Emily Laquer
Emily Laquer ([la'kɛʁ]; * 24. Mai 1987 in Nürnberg) ist eine deutsch-amerikanische Aktivistin. Bekannt wurde sie als Sprecherin einer Demonstration und Mitorganisatorin der Blockaden gegen den G20-Gipfel in Hamburg 2017.[1] Sie ist Mitglied der interventionistischen Linken und wird vom Verfassungsschutz der linksextremen Szene zugeordnet.[2]
Leben
Laquer wuchs in Nürnberg auf und besitzt die deutsche und amerikanische Staatsbürgerschaft, nachdem ihre Familie jüdischer Abstammung vor dem Nationalsozialismus in die USA geflohen war. Laquer ist mit dem amerikanischen Historiker und Publizisten Walter Laqueur verwandt.
Nach dem Abitur wurde Laquer in der Klimaschutz- und Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv. Sie studierte in den USA und in Deutschland Politik- und Rechtswissenschaften, ohne einen Abschluss zu erreichen. Sie zählt sich zur „Generation Heiligendamm“, dem Protest gegen den G8-Gipfel an der Ostsee im Jahr 2007, bei dem sie „politisch sozialisiert“ worden sei.[3] Laquer bezeichnet sich selbst als „Kommunistin im 21. Jahrhundert“.[4]
Seit 2017 lebt sie in Hamburg-St. Pauli und arbeitete als Pressesprecherin, ab 2018 im Argument Verlag und von 2019 bis 2021 im VSA-Verlag.[5][6] 2021 gründete sie eine PR-Agentur für Aktivisten.[7]
G20-Gipfel in Hamburg 2017
Im Zusammenhang mit den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg 2017 trat sie in den Medien als Sprecherin der interventionistischen Linken auf und organisierte eine Großdemonstration unter dem Titel „Grenzenlose Solidarität statt G20“. Im Zentrum ihrer Forderungen standen Kapitalismuskritik, Abrüstung, der Schutz von Geflüchteten und Klimaschutz. Sie verneinte im Vorfeld und auch nach dem Gipfel ausdrücklich eine Distanzierung der interventionistischen Linken von politischer Gewalt[8][9][10][11][12][13] und wurde als „das Gesicht der Gewalt von Hamburg“ bezeichnet.[14]
Klimaschutzbewegung
Laquer engagiert sich auch in der Klimaschutzbewegung und beteiligte sich unter anderem an Aktionen von Ende Gelände.[15] Der Hamburger Innensenator Andy Grote kritisierte 2019, sie werde „in Hamburg wie eine Ikone herumgereicht“ und versuche mit der interventionistischen Linken, „die Klimakundgebungen von Schülern zu unterwandern“.[16][4][17]
Talkshow-Training
Im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 wurde bekannt, dass Teilnehmer von zwei Fernsehsendungen mit den Kanzlerkandidaten Armin Laschet und Olaf Scholz in ARD und ProSieben zuvor an „Talkshow-Trainings“ mit Laquer teilgenommen hatten.[18][19]
Weblinks
- Website
- Emily Laquer und Christoph Kleine: Für Ereignisse, die den Alltag unterbrechen. Debattenblog [der interventionistischen Linken], Juli 2017.
- Emily Laquer: Kommentar zu Gewalt bei G20: Eine verlogene Diskussion. Die Tageszeitung, 5. Juli 2017.
Einzelnachweise
- Sebastian Eder: „Interventionistische Linke“: Was wollen die Linksradikalen? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Juli 2017 (faz.net [abgerufen am 30. Mai 2020]).
- Interventionistische Linke: Aktionen und Akteure (Linksextremismus im Kontext G20). In: hamburg.de. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Inneres und Sport, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Nik Afanasjew und Eva Müller-Foell: Vor dem Gipfel in Buenos Aires: Hamburg ist seit G20-Krawallen eine gespaltene Stadt. In: Der Tagesspiegel. 29. November 2018, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Wie die „Interventionistische Linke“ demokratische Initiativen instrumentalisieren will. In: hamburg.de. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Inneres und Sport, 11. April 2019, abgerufen am 30. Mai 2020.
- VSA: Verlag Hamburg: Emily Laquer wird Presseleiterin. In: Börsenblatt des deutschen Buchhandels. 30. Juli 2019, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Emily Laquer verlässt VSA. In: Börsenblatt des deutschen Buchhandels. 23. Juni 2021, abgerufen am 29. August 2021.
- Olivier David: „Das große Ziel sind die Big Four“. In: Neues Deutschland. Abgerufen am 29. August 2021.
- Emily Laquer: Kommentar zu Gewalt bei G20: Eine verlogene Diskussion. In: Die Tageszeitung. 5. Juli 2017 (taz.de [abgerufen am 30. Mai 2020]).
- Sigrid Neudecker: G20-Gipfel: „Ein abgebranntes Auto ist immer noch Sachbeschädigung“. In: Die Zeit. 27. April 2017, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht Bayern 2018. München Mai 2019, S. 253 (bayern.de [PDF]).
- Katharina Schipkowski: Emily Laquer über Proteste gegen G20: „Die Verantwortung trägt die Polizei“. In: Die Tageszeitung. 13. Juli 2017 (taz.de [abgerufen am 30. Mai 2020]).
- Stephan Hebel und Martín Steinhagen: "Radikale Kämpfe sind bitter notwendig". In: Frankfurter Rundschau. 31. Januar 2018, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Thomas Schmoll: Dunja Hayali zu G 20: Otto Schily läuft gegen altkluge Linksextremistin zur Höchstform auf. In: Die Welt. 6. Juli 2017 (welt.de [abgerufen am 30. Mai 2020]).
- Rudolf van Hüllen: In Hamburg nichts Neues? „Antikapitalistischer” Krawall und seine gesellschaftliche Wahrnehmung. Hrsg.: Konrad-Adenauer-Stiftung. Sankt Augustin/Berlin 2018, ISBN 978-3-95721-415-7, S. 20 (kas.de).
- Demo mit Kanus: Klima-Aktivisten: Kohlekraftwerk Moorburg sofort abschalten. In: MOPO. 28. August 2020, abgerufen am 29. August 2021 (deutsch).
- Jens Meyer-Wellmann und Stephan Steinlein: „Rechtsextremismus nicht mit Linksextremismus bekämpfen“. In: Hamburger Abendblatt. 20. Mai 2019, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Christoph Heinemann: Klima-Demos: "Andere Gruppen wollen unseren Erfolg nutzen". In: Hamburger Abendblatt. 11. April 2019, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Carla Geiger: Aktivistin Laquer über Shitstorm: „Das ist Psychoterror von rechts“. In: Die Tageszeitung. 22. September 2021 (taz.de [abgerufen am 3. Oktober 2021]).
- Christian Meier: „Laschet fertigmachen“ – Linke Aktivistinnen in der ARD-Wahlarena, Die Welt, 16. September 2021.