Eisenbahnunfall von Lampertheim
Bei dem Eisenbahnunfall von Lampertheim stieß am 12. August 1965 der TEE 77 „Helvetia“ im Bahnhof Lampertheim mit dem nicht profilfrei stehenden Ende eines Güterzugs zusammen. Vier Menschen starben.
Ausgangslage
Der TEE 77 „Helvetia“ war von Zürich Hauptbahnhof nach Hamburg mit etwa 85 Fahrgästen bei 120–140 km/h auf der Riedbahn unterwegs. Seit dem vorangegangenen Fahrplanwechsel wurde der Zug aus neu gelieferten Personenwagen für den TEE-Dienst gebildet, die von einer Elektrolokomotive der Baureihe E 10 gezogen wurden, nachdem die Verbindung von Basel bis Hamburg durchgehend elektrifiziert war.
Vor dem TEE, in gleicher Fahrtrichtung unterwegs, fuhr der Güterzug Dg 6621, den der TEE in Lampertheim überholen sollte. Der Güterzug wurde deshalb in ein Überholgleis geleitet.
Der Bahnhof Lampertheim hatte ein mechanisches Stellwerk. Bevor der Fahrdienstleiter hier eine Zugfahrt zulassen durfte, musste er sich vergewissern, dass der Streckenabschnitt bis zu den entsprechenden Grenzzeichen frei war.[1]
Unfallhergang
Der Güterzug zog im Überholgleis nicht weit genug nach vorne, so dass sein letzter Wagen noch in das Lichtraumprofil des Durchgangsgleises ragte. Der Fahrdienstleiter versäumte es zu prüfen, ob die Profilfreiheit gegeben war, bevor er dem TEE Durchfahrt gewährte.
Der Lokomotivführer des Trans-Europ-Expresses erkannte die Gefahr noch und leitete eine Schnellbremsung ein. Dies reichte aber nicht mehr aus, um den Zusammenstoß mit dem Güterwagen zu verhindern, der um 11:35 Uhr erfolgte. Die Lokomotive und alle sieben Personenwagen des Trans-Europ-Expresses entgleisten, wurden von dem letzten Güterwagen teilweise aufgeschlitzt und einige stürzten um. Auch einige der Güterwagen entgleisten durch den Aufprall des Trans-Europ-Express. Der Oberbau wurde ebenfalls stark beschädigt.
Folgen
Vier Menschen starben. Darüber hinaus wurden sechs schwer und 39 leicht verletzt.[2] Unter ihnen befanden sich auch sechs Schweizer, fünf US-amerikanische und ein dänischer Staatsbürger. Da die Türen nach der Kollision klemmten, mussten sich die Fahrgäste durch Einschlagen der Fenster befreien. An der Lokomotive entstand großer Sachschaden, ein Personenwagen der Gattung Ap4üm-62 musste verschrottet werden. Der Sachschaden betrug 2,5 Mio. DM.
Der Fahrdienstleiter wurde vom Landgericht Darmstadt zu einer Freiheitsstrafe von 7 Monaten auf Bewährung verurteilt.[3]
Literatur
- Peter Goette: TEE-Züge in Deutschland. Freiburg 2008. ISBN 978-3-88255-698-8, S. 83.
- Hans-Joachim Ritzau, Jürgen Höstel: Die Katastrophenszenen der Gegenwart = Eisenbahnunfälle in Deutschland Bd. 2. Pürgen 1983. ISBN 3-921304-50-4, S. 116.
- Ascanio Schneider u. Armin Masé: Katastrophen auf Schienen. Eisenbahnunfälle, Ihre Ursachen und Folgen. Zürich 1968, S. 175f.
Weblinks
- Tod im Expreß. In: Der Spiegel. Nr. 34, 1965, S. 35 (online).
- Aufnahmen von den Bergungsarbeiten nach dem Unfall
Einzelnachweise
- Bundestagsdrucksache IV/3799: Mündliche Anfragen gemäß § 111 der Geschäftsordnung (Fragestunde) für die Zeit vom 20. Juli bis 15. Oktober 1965 sowie die dazu erteilten schriftlichen Antworten (PDF; 1,5 MB).
- Andere Quellen nennen abweichende Zahlen: nahraum (Memento des Originals vom 11. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. und chroniknet: 3 Tote und 55 Verletzte; Neues Deutschland: 3 Tote und 43 Verletzte.
- Ritzau: Katastrophenszenen.