Emily Hobhouse
Emily Hobhouse (* 9. April 1860 in St Ive, Cornwall; † 8. Juni 1926 in London) war eine britische Menschenrechtsaktivistin.
Leben
Hobhouse pflegte ihren kranken Vater, bis er 1895 starb. Sie zog nach Minnesota, um dort sozial tätig zu sein. Mit ihrem Verlobten kaufte sie eine Ranch in Mexiko, die Verlobung wurde jedoch aufgelöst, und sie kehrte in das Vereinigte Königreich zurück. 1899, nach Ausbruch des Zweiten Burenkrieges in Südafrika, bat sie der Abgeordnete Leonard Courtney von der Liberal Party, Sekretärin der Frauensektion des South African Conciliation Committee (etwa: „Südafrikanisches Versöhnungskomitee“) zu werden. In dieser Position reiste sie im Dezember 1900 in die Kapkolonie und besuchte zahlreiche Konzentrationslager, die dort von den Briten zur Internierung burischer Frauen und Kinder errichtet worden waren.[1][2] Sie berichtete in ihrer Heimat von den unmenschlichen Zuständen in diesen Lagern. Während die Regierung desinteressiert war, fand ihr Bericht in der Öffentlichkeit ein gewisses Echo,[3] unter anderem der Verweis auf das Schicksal der siebenjährigen Lizzie van Zyl. Die Regierung setzte die Fawcett Commission ein, deren Beschlüsse schließlich eine Verbesserung der Verhältnisse in den Lagern bewirkten. Im Oktober 1901 reiste Hobhouse erneut nach Südafrika, wurde aber von den britischen Behörden deportiert. 1903 und 1905–1908 reiste sie abermals nach Südafrika. Sie gründete 27 Schulen, in denen burische Frauen das Spinnen und Weben lernen konnten, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. 1913 sollte sie in Bloemfontein das Nationale Frauendenkmal enthüllen, sie musste ihre Reise jedoch abbrechen.[3] Später ließ Hobhouse’ schlechter Gesundheitszustand keine weiten Reisen mehr zu.
Mit Spenden der Buren konnte sie ein Haus an ihrem Geburtsort erwerben. Nach ihrem Tod 1926 wurde in Südafrika der bis dahin größte jemals abgehaltene Gedenkgottesdienst für eine ausländische Person gefeiert. Ihre Asche wurde im Women’s Monument bestattet.[3]
Leonard Trelawny Hobhouse, ein Politiker der Liberal Party und Soziologe, war ihr jüngerer Bruder.
Ehrungen
- Die südafrikanische Stadt Hobhouse in der heutigen Provinz Freistaat wurde bereits zu Hobhouse’ Lebzeiten nach ihr benannt. Ein U-Boot der South African Navy hieß ebenfalls Hobhouse, wurde aber nach dem Ende der Apartheid in Umkhonto umbenannt.
- 1976 gab die südafrikanische Post eine Gedenkbriefmarke anlässlich ihres 50. Todestages heraus.
Werke
- The brunt of the war and where it fell. Methuen & Co., London 1902.
- Emily Hobhouse: The Boer War Letters. Herausgegeben von by Rykie van Reenlisteden. Cape Town / Pretoria 1984.
Literatur
- Birgit Susanne Seibold: Emily Hobhouse and the reports on the Concentration Camps during the Boer War 1899–1902. Two different perspectives. Stuttgart, 2011, ISBN 978-3-8382-0320-1 (Dissertation; Digitalisat)
- Jennifer Hobhouse Balme: To Love One’s Enemies: The Work and Life of Emily Hobhouse. Compiled from Letters, Writings, Newspaper Clippings and Official Documents. Stuttgart, 2012, ISBN 978-3-8382-0441-3.
- Elsabe Brits: Rebel Englishwoman. Remarkable Life of Emily Hobhouse, London: Little, Brown Book Group 2019, ISBN 978-1-4721-4092-0.
Weblinks
- Biografie auf anglo-boer.co.za (Memento vom 10. April 2010 im Internet Archive) (englisch)
- polity.org.za – Präsident Thabo Mbeki zitiert 2004 Emily Hobhouse
- Biografie bei „Special South Africans“ auf zar.co.za
- Emily Hobhouses Grab auf findagrave.com
- Zeitungsartikel über Emily Hobhouse in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Einzelnachweise
- Frank Ruhrmund: Rich tribute to 'that bloody woman' (Englisch). In: The Cornishman, 19. Juni 2008.
- South African History Online: Women & Children in White Concentration Camps during the Anglo-Boer War (Englisch) Abgerufen am 25. Oktober 2010.
- Biografie auf anglo-boer.co.za (Memento vom 10. April 2010 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 10. Oktober 2015