Entropiebilanz
Die Entropiebilanz ist eine Bilanzgleichung der Thermodynamik. Sie betrachtet die über die Systemgrenze eines thermodynamischen Systems zu- oder abgeführte Entropie und die innerhalb des Systems produzierte Entropie.[1]
Bilanzgleichung
In der Thermodynamik wird die Entropie als Zustandsgröße aufgefasst und kann daher, wie beispielsweise auch die Masse und die Energie in einem System, bilanziert werden. Setzt man die Entropie in die allgemeine Bilanzgleichung ein, erhält man den Term
- .[1]
Dabei ist
- die Entropie
- ein Entropiestrom über die Systemgrenze
- die Summe aller Entropieströme über die Systemgrenze
- die Änderung der Entropie innerhalb des Systems.
Entropie kann in Form von Wärme oder gemeinsam mit dem System zu- oder abgeführter Materie in den Bilanzraum eintreten oder austreten. Für die Summe aller Entropieströme über die Systemgrenze gilt also:
- .
Dabei ist
- die Entropieänderung durch Wärme
- die Entropieänderung durch Materietransport.
Setzt man diesen Term in die oberste Gleichung ein und präzisiert man den Quellterm, indem man durch ersetzt, erhält man die Entropiebilanz in der Form
- .[1]
Diese Gleichung lautet für kontinuierliche Prozesse
- .[1]
Dabei ist die Zeit.
Gemäß Vorzeichenkonvention ist erzeugte oder zugeführte Entropie positiv, abgeführte Entropie dagegen negativ. Sowohl über die Energieform Wärme als auch durch Materietransport kann die Entropie wahlweise erhöht oder verringert werden. und können folglich positiv oder negativ sein. Der Quellterm dagegen bezeichnet die durch irreversible Prozesse (z. B. Dissipation) im System hergestellte Entropie. Gemäß dem Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik kann in einem geschlossenen System keine Entropie vernichtet werden. Es gilt daher .[1]
Für liegt ein reversibler Prozess vor, für ein irreversibler Prozess.[1]
Entropiebilanz der Biosphäre
Man verwendet die Entropiebilanzgleichung zur Beschreibung thermodynamischer Nicht-Gleichgewichtsprozesse, beispielsweise im Rahmen der irreversiblen Thermodynamik und für Lebewesen. Auch diese können ihre Entropie nur durch Entropieexport in ihre Umwelt senken.
Ein für Menschen wichtiges System, das Lebewesen enthält, ist die Biosphäre. Ihre Entropiebilanz wird durch die innerhalb der Biosphäre erzeugte Entropie und die Fähigkeiten ihrer Schnittstellen, Entropie in den Weltraum zu exportieren, bestimmt. Sie ist im Wesentlichen als Import von kurzwelliger Sonnenenergie darstellbar, die zum allergrößten Teil wieder langwellig in den Weltraum zurückgestrahlt wird. Wenn die in der Biosphäre erzeugte Entropie größer wird, als durch sich verändernde[Anm. 1] Schnittstellen exportiert werden kann, dann steigt die Entropie in der Biosphäre.
Auch wenn das betrachtete System intelligente Lebewesen enthält, kann seine Entropie nicht durch Maßnahmen und Innovationen von im System enthaltenen intelligenten Wesen, sondern nur durch Export gesenkt werden.[2]
Anmerkungen
- Die Zunahme von Kohlendioxid in der Atmosphäre verändert die Parameter der Schnittstellen zum Entropieexport.
Literatur
- Axel Kleidon, Ralph D. Lorenz: Non-Equilibrium Thermodynamics and the Production of Entropy. Springer Verlag, Heidelberg 2004, ISBN 3-540-22495-5.
- W. Schneider, S. Haas: Repetitorium Thermodynamik. 1996, ISBN 3-486-23844-2, Kapitel 8.8: Entropiebilanz und zweiter Hauptsatz
Einzelnachweise
- Peter Stephan, Karlheinz Schaber, Karl Stephan, Franz Mayinger: Thermodynamik. Grundlagen und technische Anwendungen. Band 1: Einstoffsysteme. 19. Auflage. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-30097-4, S. 187ff.
- Leó Szilárd: Über die Entropieverminderung in einem thermodynamischen System bei Eingriffen intelligenter Wesen. In: Zeitschrift für Physik. Band 53, Nr. 11–12, November 1929, S. 840–856. (Link zur Zusammenfassung. Der Artikel ist auch enthalten in Harvey S. Leff, Andrew F. Rex: Maxwell's Demon. Entropy, Information, Computing. 1989, ISBN 0-691-08727-X)