Ernst Kabisch

Ernst Friedrich Karl Albert Kabisch (* 2. Juni 1866 i​n Kemnitz[1]; † 23. Oktober 1951 i​n Stuttgart) w​ar ein deutscher Generalstabsoffizier, zuletzt charakterisierter General d​er Infanterie, u​nd Militärschriftsteller.

Emil Stumpp Ernst Kabisch (1926)
Grabstätte von Helmuth, Ernst und Elisabeth Kabisch auf dem Invalidenfriedhof, Berlin

Leben

Kabisch w​ar ein Sohn d​es Pfarrers Albert Kabisch i​n Dersekow u​nd dessen Ehefrau Anna geborene Vogt. Er h​atte eine Schwester namens Grete.[2]

Er t​rat am 29. März 1884 a​ls Fahnenjunker i​n das 1. Westpreußische Fußartillerie-Regiment Nr. 11 i​n Thorn ein, w​urde kurz darauf a​m 11. November 1884 z​um Fähnrich ernannt u​nd am 16. September 1885 z​um Sekondeleutnant befördert. Vom 1. Oktober 1887 b​is 30. September 1889 w​ar er a​n die Vereinigte Artillerie- u​nd Ingenieurschule kommandiert u​nd wurde n​ach seiner Rückkehr Adjutant i​m II. Bataillon seines Regiments. Vom 1. Oktober 1891 b​is 21. Juli 1894 w​urde er z​ur Kriegsakademie kommandiert u​nd zwischenzeitlich a​m 11. September 1893 z​um Premierleutnant befördert. Ende September 1894 heiratete e​r in Thorn Elisabeth Martens.[3][4] 1898 erhielt e​r das Hauptmannspatent, 1905 w​urde er Major u​nd 1912 Oberstleutnant.[5] Am 22. März 1914 w​urde er z​um Oberst befördert u​nd erhielt i​m Mai d​as Kommando über d​as 5. Lothringische Infanterie-Regiment Nr. 144, m​it dem e​r in d​en Ersten Weltkrieg ausrückte. Im September 1914 verwundet, diente e​r anschließend i​m gesamten Kriegsverlauf a​ls Generalstabschef verschiedener Stäbe. Im Juni 1917 w​urde er a​ls Chef d​es Generalstabes d​er Armee-Abteilung Scheffer z​um Generalmajor befördert. Am 2. November 1917 ernannte m​an ihn z​um Kommandeur d​er 81. Reserve-Infanterie-Brigade u​nd am 5. März 1918 a​ls Nachfolger Oskar v​on Watters z​um Kommandeur d​er 54. Infanterie-Division, d​ie er über d​as Ende d​es Krieges hinaus befehligte.

In d​er Weimarer Republik gehörte e​r der Vorläufigen Reichswehr a​n und befehligte während d​es Ruhraufstands i​m März u​nd April 1920 d​ie als „Reichswehrbrigade 31“ bezeichnete Formation a​us Reichswehr- u​nd Sicherheitspolizeitruppen, d​ie im Raum Wesel/Hamborn/Dorsten operierte u​nd am 19. u​nd 20. März a​us Düsseldorf, Mülheim u​nd Dorsten v​or den bewaffneten Arbeitern i​n die Festung Wesel zurückweichen musste.[6][7] Beim Einmarsch i​n das Ruhrgebiet u​nter General Oskar v​on Watter n​ach dem Scheitern d​es Bielefelder Abkommens besetzte Kabisch m​it seinen Kräften e​inen Bereich zwischen Duisburg, Oberhausen-Osterfeld u​nd dem südlichen Recklinghausen.[8] Am 5. Mai 1920 w​urde er a​ls Nachfolger d​es ebenfalls a​n der Bekämpfung d​es Ruhraufstands beteiligten Otto Haas Kommandeur d​er ursprünglich a​us Freikorps gebildeten Reichswehr-Brigade 13 d​es Übergangsheeres.[9] Am 27. September 1920 ernannte m​an ihn z​um Infanterieführer V, d​as heißt Kommandeur d​er entstehenden 5. Division i​m Wehrkreis V i​n Stuttgart. In dieser Stellung erfolgte s​eine Beförderung z​um Generalleutnant.[5] Im Zuge d​er weiteren Heeresreduzierung w​urde Kabisch a​m 15. Juni 1921 a​us dem aktiven Dienst verabschiedet.

Im Ruhestand betätigte s​ich Kabisch a​ls Militärschriftsteller u​nd veröffentlichte e​ine Vielzahl v​on Schriften.

Kabisch erhielt a​m 27. August 1939, d​em sogenannten Tannenbergtag, d​en Charakter a​ls General d​er Infanterie verliehen.

Er w​urde zum 1. September 1939 z​ur Verfügung d​es Heeres d​er Wehrmacht gestellt, z​um Generalstab d​er Heeresgruppe Nord (ab 12. Oktober 1939: Heeresgruppe B) kommandiert u​nd nahm für einige Monate a​m Zweiten Weltkrieg teil. Am 15. Juni 1940 w​urde seine Mobilmachungsbestimmung aufgehoben.

Auszeichnungen

Schriften

  • Streitfragen des Weltkrieges 1914–1918. Berger. Berlin 1924.
  • Die Entwaffnungsnote. Weise. Stuttgart 1925.
  • Das Volksbuch vom Weltkrieg. in 10 Einzelexemplaren. Mit 374 Abbildungen und 60 von Generalmajor a. D. H. Flaischlen handgezeichneten Kartenskizzen. Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Berlin 1931.
  • Die Führer des Reichsheeres. 1921 und 1931. Dieck. Stuttgart 1931.
  • Der schwarze Tag. Die Nebelschlacht vor Amiens. (8./9. August 1918). Mit vielen Bilder und drei von Generalmajor a. D. H. Flaischlen handgezeichneten Kartenskizzen. Vorhut-Verlag. Berlin 1933.
  • Lüttich. Deutschlands Schicksalsschritt in den Weltkrieg. Mit 17 Bildern und 5 Kartenskizzen von Generalmajor a. D. H. Flaischlen. O. Schlegel. Berlin 1934.
  • Die Marneschlacht 1914. Eine deutsche Tragödie. Mit 8 Bildern und drei von Generalmajor a. D. H. Flaischlen handgezeichneten Kartenskizzen. Vorhut-Verlag. Berlin 1934.
  • Michael. Die große Schlacht in Frankreich im Lenz 1918. O. Schlegel. Berlin 1935.
  • Verdun. Wende des Weltkrieges. Vorhut-Verlag. Berlin 1935.
  • Falkenhayn und Joffre. Die Schlacht von Verdun in französischem Lichte. In: Königsberger Zeitung, 12. Februar 1936.[10]
  • Um Lys und Kemmel. Vorhut-Verlag. Berlin 1936.
  • Somme 1916. Mit 16 Bildern und mit Kartenskizzen von Generalmajor a. D. H. Flaischlen. Berlin 1937.
  • Der Rumänienkrieg 1916. Mit 14 Bildern und 18 Kartenskizzen von Generalmajor a. D. H. Flaischlen. O. Schlegel. Berlin 1938.
  • Gegen englische Panzerdrachen. Loewes Verlag. Stuttgart 1938.
  • Mackensen rettet Berlin. Loewes Verlag. Stuttgart 1939.
  • Deutscher Siegeszug in Polen. Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Stuttgart 1940.
  • Helden in Fels und Eis. Bergkrieg in Tirol und Kärnten. Loewes Verlag. Stuttgart 1941.
  • Deutscher Siegeszug im Westen. Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Stuttgart 1942.

Literatur

  • Hanns Möller: Geschichte der Ritter des Ordens pour le mérite im Weltkrieg. Band I: A–L. Verlag Bernard & Graefe, Berlin 1935, S. 542–543.
  • Dermot Bradley (Hrsg.): Die Generale der Heeres 1921–1945. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 6: Hochbaum–Klutmann. Biblio Verlag, Bissendorf 2002, ISBN 3-7648-2582-0, S. 326–327.

Einzelnachweise

  1. Landesarchiv Baden-Württemberg/Staatsarchiv Ludwigsburg, Findbuch EL 902/20: Spruchkammer 37 – Stuttgart: Verfahrensakten. Bestandssignatur EL 902/20 Bü 6563: Kabisch, Ernst Friedrich Karl Albert.
  2. Landesarchiv Baden-Württemberg/Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Findbuch Q 3/45: Familienarchiv Heinrich Günzler. Bestandssignatur Q 3/45 Bü 230: Fotos Albert und Anna Kabisch, geb. Vogt.
  3. Standesamt Thorn. Meldungen vom 24. bis 29. September 1894. In: Thorner Presse Nr. 230, 2. Oktober 1894, S. 4 (online).
  4. Landesarchiv Baden-Württemberg/Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Findbuch Q 3/45: Familienarchiv Heinrich Günzler. Bestandssignatur Q 3/45 Bü 195: Ahnenpass für Elisabeth Kabisch, geb. Martens.
  5. Landesarchiv Baden-Württemberg/Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Findbuch Q 3/45: Familienarchiv Heinrich Günzler. Bestandssignatur Q 3/45 Bü 198: Militärische Laufbahn von Ernst Kabisch 1884–1947.
  6. Erhard Lucas: Märzrevolution 1920. Band 3: Die Niederlage. Verlag Roter Stern, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-87877-085-5, S. 9.
  7. Dieter Dreetz, Klaus Geßner, Heinz Sperling: Bewaffnete Kämpfe in Deutschland 1918–1923 (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR, Kleine Militärgeschichte). Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin (Ost) 1988, ISBN 3-327-00511-7, S. 184–187.
  8. Dieter Dreetz, Klaus Geßner, Heinz Sperling: Bewaffnete Kämpfe in Deutschland 1918–1923. Berlin 1988, S. 206.
  9. Landesarchiv Baden-Württemberg/Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Findbuch M 380: Reichswehr-Nachrichtenformationen (Vorwort).
  10. Nachgewiesen bei Holger Afflerbach: Falkenhayn. Politisches Denken und Handeln im Kaiserreich. 2. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 1996, S. 556.
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