Bodil Joensen
Bodil Bjarta Joensen [bɔ̝dɛ̝l jœːnsn̩] (* 25. September 1944 in Hundige, Dänemark[1]; † 3. Januar 1985 in Kopenhagen, Dänemark) war ein dänisches Bauernmädchen, das auch als Bodil das Wildschweinmädchen bekannt wurde.[2] Sie wurde international als Pornodarstellerin berühmt, weil sie sowohl privat als auch im Film Sex mit ihren Tieren hatte. Sie drehte zwischen 1969 und 1972 eine Vielzahl pornographischer Filme, in denen sie Zoophilie praktizierte, was ihr den Beinamen Königin des Tierporno einbrachte.
Bodil Jensen |
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Ihre beiden bekanntesten Filme sind Bodil Joensen – en sommerdag juli 1970 (1970) von Shinkichi Tajiri und Ole Ege und Hvorfor gør de det?? (Why Do They Do It?) von Eberhardt und Phyllis Kronhausen (1971). Als Tierliebhaberin betrieb sie einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb und eine Viehzucht, das sich aber als erfolgloses Geschäft erwies. Bei dem Versuch, zahlungsfähig zu bleiben, um ihr Vieh und ihr Zuhause zu behalten, begann ihre Karriere in der Pornografie 1962. Zwischen 1969 und 1972 spielte sie in über 40 Filmen mit, in denen sie Sex mit verschiedenen Tierarten hatte. Daneben hatte sie eine Kolumne im Screw-Magazin, in der sie Fragen der Leser beantwortete.[3]
Eine Liberalisierung der Gesetze machte Kopenhagen Anfang der 60er Jahre zur Hauptstadt der Pornografie.[4][5] Laut der Stellungnahme des dänischen Tierrechtsrates vom November 2006 zu sexuellen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren[6] ist Bodil Joensens Ruhm wahrscheinlich der Grund dafür, dass Dänemark den (fälschlichen) Ruf hat, viele Filme mit Tiersex produziert zu haben.
Die frühen Jahre
Bodil Joensen wuchs in ihrem Geburtsort Hundige, einem Vorort Kopenhagens, auf. Ihre Mutter war eine streng gläubige Christin, die zu Gewalt gegenüber ihrer Tochter neigte, ihr Vater war abwesender Kapitän zur See. Als sie aufwuchs, lehnte sie den konservativen, religiösen Weg ab, den ihre Mutter für sie wünschte und gab als Beispiel ihre jüngere Schwester an, die verheiratet war und sieben Kinder hatte. Sie mochte die Schule nicht und wollte lieber mit den Tieren spielen. Obwohl sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatte, bekam sie gute Noten und träumte davon, eine Tierärztin zu werden. Ihre Eltern ließen sich scheiden, sie zog mit ihrer Mutter um und besuchte acht verschiedene Schulen und verließ die Schule nach der 7. Klasse.[7] Der Wendepunkt in ihrem Leben kam, als sie einem Päderasten begegnete. Als Joensen 12 Jahre alt war, vermutete ihre Mutter, sie sei von diesem vergewaltigt worden, sie selbst bestritt das jedoch.[5] Ihre Mutter gab ihr die Schuld für die vermeintliche erlittene Vergewaltigung und bestrafte sie gewaltsam, worauf sie ihr als Rache ankündigte, mit Ebern sexuell aktiv zu werden, worauf ihre Mutter „so schockiert war, dass sie dachte, ich wäre mit dem Teufel verbündet“.[7] Nach eigenen Aussagen hatte sie in diesem Alter auch das erste Mal Sex mit ihrem ersten Liebhaber, dem Hund Lassie.[8]
Nachdem Joensen mit 15 Jahren ihr elterliches Zuhause verlassen hatte, begann sie auf einem Bauernhof zu arbeiten. Gunnar Nielsen, der dortige Bauer, beschrieb ihre Faszination für den Deckungsakt von Tieren, bei dem sie nach eigener Aussage gerne mithalf. „Sie hatte eine Leidenschaft für Tiere“ und er fügte hinzu, dass sie vom Anblick der Tiere bei der Zucht fasziniert war, eine Tätigkeit, bei der sie nach eigenen Angaben „wunderbar“ helfen konnte. Zu der Zeit wurde sie von einem verheirateten Holzfäller mit Schnaps gefügig gemacht und entjungfert. Mit 17 gründete sie ihren eigenen Zuchtbetrieb „Insemination Central“, in dem sie für ihre Fähigkeit, auch mit aggressiven Tieren wie ihrem Eber Rascal zu arbeiten, bekannt wurde. Durch Gerüchte, die insbesondere durch die Bäuerinnen der Umgebung aufgrund deren Eifersucht auf Joensen als junge, alleinstehende Frau in der Landwirtschaft verbreitet wurden, ging ihr Betrieb jedoch zugrunde.[7]
Anfang der 70er Jahre hatte sie ihr Ziel erreicht, zusammen mit ihrem Lebensgefährten oder Partner Knud Andersen und ihrer Tochter (geboren ca. 1972) auf einem eigenen Bauernhof in Odsherred, Northwest Sealand, Dänemark, zu leben. Das Referenzmaterial deutet auf Beziehungsrollen hin, die von Begleitung bis hin zum Partner reichen. Einige beziehen sich auf Knud P. Andersen (30. März 1930 – 24. Februar 1997)[9], der auch in der Dokumentation Hvorfor gør de det? zu sehen ist, als Lebensgefährten, andere als Partner; einer deutet auf eine platonische Freundschaft hin. Das Quellenmaterial ist zweideutig. In The Dark Side of Porn: The Real Animal Farm wird Joensen mit den Worten zitiert:
„... ich langweile mich, wenn ich allein bin, und er auch, also sind wir füreinander eine gute Gesellschaft.“
Karriere in der Pornographie
Im Alter von 17 Jahren, während wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihres Zuchtbetriebs und als Versuch, ihre Tiere und ihr Zuhause weiter finanzieren zu können, begann sie ihre Karriere in der Pornographie mit Auftritten in Fetischfilmen. Finanzielle Unterstützung brachten auch Besuche von Sextouristen, die auf ihrer Farm private Filme mit Joensens Tieren drehen durften. Von damaligen Freunden wird ihre Ausbeutung durch die Besucher, die dort lediglich Pornographie suchten und keinen Wert auf die Bekanntschaft zu Joensen legten, beschrieben.[5] Sie sagten über diese Zeit, dass sie „leicht von fast jedem mit einer Kamera ausgenutzt werden konnte“ und dass die Besucher „nur Pornografie wollten, es war ihnen egal, sie zu kennen“. Die Nachbarn, die einst freundlich waren, wurden finster und feindselig und zwangen sie wiederholt zum Umzug.
Als sie 25 Jahre alt war, wandte sie sich zoophilen Filmen zu und arbeitete u. A. für das Porno-Label Color Climax Corporation (CCC) und den Produzenten Ole Ege. In diesem Genre erlangte Bodil weltweit besondere Aufmerksamkeit als „Boar Girl“ (Wildschweinmädchen), ein Ruf den sie sich durch ihre Live-Auftritte mit Schweinen, sowie durch ihre Mitwirkung an Filmen mit Schweinen in ihrem Zuchtbetrieb erwarb. Die Filme verbanden die damalige besondere Liberalität der dänischen Gesellschaft mit skandinavisch-rustikaler Nostalgie. In ihrer Biografie heißt es über ihr häusliches Leben:
„Die Szene ist mehr als alles andere klassisch Rabelaisianisch und erinnert an das Mittelalter, als Menschen und ihre Tiere oft im selben Haus lebten.“
Zu dieser Zeit entstand der Dokumentarfilm Bodil Joensen – en sommerdag juli 1970 („Ein Sommertag im Juli 1970“) von Shinkichi Tajiri und Ole Ege.[10] Darin werden ihr Leben mit ihren Tieren auf ihrem Bauernhof, die Pflege der Tiere, ihre Zuneigung zu ihnen und ihre sexuelle Aktivität zu den Klängen von Beethovens sechster Symphonie dargestellt. Der Film wurde mit dem Großen Preis des Amsterdamer Wet Dream Film Festivals des Jahres 1970 ausgezeichnet. Ege berichtet, dass Bodil damals nicht schwer zu finden war, „viele“ Filmemacher hätten sie genutzt und sie wurde zu einer Art Heimindustrie im Porno. Sie führte ein gut einstudiertes Repertoire an sexuellen Handlungen mit einer weitgehend gleichbleibenden Besetzung von tierischen Begleitern aus und es gab kaum Variationen von Film zu Film.[11] Die Auszeichnung für den Film machte Joensen zu einer Berühmtheit der Szene und lenkte die Aufmerksamkeit anderer Dokumentarfilmer auf sie.
Ihrer Biographie zufolge zählten zu ihren Tieren damals zwei Kaninchen, sieben Hunde, ein Dutzend Schweine, mehrere Katzen, ein Meerschweinchen, eine Stute und der schwarze Hengst Dreamlight. Ihr Biograf kommentierte später, dass sie ein sehr offener, warmherziger Mensch zu sein schien, der „sehr in der Natur zu Hause ist“, und dass
„wenn sie ihr erotisches Spiel mit dem Hund oder dem Pferd spielt, ist es nicht nur eine sexuelle Neugier, es ist ein erotisches Spiel mit Tieren, die sie liebt und die ihr zugetan sind.“
Der Gewinn des Grand Prix verschaffte Joensen Berühmtheit im Untergrund und zog die Aufmerksamkeit von Touristen auf ihre Farm. Für eine kurze Zeit wurde sie zu einer sozialen und politischen Ikone der freien Liebe und der Einheit mit der Natur, vor allem in der linken Szene. Die Millionen die die Pornoindustrie mit ihr verdiente erreichten sie jedoch nie.[11]
Als die dänische Erotikindustrie begann sich nach anderen Inhalten und neuen Gesichtern umzusehen, gelang es Joensen nicht sich zu etablieren und ihre finanzielle Stabilität und ihr Leben begannen zu zerfallen. Nach 1972 ging es mit Joensen rapide bergab, sie machte sehr deutliche körperliche und psychische Veränderungen durch, darunter auch Depressionen, und arbeitete zunächst als Liveshow- und Rollenspiel Darstellerin. Als sie nur noch über geringe Einkünfte verfügte und hohe Schulden hatte, war die einzige Arbeit, die sie noch ausüben konnte, eine hektische Routine von Liveshows in kleinem Rahmen an den meisten Abenden. Shinkichi Tajiri kommentierte im Januar 1972: „Den 'Grand Prix' beim ersten Wet Dream Film Festival anzunehmen, war der schlimmste Fehler, den wir mit unserem Film gemacht haben, aber wir waren damals zu geschmeichelt von der Resonanz, um das zu realisieren.“[11]
Niedergang und Tod
Ihre Schäferhündin Spot war ihre große, nicht sexuelle, Liebe. In ihrem Interview 1980 bezeichnete Bodil den Tod ihrer Schäferhündin als Auslöser ihres Niedergangs, die für sie eine enge Freundin gewesen sei. Spot war der Hund, dessen Bild sie in einem Medallion bis zu ihrem Tod bei sich trug (fälschlicherweise wurde das Bild im Medallion häufig dem Rüden Lassie zugeschrieben, den sie allerdings als ein „all-girls-dog“ bezeichnete).[7] Nach deren Tod fing sie an, Beruhigungsmittel zu nehmen und später im Übermaß zu trinken und zu essen.
Ihr Leben geriet aus den Fugen, sie wurde alkoholabhängig und war immer weniger in der Lage, sich um ihre Tiere zu kümmern. Nach einer Änderung der dänischen Gesetze 1981 wurde eine Razzia wegen „krankhafter“ Vernachlässigung von Tieren durchgeführt und sie wurde zu einer Freiheitsstrafe von 30 Tagen verurteilt.[5] Kein einziges ihrer Tiere überlebte, und Bodil selbst erholte sich nicht von der Einschläferung ihrer Tiere. Nach ihrer Freilassung suchte sie ihr Heil in Straßenprostitution, um sich, ihren Partner (selbst Alkoholiker) und ihre Tochter zu ernähren, obwohl Freunde anmerkten, dass sie schon damals nicht auf diese Weise mit Menschen zusammen sein wollte – alles, was sie wollte, waren ihre Tiere, so wie es früher einmal gewesen war. In dem Interview erklärte sie, dass sie jeden sexuellen Gefallen gegen Alkohol und Beruhigungsmittel eintauschte:
„In meiner Position ist es schwer, etwas abzulehnen, egal wie ekelhaft es ist (…) für mich ist es die Hölle, im Nuttengeschäft am Leben zu bleiben.“
Sie starb 1985 im Alter von 40 Jahren. Viele glaubten, sie hätte Selbstmord begangen, doch in dem britischen Dokumentarfilm The Dark Side of Porn: The Search For Animal Farm vom April 2006, der die Produktion des berüchtigten Underground-Films „Animal Farm“ anhand von Ausschnitten aus ihren zahlreichen Tierpornos nachzeichnete, erklärte ein enger Freund von Bodil jedoch, sie sei am 3. Januar 1985 an Leberzirrhose gestorben.[5] Sie ist in der Hojby Church Cemetery in Hojby, Odsherred Kommune, Sjælland, Dänemark beerdigt.[12]
Filmografie
- 1969: Rodox loop (CCC) - Bull Orgy
- 1969: Rodox loop (CCC) - Dog Statisfaction
- 1969: Rodox Loop (CCC) - Horse Orgasm
- 1970: Shinkichi Tajiri, Ole Ege - Bodil Joensen - en sommerdag juli 1970 (A Summer Day; Dokumentation 20 Minuten)
- 1970: Unknown - O' my pussy
- 1970s: Color Climax Video Bodil Joensen - Animal Bizarre
- 1971: Eberhardt & Phyllis Kronhausen - Why Do They Do It? (Originaltitel: Hvorfor gør de det?)
- 1971: Ole Ege - Pornografi - en musical
- 1971: Variety Films - Animal Lover
- 1971: After Hours Cinema, John Lamb - Sexual Liberty Now (Sexual Freedom in Denmark, mit Footage von Bodil Jeonsen)
- 1971: ASA Filmudlejning - Sex Galore
- 1971: Grǿndahl Film -Dokumentation: Animal Lover
- 1975: Color Climax - Color Climax Film 1313
- 1981: Animal Farm - Zusammenschnitt aus Bodil Joensens Filmen der 70er Jahre (Untergrund Film aus UK)[5]
- 1981: Color Climax - Animal Farm
- 1987: Franco lo Cascio - Sex Trophy (posthum mit Film im Film)
- 1987: Color Climax - Video Programme No. 281
- 1987: Color Climax - Video Programme No. 282
- 1987: Color Climax - Video Programme No. 283 (re-release)
- 1996: Sex Radicals - Free Love
Literatur
- Nicolas Barbano: Verdens 25 hotteste pornostjerner (Rosinante & Co, 1999) ISBN 8773579610
- Nicolas Barbano: Poetisk griseri (Ekstra Bladet, 20. September 1999)
- Lizzie Bundgaard: Mere liv og erotik i porno (Ekstra Bladet, 28. Dezember 1970)
- Ole Ege: En sommerdag (Hug! Nr. 53, 1988)
- Jack Stevenson (red.): Fleshpot – Cinema's Sexual Myth Makers & Taboo Breakers (Headpress, England 2000)
Weblinks
Einzelnachweise
- Kirkebog for Kildebrønde Sogn, („1939-1922“ s. 37; opslag 35, nr. 8) på Arkivalieronline.dk, Statens Arkiver
- Ornepigen Bodil dyrkede sex med sine dyr. In: sn.dk, 23. Juni 2013. Abgerufen im 27. Februar 2018.
- „Ask Bodil,“ SCREW, March 11, 1974. (Memento vom 21. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 25. Januar 2022
- Varm, våd og villig i 40 år. In: politiken.dk, 1. Juli 2009. Abgerufen im 27. Februar 2018.
- The Real Animal Farm. The Dark Side of Porn, Staffel 2, Folge 5. Dokumentarserie auf Channel 4.
- Det Dyreetiske Råd: Udtalelse om menneskers seksuelle omgang med dyr (Der Rat für Tiergesundheit: Stellungnahme zu sexuellen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren)
- Fakepix.com (Memento vom 1. Juli 2008 im Internet Archive) Interview with Bodil Joensen (The Boar Girl) November 1980
- Dokumentation Animal Lover, Grǿndahl Film, Produzent Willy Borgstrǿm, Regie Freddy Hansen, Interviewer Svend Nielsen, Dänemark 1971
- Knud P. Anderson Bio auf IMDb
- Benjamin Halligan: Desires for Reality: Radicalism and Revolution in Western European Film. Berghahn Books, 2016. ISBN 978-1-78533-111-4.
- ZOOPORNSTARS: Bodil (Memento vom 16. Februar 2012 im Internet Archive) Bodil Bio
- Grabstätte von Bodil Bjarta Joensen auf findagrave.com