskollegs. Träger der Schulen ist das Erzbistum München und Freising[5]
Erzbischöfliche Tagesheimschulen Pullach | |
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Schulform | Gymnasium, Realschule, Volksschule, Kindertagesstätte |
Schulnummer | Gymnasium: 0262 Realschule: 0609 Volksschule: 2758 |
Gründung | 1924 |
Adresse |
Wolfratshauser Straße 30 |
Land | Bayern |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 3′ 36″ N, 11° 30′ 43″ O |
Träger | Erzbistum München und Freising |
Schüler | etwa 1300 Gymnasium: 601[1] Realschule: 281[2] Grund- und Mittelschule: 358[3] |
Lehrkräfte | etwa 85 |
Leitung | Stefan Antoni |
Website | www.prmths.de |
Geschichte
Die Gründerjahre des Berchmanskolleg (1923–1932)
Nach der Aufhebung des Jesuitengesetzes 1917 und der Rückkehr der Jesuiten nach Deutschland wurden angesichts der Raumnot im Ignatiuskolleg in Valkenburg 1922 der Bau eines eigenen Studienhauses im Landkreis München beschlossen. Das Projekt erhielt den Namen Berchmanskolleg (benannt nach dem flämischen Scholastiker Jan Berchmans).[6] Im Jahr 1923 wurde das Grundstück an der Wolfratshauser Straße erworben. Nachdem die Bohrung eines 30 Meter tiefen Brunnenschachtes erfolgreich war, wurden die Architekten Georg Giunin und Richard Müller mit den Planungen des Gebäudes beauftragt.[7] Nach der Grundsteinlegung am 24. August 1924 und einer Bauzeit von etwa zwei Jahren konnte das Hauptgebäude am 31. Januar 1926 durch Kardinal Faulhaber offiziell eingeweiht werden. 1932 wurde das Berchmanskolleg als philosophische Fakultät anerkannt.[6]
Die Zeit der Verfolgung und des Krieges (1933–1945)
Ab 1935 wurde das Kolleg aufgrund einer geheimen Anweisung durch die Gestapo verstärkt überwacht. Dadurch stieg der Verfolgungsdruck auf die Jesuiten, besonders auf Pater Lothar König, Pater Alfred Delp und Pater Rupert Mayer. Im Jahr 1939 erfolgte die Beschlagnahmung des Berchmanskolleg und der Ausbau zum Hilfskrankenhaus. Am 6. und 7. September 1943 ereignete sich ein verheerender Angriff der britischen Luftstreitkräfte auf das Kolleg, wodurch das Dach und Teile des Hauptgebäudes komplett zerstört wurden. Der Wiederaufbau wurde bis Weihnachten 1943 abgeschlossen, ein Großteil des Studienbetriebs jedoch wurde ausquartiert.[6]
Vom Berchmanskolleg zum Katholischen Familienwerk KFW (1945–1971)
Nach Kriegsende nahm das Kolleg wieder seinen regulären Betrieb auf. 1948 gründete Marga Müller den Verein „Katholisches Familienwerk“ (KFW) und eröffnete 1950 in Schwabing einen Kindergarten. Später wurden eine Volksschule (1953), eine Realschule und ein Gymnasium (beide 1962) gegründet. Im Jahr 1969 erwarb das Katholische Familienwerk mithilfe des Erzbistums München und Freising das Berchmanskolleg. Nach dem Umzug eines Großteils der in Pullach lebenden Jesuiten werden im Jahr 1971 Kindergarten und Volksschule nach Pullach verlegt, später folgten das Gymnasium und die Realschule. In den darauffolgenden Jahren erhielten sowohl das Gymnasium (1973) als auch die Realschule (1974) die staatliche Anerkennung.[6]
Das katholische Familienwerk in Pullach
1976 zerstörte ein Großfeuer, verursacht durch Brandstiftung, drei Viertel des Dachgeschosses und damit einen Großteil des Realschultagesheimes, welches anschließend wieder aufwändig restauriert wurde. Seinen heutigen Namen erhielt das Gymnasium im Jahr 1978. Im Jahr 1993 löste sich das KFW auf und die Erzdiözese München und Freising übernahm die Trägerschaft der Schulen.[6]
Tagesheimschulen der Erzdiözese München und Freising (ab 1994)
Ab 2001 wurde damit begonnen, die Kapazität der Schule durch einen Ausbau der Volksschule und der Realschule zu erhöhen. Dafür wurden im Süden des Schulgeländes neue Gebäude errichtet, um einen Teil der Volksschule dorthin auslagern zu können. 2004 erfolgte die Renovierung des sogenannten Jesuitentraktes im Westflügel des Hauptgebäudes. Dort entstanden für 7,5 Mio. Euro auf 14.000 m² eine neue Bibliothek, ein Kunstsaal, mehrere Musiksäle, Lehrerzimmer und eine große Aula mit rund 300 Sitzplätzen.[6]
Im Jahr 2013 reichte das Gymnasium im Kultusministerium den Antrag ein, einen naturwissenschaftlich-technologischen Zweig einrichten zu dürfen. Die Einrichtung erfolgte zum Schuljahr 2014/15.
Im März 2014 veröffentlichte das Erzbischöfliche Ordinariat Pläne, welche einen Neubau von Krippe, Kindergarten und Volksschule vorsehen.[8] Die geplanten Gebäude entstehen südlich der 1997 erbauten Turnhalle auf dem Südgelände der Schule. Für den Neubau mussten die ehemaligen Gebäude der Grundschule weichen. Mit dem Bau wurde im Frühjahr 2015 begonnen, der Bau wird voraussichtlich im Oktober 2017 bezugsfertig sein.[9] Nach Vollendung des Baus werden im Hauptgebäude lediglich die Realschule und das Gymnasium verbleiben.
Beschreibung und Lage
Das rund dreizehn Hektar große Schulgelände der Erzbischöflichen Tagesheimschulen Pullach liegt am westlichen Rand der Gemeinde Pullach im Isartal im südlichen Landkreis München. Rund 300 Meter Luftlinie nördlich der Schule befindet sich das, zum Münchner Stadtteil Solln gehörende Kloster St. Gabriel. Im Osten grenzt die Schule verkehrsgünstig an die Wolfratshauser Straße bzw. B 11. Im Westen schließt das Schulgelände nahtlos an den Forstenrieder Park an. Im Nordwesten des Schulgeländes (auf der sogenannten Waldwiese) befinden sich zudem zwei Fußballplätze.
Die von Osten, aus Richtung des Bahnhof Pullach kommende Pater-Rupert-Mayer-Straße trägt ebenfalls den Namen des Schulpatrons.
Gebäude
Das Hauptgebäude wurde ursprünglich als U-förmige Flügelanlage geplant, aufgrund von Geldmangel wurde jedoch nur der südliche Flügel realisiert. Es besteht aus einer dreigeschossigen Zweiflügelanlage mit Mansardwalmdächern, Gauben und Putzgliederungen im reduzierten neobarocken Stil. Der 112 m lange Hauptflügel wird in der Mitte durch einen Turmrisalit geteilt, der zugleich den Haupteingang zum Gebäude markiert.
Südlich des Hauptgebäudes befindet sich eine, 1997 erbaute, Dreifachturnhalle, welche sowohl durch die Schule, als auch durch Pullacher Vereine genutzt wird. Eine weitere, kleine Turnhalle befindet sich nördlich im Anschluss an die Kirche.
Ein Teil des Volksschulbetriebes wurde aufgrund von Platzmangel aus dem Hauptgebäude ausquartiert und findet in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Berchmanskolleg auf dem Südgelände statt. Diese Bauten werden ab 2017 durch einen Neubau ersetzt.
Hauskirche St. Johannes Berchmans
Das Zentrum des heutigen Baus bildet die großzügige Schulkirche im neoromanischen Stil aus dem Jahr 1926. Patron der Kirche ist der belgische Jesuit Heiliger Jan Berchmans. Das Gebäude besitzt einen kreisrunden Grundriss, an den sich in Längsrichtung der Altarraum und gegenüber die Orgelempore anschließt. Um Der Kirchenraum schließen sich Seitenkapellen und darüber eine umlaufende Empore an. Die Kirche wird von einer Kuppel mit einem zentralen Rundfenster überwölbt.
Schuster-Orgel
Im Innern der Schulkirche hat sich eine wertvolle spätromantische Orgel der Firma Schuster & Sohn aus den frühen 1930er Jahren nahezu im Originalzustand erhalten. Das Instrument besitzt 23 Register zuzüglich vier Transmissionen. Einzige Änderungen sind die Erneuerung der Elektrik und der damit einhergehende geringfügige Umbau des originalen Spieltisches sowie die Aufrückung der Quintadena 8' im Hauptwerk um eine Oktave zum 4'. Die Disposition lautet wie folgt:[10]
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
- Suboktavkoppeln: II/I
- Superoktavkoppeln: II/I, II/II, II/P
- Spielhilfen: 1 freie Kombination, PP, P, M, F, FF, Tutti, 1 freie automatisch umschaltende Pedalkombination, Registercrescendotritt, Crescendo An, Zungen Ab, Handregister, Handregister zur Crescendowalze
- Anmerkungen:
- Am Spieltisch als 8' notiert; erklingt als 4'.
- C-H gedeckt.
- Deutsche Bauform, volle Länge.
- Transmission aus Nr. 8
- Transmission aus Nr. 11
- Transmission aus Nr. 10
- Transmission aus Nr. 15
Einrichtungen
Erzbischöfliches Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium (etwa 550 Schüler)
- neusprachlicher Zweig mit Sprachenfolge:
- Latein/Englisch ab Jahrgangsstufe 5,
- Englisch/Latein ab Jahrgangsstufe 6,
- Französisch ab Jahrgangsstufe 81
- naturwissenschaftlich-technologischer Zweig:
- Englisch/Latein ab Jahrgangsstufe 5,
- Latein/Englisch ab Jahrgangsstufe 6
Realschule (etwa 400 Schüler)
Ab der 7. Jahrgangsstufe werden den Schülern folgende Ausbildungsschwerpunkte (Wahlpflichtfächergruppen) angeboten:
- Wahlpflichtfächergruppe I: mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig (Kernfächer Mathematik, Physik und Chemie)
- Wahlpflichtfächergruppe II: wirtschaftlich-kaufmännischer Zweig (Kernfach Betriebswirtschaftslehre)
Volksschule (etwa 300 Schüler)
Kindergarten
Friedhof
Auf dem Gelände befindet sich auch der Jesuitenfriedhof mit der ersten Grabstelle (bis 1948) von Pater Rupert Mayer, dem Grab von Kardinal Alois Grillmeier und Stelen zur Erinnerung an Märtyrer des Jesuitenordens im 20. Jahrhundert.
Verkehrsanbindung
Eine Besonderheit der Tagesheimschulen stellt die Situation dar, dass ein Großteil der Schüler aus der Stadt München kommt und somit einen langen Anfahrtsweg hat. Um den Schülern eine sichere Fahrt zur Schule und nach Hause zu ermöglichen, setzt der Schulverbund auf ein umfassendes Schulbussystem mit aktuell 13 'Linien' (Stand Mai 2017), welche viele Stadtteile Münchens, aber auch des Umlandes ansteuern.[12] Zudem ist die Schule über die S-Bahn Haltestelle Pullach und einen ca. zehnminütigen Fußweg erreichbar. Eine weitere Rolle der Anfahrt stellt der individuelle Fahrradverkehr dar, da die Schule über eine Unterführung an der B 11 an das Pullacher Radnetz angebunden ist. Die Schule verfügt über große Fahrradstellplätze, sodass Schüler aus der näheren Umgebung, beispielsweise aus Solln, Pullach oder Baierbrunn diese Art der Anfahrt wählen können. Der motorisierte Individualverkehr ist frühmorgens und am Nachmittag aufgrund der beengten Situation vor dem Schulgebäude nur eingeschränkt möglich. Daher wird von Seiten der Schule versucht, den Schülern die Anreise per Bus oder S-Bahn zu ermöglichen, indem beispielsweise ein kostenloses MVV-Ticket für die Fahrt vom Wohnort zur Schule in den Schulgebühren beinhaltet ist.
Partnerschaften
seit 1994: Bishop W. Hunold Memorial High School in Kutela/Indien (Gymnasium)
seit 1996: Collège et Lycée d’Enseignement Général et Technologique Notre-Dame de la Compassion in Pontoise/Frankreich (Gymnasium)
Persönlichkeiten
- Otto Pfülf (1856–1946), berühmter Jesuitenpater und Buchautor, Spiritual am Berchmannskolleg 1932–1946; hier auch beigesetzt.
- Johannes Rabeneck (1874–1960), Jesuit, Professor für Dogmatik und Biblische Theologie am Berchmannskolleg 1925–1948
- Ivo Zeiger (1898–1952), Theologe und Jesuit; hier auch beigesetzt.
- Eugen Herbert Kuchenbuch (1890–1985), Schauspieler und Intendant
- Walter Brugger (1904–1990), Jesuit, Professor der Philosophie am Berchmannskolleg ab 1945
- Hans Rotter (1932–2014), Theologe und Jesuit
- Florian von Brunn (* 1969), deutscher Politiker
Sonstiges
Das Schulgebäude dient der Fernsehserie Um Himmels Willen regelmäßig als Kulisse.
Weblinks
Einzelnachweise
- Erzbischöfliches Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium Pullach in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 9. Januar 2022.
- Erzbischöfliche Pater-Rupert-Mayer-Realschule Pullach in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 9. Januar 2022.
- Erzbischöfliche Pater-Rupert-Mayer-Volksschule Pullach in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 9. Januar 2022.
- Geborgenheit gegen Gebühr, Artikel aus Süddeutsche Zeitung vom 13. März 2015, abgerufen am 3. Mai 2016.
- Diözesane Schulen (Memento vom 1. April 2016 im Internet Archive), Erzbistum München, abgerufen am 3. Mai 2016.
- Hans Wiedmeyer: Geschichte des Pullacher Berchmanskollegs und der Pater-Rupert-Mayer-Schulen sowie des Marga-Müller-Kindergartens. (PDF) 11. November 2015, abgerufen am 5. März 2017.
- Hans Wiedmeyer: Die innere Geschichte eines großen Schulhauses. Das Berchmannskolleg. In: Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium (Hrsg.): Jahresbericht. Pullach 2006, S. 144–156.
- Projekt: Objektplanung Gebäude HOAI § 33 – Neubau Grundschule, Kindergarten und Kinderkrippe am Pater-Ruppert-Mayer Schulzentrum. in Pullach bei München. In: bauportal-deutschland.de. Abgerufen am 22. Juli 2017.
- Baustellenbesichtigung des neuen Pater-Rupert-Mayer-Schulzentrums. In: focus.de. 11. Juli 2017, abgerufen am 22. Juli 2017.
- Informationen zur Schuster-Orgel auf Organindex.de
- Abschnitt 'Austausch mit den Elternsprechern'. In: prmg.de. 16. Februar 2017, abgerufen am 7. November 2017.
- Busfahrplan 2016/2017. (PDF) In: prmg.de. 29. September 2016, abgerufen am 22. Mai 2017.