Ernst Mey
Carl Ernst Mey (* 5. September 1844 in Niederschmiedeberg; † 30. Januar 1903 in Leipzig) war ein deutscher Unternehmer. Er erwarb 1867 in Paris das Patent für die Herstellung von Kragen aus Papier, die in Deutschland unter dem Namen Mey-Kragen bekannt wurden. Die Firma Mey & Edlich sowie die Deutsche-Celluloid-Fabrik sind Gründungen Meys.
Leben
Ernst Mey wurde als erstes von 14 Kindern eines Lehrers und Kantors geboren.
Er machte von 1859 bis 1863 eine Lehre als Bankkaufmann in Annaberg und arbeitete ab 1864 im Bankhaus Becker & Co. in Leipzig. Von 1865 bis 1867 war er in internationalen Bankhäusern im Börsenhandel tätig. In Paris erwarb er im Jahr 1867 ein US-amerikanisches Patent für Papierkragen und Papiermanschetten sowie das Geschäft der bisherigen Inhaberin Gray’s American Moulded Paper Collar Co. und gegründete die eigene Firma Ernst Mey & Co. Ein Jahr später nahm er seinen Jugendfreund Bernhard Edlich als Teilhaber auf, seitdem firmierte das Unternehmen als Mey & Edlich. Im Jahr 1869 verlegte Mey dessen Produktionsstätten von Paris in die Gemeinde Plagwitz westlich von Leipzig, wo das Unternehmen nach Verstaatlichung und zwischenzeitlicher Verlegung des Firmensitzes nach München heute wieder als Modeversand existiert.
Im Jahr 1884 begann Mey zusätzlich mit der Produktion von Celluloid-Waren. Er errichtete dazu 1887 ein Zweigwerk zur Herstellung von Cellulosenitrat und Zelluloid im preußischen Eilenburg, aus dem 1890 die selbstständige Deutschen Celluloidfabrik Actiengesellschaft und später das Eilenburger Chemiewerk hervorgingen. Mit der Herausgabe des ersten illustrierten Warenkatalogs im Jahr 1886 gilt Mey als Begründer des deutschen Versandhandels.
Als Mitglied des Plagwitzer Gemeinderates unterstützte Mey den Bau der 1886 bis 1888 errichteten Plagwitzer Heilandskirche und die Gründung eines Arbeiterinnenheimes, später das Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen in der Weißenfelser Straße.
Mey war seit 1870 Mitglied der Leipziger Freimaurerloge Apollo.[1]
Ernst Mey und seine Frau Emma geb. Wrankmore hatten fünf Töchter und zwei Söhne.
Am 30. Januar 1903 starb Mey im Alter von 58 Jahren. Er wurde auf dem Friedhof Plagwitz in einem großen vom Leipziger Bildhauer Adolf Lehnert errichteten Grabmal beigesetzt. Am 3. Juni übergaben seine Witwe und seine Kinder dem Armenamt der Stadt Leipzig ein Kapital in Höhe von 20.000 Goldmark zu einer Ernst-Mey-Stiftung (Urkunde vom 20. Juli 1903, rechtsfähig mit Verordnung vom 7. August 1903) mit der Maßgabe, die Zinsen des Vermögens je zur Hälfte an Arme in Leipzig-Plagwitz und an Arme im übrigen Leipzig zu verteilen.[2]
Ehrungen
Im Jahr 1888 wurde die bisherige Plagwitzer Elsterstraße, an der die Fabriken Meys anlagen, nach dem gerade 44-Jährigen in Ernst-Mey-Straße umbenannt.[3] Weiterhin ist in Eilenburg auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Celluloid-Fabrik eine Straße nach Mey benannt.
1897 wurde Ernst Mey der Titel eines Königlich-Sächsischen Kommerzienrats verliehen.
Nachkommen
Zu seinen Nachkommen zählt u. a. Hannelore Renner, die erste Ehefrau des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl, deren Großmutter mütterlicherseits Elsa Margaretha Merling die Enkelin Ernst Meys war.[4]
Literatur
- Otto Werner Förster: Carl Ernst Mey und die Deutsche Celluloid-Fabrik Actiengesellschaft. Ein Weltmann in Plagwitz und Schleußig. Taurus-Verlag, Leipzig 1999, ISBN 3-9805669-8-6.
- Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 399.
Weblinks
- Literatur von und über Ernst Mey im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Matrikel-Nr. 1081, vgl. Persönlichkeiten der Freimaurerloge Apollo. (Memento vom 17. September 2015 im Internet Archive).
- Heinrich Geffcken; Hayim Tykocinski: Stiftungsbuch der Stadt Leipzig. Im Auftrag des Rats auf Grund der Urkunden und Akten des Ratsarchivs. Bär & Hermann, Leipzig 1905, S. 696 f.
- Gina Klank; Gernot Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 66.
- Heribert Schwan: Die Frau an seiner Seite. Leben und Leiden der Hannelore Kohl. Wilhelm Heyne Verlag, München 2012, ISBN 978-3-453-64532-5, S. 15.