Enigma-D
Bei der Enigma-D (auch: Enigma D oder Enigma Modell D) handelt es sich um ein frühes Modell der Rotor-Schlüsselmaschine Enigma.
Geschichte
In der langen Geschichte der unterschiedlichen Enigma-Modelle war die im Jahr 1926 eingeführte Enigma-D chronologisch gesehen das sechste Modell (siehe auch: Stammbaum der Enigma unter Weblinks). Wie ihr direktes Vorläufermodell, die Enigma-C, war die Enigma-D eine „Glühlampenmaschine“, nutzte also zur Ausgabe Glühlampen (und keine Typenhebel wie die sogenannte „Handelsmaschine“ von 1923 und die „Schreibende Enigma“ von 1924). Im Vergleich zur Enigma-C wies die Enigma-D eine Reihe von praktischen und kryptographischen Verbesserungen auf. Tasten und Lampen wurden in der auch damals für Schreibmaschinen und noch heute für Tastaturen üblichen QWERTZU-Belegung angeordnet. Mit Ausnahme des Vorläufer-Modells C und der später folgenden Enigma-Z hatten alle Enigma-Modelle diese Anordnung für Tasten und Lampen:
Q W E R T Z U I O
A S D F G H J K
P Y X C V B N M L
Die Umkehrwalze (UKW), die beim Modell C noch fest eingesetzt wurde, konnte bei der Enigma D, ähnlich wie ihre drei rotierenden Walzen, auf eine von 26 unterschiedliche Stellungen (A–Z) manuell eingestellt werden. Die UKW war also „setzbar“, rotierte allerdings beim Schlüsselvorgang nicht mit. Die rotierenden Walzen befanden sich nun auf einer herausnehmbaren Achse. Dies erlaubte es, die „Walzenlage“, also die Reihenfolge der drei rotierenden Walzen innerhalb des Walzensatzes, auf einfache Weise zu verändern.[1] Bei drei Walzen gab es nun 3·2·1 = 6 mögliche unterschiedliche Walzenlagen. All dies erhöhte die kombinatorische Komplexität der Maschine und stärkte die Verschlüsselung. Der Schlüsselraum der Enigma-D ergibt sich als Produkt der 6 Walzenlagen und den 264 unterschiedlichen Walzenstellungen (für UKW und die drei rotierenden Walzen) zu 6 × 456.976 = 2.741.856 oder etwa 21 bit. Die genaue Verdrahtung der Walzen ist im Kapitel Walzenverdrahtung des Artikels über die Enigma-Walzen angegeben.
Die Enigma-D diente japanischen Kryptographen als Vorbild[2] für einen in Japan entwickelten Enigma-Nachbau (San-shiki Kaejiki). Im Jahr 1939 wurde die Fertigung der Enigma-D eingestellt.[3]
Literatur
- Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-540-67931-6.
- Friedrich L. Bauer: Historische Notizen zur Informatik. Springer, Berlin 2009, ISBN 3-540-85789-3.
- Louis Kruh, Cipher Deavours: The Commercial Enigma – Beginnings of Machine Cryptography. (PDF; 0,8 MB) In: Cryptologia, Vol. 26(1), Januar 2002, S. 1.
- Heinz Ulbricht: Die Chiffriermaschine Enigma – Trügerische Sicherheit. Ein Beitrag zur Geschichte der Nachrichtendienste. (PDF; 4,7 MB) Dissertation, Braunschweig 2005
Weblinks
- Enigma-D im Crypto Museum (englisch); abgerufen am 3. März 2016.
- Enigma Family Tree Stammbaum der Enigma (englisch); abgerufen am 3. März 2016.
- Foto einer Enigma-D im Crypto Museum; abgerufen am 3. März 2016.
Einzelnachweise
- Louis Kruh, Cipher Deavours: The commercial Enigma – Beginnings of machine cryptography. (PDF; 0,8 MB) In: Cryptologia, Rose-Hulman Institute of Technology, Taylor & Francis, Philadelphia PA 26.2002,1 (Januar), S. 7, ISSN 0161-1194 abgerufen am 3. März 2016.
- Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, S. 147.
- David H. Hamer, Geoff Sullivan, Frode Weierud: Enigma Variations – An Extended Family of Machines. Cryptologia. Rose-Hulman Institute of Technology. Taylor & Francis, Philadelphia PA 22.1998,1 (Juli), S. 219, ISSN 0161-1194. cryptocellar.org (PDF; 80 kB), abgerufen am 18. Dezember 2018.