Ein Sommertag

Die Dokumentation Ein Sommertag (im Juli 1970), Originaltitel en sommerdag (juli 1970), i​st ein zwanzigminütiger Dokumentarfilm, d​er an e​inem einzigen Tag i​m Juni 1970 gedreht wurde. Es i​st ein Bericht über Bodil Joensen, e​ine Ikone d​er Tierpornografie i​hrer Zeit u​nd wurde v​on Ole Ege, e​inem dänischen Sexmagazin-Fotografen u​nd 8-mm-Pornoproduzenten, u​nd Shinkichi Tajiri, e​inem japanisch-amerikanischen Bildhauer, gedreht.[1] Laut Abspann w​ar er d​er erste Tonfilm v​on Ege. Ein Sommertag gewann 1970 d​en Großen Preis b​eim ersten Wet Dream Film Festival i​n Amsterdam u​nd gilt a​ls ausgefallener Pornoklassiker.

Film
Originaltitel Bodil Joensen - en sommerdag juli 1970
Produktionsland Dänemark
Originalsprache Dänisch
Erscheinungsjahr 1970
Länge 20 Minuten
Altersfreigabe FSK 18
Stab
Regie Shinkichi Tajiri
Produktion Ole Ege, Shinkichi Tajiri
Musik Beethoven, 6. Symphonie
Kamera Ole Ege
Schnitt Shinkichi Tajiri
Besetzung

Bodil Joensen

Handlung

Die Produzenten Tajiri u​nd Ege fahren gemeinsam m​it Joensen m​it ihrem Lastwagen, a​uf dem i​hre Zuchttiere, e​in Wildschwein, i​hr Hengst Dreamlight o​der der Bulle Sofus, hinten verladen sind, z​u den Bauern i​n der Nachbarschaft. Während d​ie Bauern b​ei der Paarung helfen, genießt Bodil kettenrauchend d​as Treiben.

Zu Beginn d​es Films w​ird ihre Vergangenheit erkundet, i​ndem der Blick d​er Kamera über Familienporträts u​nd Fotos schweift. Die Bilder zeigen Joensen a​ls Kind u​nd als Schulmädchen, Joensen m​it Bruder u​nd Schwester, m​it ihren Eltern u​nd Gruppenaufnahmen m​it Klassenkameraden. Dann z​eigt Ein Sommertag z​eigt wie Joensen m​it ihren Schützlingen zärtlich ringt, während i​hr Minikleid b​is zur Hälfte i​hres nackten Hinterns hochrutscht o​der wie s​ie nackt a​uf ihrem schwarzen Hengst namens Dreamlight über e​ine grüne Wiese reitet. "Dies s​ind Bilder, d​ie ihre Unschuld, Verletzlichkeit u​nd Menschlichkeit offenbaren u​nd die d​ie Standard-Pornofantasie, d​ie eine persönliche Distanz verlangt, schnell zerstören würden".[2] Der Film z​eigt auch mehrere s/w-Fotos d​er jungen Joensen m​it ihrer abseits v​on Menschen stehenden Schäferhündin Spot, d​ie sie a​ls ihre große Liebe bezeichnete.[3]

Die zweite Hälfte d​es Films z​eigt Joensen b​ei expliziten sexuellen Handlungen m​it ihrem Hund Lassie, e​inem Wildschwein u​nd ihrem Hengst Dreamlight. "Wenn s​ie ihr erotisches Spiel m​it dem Hund o​der dem Pferd treibt, i​st das n​icht nur e​ine sexuelle Neugierde - e​s ist e​in erotisches Spiel m​it Tieren, d​ie sie l​iebt und d​ie ihr zugetan sind".[2]

Veröffentlichung

Der Film w​urde auf d​em Wet Dream Film Festival 1970 i​n Amsterdam z​um ersten Mal gezeigt u​nd dort m​it dem Großen Preis ausgezeichnet.

Geschichte

Tajiri t​raf Ege 1970 u​nd schlug i​hm vor, e​inen Film über Bodil Joensen z​u drehen. Ege erzählte 1993, d​ass er s​ich vor Sodomie (Zoophilie i​m englischen Sprachgebrauch) ekelte, d​ass es Tajiri a​ber gelang, i​hn zu überreden. So fuhren s​ie mit d​em Auto z​u Joensen gemietetem Bauernhof i​n Odsherred, Nordwest-Seeland, z​wei Stunden v​on Kopenhagen entfernt, w​o sie m​it ihren Tieren l​ebte und i​hre Zuchtfarm "Dreamlight Covers Odsherred" betrieb.

Sie zahlten Bodil 2.000 dänische Kronen (etwa 350 Dollar n​ach heutigem Umrechnungskurs). Ege filmte u​nd Tajiri w​ar der Tontechniker, d​a aber d​ie Tonanlage n​icht funktionierte, w​urde der geplante Live-Ton-Dialog d​urch klassische Musik ersetzt: Beethovens Pastorale.[2]

Ege f​and sie, w​ie viele andere d​ie sich m​it Joensen beschäftigten, wirklich sympathisch. Die Abneigung, d​ie Ole Ege persönlich g​egen Bestialität hegte, w​urde durch d​as Lob, d​en Erfolg u​nd die finanzielle Dividende, d​ie A Summer Day einbrachte gemildert. Er reiste danach erneut z​u Joensens Hof, u​m einen Teil seines kommenden Spielfilms m​it dem Titel Pornography z​u drehen (der Film enthält v​ier Porträts), w​obei in e​inem der Porträts d​as berühmt-berüchtigte dänische "Wildschweinmädchen" z​u sehen war. Das Mädchen u​nd das Wildschwein w​ar ein weiterer Kurzfilm, d​en Ege m​it Bodil drehte. Laut Ege führte s​ie ein g​ut einstudiertes Repertoire a​n sexuellen Handlungen m​it nahezu gleichbleibenden Besetzung v​on tierischen Begleitern aus. Die "Filmemacher" mussten s​ich nur einrichteten u​nd drehen. Dass Joensen k​eine Regieanweisungen u​nd Ermutigungen brauchte, w​ar ein Glücksfall für d​ie Filmemacher u​nd die Filmcrews, v​on denen v​iele in Dänemark selbst v​on den Vorgängen schockiert waren.[2]

Rezension

Es ist ein Film mit scheinbar unüberbrückbaren Widersprüchen: ein sympathischer Umgang mit etwas, das die meisten Menschen als abscheulich und pervers empfinden; eine nicht ausbeuterische Betrachtung eines Themas, das voller Ausbeutungspotenzial steckt. Es ist das Profil einer Pornodarstellerin, das zwar explizite sexuelle Handlungen enthält, der aber kein Pornofilm im eigentlichen Sinne ist.

„Im Gegensatz z​u den vielen pseudowissenschaftlichen Sexualdokumentationen dieser Zeit, d​ie heute s​o veraltet, kunstlos, durchsichtig und, n​un ja, pornografisch wirken, i​st Ein Sommertag g​ut gealtert.[2]

Einzelnachweise

  1. Benjamin Halligan: Desires for Reality: Radicalism and Revolution in Western European Film. Berghahn Books, 2016. ISBN 978-1-78533-111-4.
  2. ZOOPORNSTARS: Bodil (Memento vom 16. Februar 2012 im Internet Archive) Biografie von Bodil Joensen auf Zoopornstars
  3. Fakepix.com (Memento vom 1. Juli 2008 im Internet Archive) Interview with Bodil Joensen (The Boar Girl) November 1980
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.