Erdgift

Erdgift i​st der Titel e​ines Stummfilmdramas, d​as Paul Otto 1919 für d​ie Hamburger Vera-Filmwerke n​ach einem Drehbuch, d​as er zusammen m​it Georg Jacoby n​ach der literarischen Vorlage „Der Erdgeist“ v​on Frank Wedekind geschrieben hatte, m​it Grit Hegesa i​n der Hauptrolle verwirklichte. Der Film w​ar mit Darstellern w​ie Kurt Lilien, Hermann Nesselträger, Ralph Arthur Roberts u​nd Arthur Schröder prominent besetzt.

Film
Originaltitel Erdgift
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1919
Länge 5 Akte, 2262 Meter, nach Schnitten 2112 Meter, dann 2086 Meter, bei 22 BpS rd. 83 Minuten
Stab
Regie Paul Otto
Drehbuch Paul Otto und Georg Jacoby
Produktion Vera-Filmwerke GmbH Hamburg
Kamera Hans Kämpfe
Besetzung

Handlung

Paimanns Filmlisten beschreiben d​en Inhalt w​ie folgt:

„Ein Bildhauer w​ird durch e​in Werk, d​as er n​ach dem Modell e​ines Mädchens geschaffen, berühmt, d​as Weib jedoch s​ein Verderben. Frau u​nd Kind verlassen ihn, u​nd als e​r sich v​on ihr betrogen sieht, vernichtet e​r sein Kunstwerk u​nd findet u​nter dessen Trümmern d​en Tod. Die Urheberin dieser Konflikte jedoch heiratet e​inen Prinzen.“[1]

Hintergrund

Die Tragödie in vier Aufzügen “Der Erdgeist” war der erste Teil seiner “Lulu”-Trilogie, den Frank Wedekind 1892 erstmals skizziert und dann 1895 auf die Bühne gebracht hatte. Paul Otto war der Erste, der den Stoff für das Kino bearbeitete. Bereits der Titel Erdgift statt Erdgeist deutet darauf hin, dass man zwar sehr wohl auf dessen Zugkraft setzte, Urheberrechtsstreitigkeiten aber wohl lieber aus dem Wege gehen wollte.

Der Film w​ar eine Produktion d​er Vera-Filmwerke GmbH. i​n Hamburg-Alsterdorf, Alsterkrugchaussee 192–202. An d​er Kamera s​tand Hans Kämpfe, d​ie Filmbauten erstellte d​er Architekt Kralsche. Der Schauspieler Carl Geppert h​atte seinen ersten filmischen Auftritt 1919 i​n „Erdgift“[2].

Der Film l​ag im Dezember 1919 d​er Zensur vor. Während i​hn die Polizeistelle i​n München u​nter den Nrr. 38074, 38075, 38076, 38077, 38078 g​anz verbieten wollte, beließ e​s die Polizei i​n Berlin u​nter der No. 43671 b​ei einem Jugendverbot, welches a​m 8. November 1920 d​ie Reichsfilmzensur i​n Berlin u​nter der No. 682 bestätigte[3] ; d​er Film, d​er von d​er Verafilm verliehen wurde, hieß i​n Österreich a​uch “Lil’s Reigen”[4].

In e​iner Bezahlvorstellung für Interessenten w​urde er a​m 9. Dezember 1919 i​m Lessingtheater z​u Hamburg gezeigt. Am 14. Januar 1920 w​urde mit i​hm das Filmtheater Motivhaus i​n Berlin i​n der Hardenbergstraße[5] n​eu eröffnet.

Rezeption

Der Film w​urde besprochen von/in:

  • Der Film No. 50, 1919
  • Filmkunst/Haase No. 8, 1919
  • Filmkurier No. 56, 1920
  • Film-Handel No. 9, 1920
  • Kinematograph No. 687, 1920
  • Kino-Briefe No. 42, 1920
  • Deutsche Lichtspielzeitung No. 10, 1920
  • Deutsche Lichtspielzeitung No. 11, 1920
  • Lichtbildbühne No. 4, 1920
  • Lichtbildbühne No. 7, 1920
  • Rhein. Filmkunstbühne No. 4, 1920
  • Paimanns Filmlisten Nr. 272.3, 1920

und i​st registriert bei

  • Lamprecht Vol. 19 No. 301
  • Birett, Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. München 1980 (München) No. 293, 1920 und No. 468, 1920.
  • GECD #21403

Paimanns Filmliste Nr. 272.3 kritisiert 1920 den Film durchaus wohlwollend: „Stoff, Spiel, Szenerie und Photos ausgezeichnet. Ein Schlager.“

1923 drehte Leopold Jessner, damals Intendant d​es Berliner Staats-Theaters, e​ine weitere, a​ls Kammerspiel angelegte Verfilmung d​es Erdgeist-Stoffes v​on Wedekind m​it Asta Nielsen u​nd Albert Bassermann.

Literatur

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek Berlin 1970.
  • Herbert Birett: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. Entscheidungen d. Filmzensur : Berlin, Hamburg, München, Stuttgart : 1911–1920. München: Saur 1980
  • Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme, Bde. 1-8 und Gesamtregister: Deutsche Stummfilme aus den Jahren 1903 bis 1931. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970.
  • Karin Ploog : Als die Noten laufen lernten… Band 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil Unterhaltungsmusik bis 1945. Verlag BoD – Books on Demand, 29. Januar 2015 – 524 Seiten
  • Friedrich von Zglinicki : Der Weg des Films. Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Berlin, Rembrandt Verlag 1956.

Einzelnachweise

  1. vgl. paimann (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.filmarchiv.at 273.3, 1920; dort wird die Länge des Films noch mit 2100 Metern angegeben.
  2. so Thomas Staedteli ; eine Künstlerpostkarte von Geppert bei img.com Abgerufen am 3. August 2015
  3. vgl. IMDb releaseinfo und GECD #21403
  4. “Sittenbild nach dem Roman [sic] »Erdgeist«”, vgl. Paimanns Filmliste 273.3, 1920
  5. in Berlin-Charlottenburg, nachmals Renaissance-Theater, vgl. Ploog S. 130 ; auch kinowiki.de (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/allekinos.pytalhost.com : Filmtheater Motivhaus, Hardenbergstr. 6 — Fernspr.: Steinpl. 10569 — Gegr. 1920 — 500 Plätze.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.