Elternschule (Film)

Elternschule ist ein am 11. Oktober 2018 in Deutschland im Verleih von Zorro Film im Kino angelaufener Dokumentarfilm von Jörg Adolph und Ralf Bücheler, der rund 30.000 Zuschauer hatte.[2] Er hatte seine Uraufführung im Mai 2018 beim Dokfest Kassel.[3] Der Dokumentarfilm wurde vom Südwestrundfunk mitproduziert und Anfang Juli 2019 auch im Nachtprogramm des ARD-Fernsehens[4][5] und danach in den dritten Programmen SWR Fernsehen, WDR Fernsehen, hr Fernsehen und BR Fernsehen ausgestrahlt.[6]

Film
Originaltitel Elternschule
Produktionsland Deutschland
Originalsprache deutsch
Erscheinungsjahr 2018
Länge 117 Minuten
Altersfreigabe FSK 12[1]
Stab
Regie Ralf Bücheler, Jörg Adolph
Drehbuch Ralf Bücheler, Jörg Adolph
Produktion Ingo Fliess, Südwestrundfunk
Kamera Daniel Schönauer
Schnitt Anja Pohl

Inhalt

Im Film wird dokumentiert, wie Kinder und Eltern in der Gelsenkirchener Kinder- und Jugendklinik der Knappschaftskliniken, in einem an die wissenschaftlich nicht anerkannte „Germanische Neue Medizin“ von Ryke Geerd Hamer angelehnten Therapieprogramm[7] in der Abteilung Pädiatrische Psychosomatik behandelt und betreut werden. Im Film absolvieren die Kinder, aber auch die Eltern ein Verhaltenstraining. Die Leitung der Abteilung hatte der Psychologe Dietmar Langer.[8]

Kritik und Reaktionen

Der Film wurde sehr kontrovers aufgenommen. Während der Film in den Medien eher positiv betrachtet wurde. So sagte etwa die Fernsehsendung Kinokino des Bayerischen Fernsehens, der Film zeige „wie ein ganzheitliches Verhaltenstraining mit Psychotherapie und Erziehungscoaching funktionieren kann“.[9][10] Die Süddeutsche Zeitung schrieb: „Für jeden, der selbst Kinder hat, ist der Film ein Muss.“[3] Das WDR Fernsehen titelte in seiner Sendung Westart: Filmdoku "Elternschule". Das Geheimnis guter Erziehung.[11] Hella Dietz von zeit.de bewertete den Film als „wichtig“.[12]

Jedoch erntete er zum Teil auch heftige Kritik. Karsten Umlauf schrieb für dem SWR 2, der Dokumentarfilm erwecke „den Eindruck, die Therapierung schwer verhaltensgestörter Kinder lasse sich mit allgemeinen Erziehungsmethoden gleichsetzen“.[13] Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster sprach von erzieherischer Gewalt.[14] Der Kritik schlossen sich auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) und der Deutsche Kinderschutzbund an.[4][15] Nora Imlau schrieb für die Zeitschrift Eltern, dass auf jedem Kinoticket ein Warnhinweis aufgedruckt sein müsste: „Zur Nachahmung zu Hause nicht geeignet!“[16] Jörg Fegert von der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm nahm den Film im Oktober 2018 gegenüber Kritik in Schutz und bezeichnete die Therapieinhalte als „lege artis“, wendet jedoch selbst „Kinder-Eltern-Training mit Videofeedback“ an. Er kritisierte jedoch, dass der Titel „Elternschule“ suggeriere, dass man hier lerne können, „wie man ein (Klein-)Kind“ erziehe, jedoch sei „diese Botschaft … komplett falsch“. Es gehe im Dokumentarfilm „um Kinder mit zum Teil massiven sogenannten Regulationsstörungen, zum Beispiel, Essstörungen, Schlafstörungen und stundenlanges Schreien“.[17] Auch Eltern gingen mit Kritik an der Behandlung der Kinder in die Öffentlichkeit.[18]

Nach Erscheinen des Films wurden auch Strafanzeigen gegen die Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen der Knappschaftkliniken gestellt, die sich auf die Filminhalte bezogen. Die Ermilttungsverfahren wurden jedoch von der Staatsanwaltschaft im November 2018 eingestellt.[4] Im September 2020 wurde die Abteilung pädiatrische Psychosomatik der Kinder- und Jugendklinik in Gelsenkirchen, wo der Dokumentarfilm gedreht wurde, geschlossen,[18] weil mangelnde Nachfrage der Eltern den weiteren Betrieb unwirtschaftlich gemacht hatte.[19]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Elternschule. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 183244/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Dokumentarfilm: Elternschule. In: br.de. 16. September 2020, abgerufen am 13. August 2021.
  3. Martina Knoben: Dokfest-Tipps (1):Quälgeister, sueddeutsche.de, 2. Mai 2018
  4. Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen Kinderklinik ein, welt.de, 16. November 2018
  5. Dokumentarfilm im Ersten: Elternschule. In: DasErste. 3. Juli 2018, archiviert vom Original am 9. Juli 2019; abgerufen am 13. August 2021.
  6. Elternschule, fernsehserien.de
  7. Armin Himmelrath, Timo Grampes: Gelsenkirchen: Eine Klinik behandelte chronisch kranke Kinder mit dubiosen Methoden. In: Der Spiegel 41/2020. 1. Oktober 2020, abgerufen am 4. Oktober 2020.
  8. Martina Knoben: Kritik zu Elternschule, epd-film.de, 21. September 2018
  9. Herbert Renz-Polster: Umstrittener Film über Erziehung "Eltern dürfen Kinder nicht zum Essen zwingen!", tagesspiegel.de, 18. Oktober 2018
  10. kinokino, ARD.de, 12. Oktober 2018
  11. Christof Boy: Filmdoku "Elternschule". Das Geheimnis guter Erziehung, wdr.de, 4. Oktober 2018
  12. Hella Dietz: „Elternschule“: Geheilt oder nur gehorsam?, zeit.de, 22. Oktober 2018
  13. Doku im Ersten: „Elternschule“ trennt Therapie und Erziehung nicht klar genug, SWR 2 auf swr.de, 3. Juli 2019
  14. Stefanie Jakob: Eltern und Experten entsetzt: Kino-Doku „Elternschule“ löst Shitstorm aus – was steckt dahinter?, utopia.de, 3. Juli 2019
  15. Präsident des Kinderschutzbundes "Elternschule": in der Kritik: "Der Film vermittelt ein furchtbares Kinderbild", stern.de, 6. November 2018
  16. Nora Imlau: Elternschule: Bitte nicht nachmachen!, eltern.de, abgerufen am 13. August 2021
  17. Sonja Fröhlich: Film Elternschule: „Es gibt ein grundsätzliches Missverständnis“, dnn.de, 22. Oktober 2018
  18. Timo Grampes und Armin Himmelrath: Bekannt aus dem Film "Elternschule" Umstrittene Abteilung der Kinderklinik Gelsenkirchen schließt, spiegel.de, 11. September 2020
  19. Sibylle Raudies: Umstrittene Spezialabteilung der Kinderklinik Gelsenkirchen-Buer schließt, WAZ.de, 11. September 2020
  20. Elternschule, deutscher-filmpreis.de
  21. Dokumentarfilm "Elternschule": Nominierung für Grimmepreis löst erneute Debatte aus, spiegel.de, 27. Januar 2020
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