Eduard Rabe
Eduard Friedrich Wilhelm Rabe (* 29. August 1844 in Schwerin; † 5. Juni 1920 in Lübeck) war Kaufmann und Senator der Hansestadt Lübeck.
Leben
Rabe besuchte das Gymnasium und begann im Anschluss seine kaufmännische Ausbildung. Er siedelte im Jahre 1865 in die Hansestadt über und schloss seine Ausbildung bei den großen Firmen H. L. Behncke und A. Behn & Sohn ab. Fortan arbeitete er im Kolonialwarengeschäft H. Drefalt und wurde 1870 dessen Senior. Unter ihm gelangte es zur Blüte. Als er es einmal verlassen sollte hatte es sich zum Handelshaus H. Drefalt & Co fortentwickelt.
Nach dem Erwerb des lübeckischen Bürgerrechtes im Jahre 1869 trat Rabe 1874 der Kaufmannschaft bei und wurde 1885 in die Bürgerschaft gewählt. Dort ist er wiederholt in den Bürgerausschuss gewählt worden. Er war 1901 bis 1903 der erste Stellvertreter des Wortführers der Bürgerschaft, von 1903 bis 1904 Stellvertreter des Wortführers des Bürgerausschusses, 1904 bis 1905 Wortführer des Bürgerausschusses und ab Dezember 1905 Wortführer der Bürgerschaft. 12 Jahre gehörte er der Steuerbehörde und der Baudeputation, seit 1895 der Finanzdeputation (Sektion für Häuser und Plätze, Abteilung Travemünde) als bürgerlicher Deputierter an.
Seit 1889 war Rabe verschiedentlich Mitglied der Handelskammer. Sein Name sollte untrennbar mit dem Elbe-Trave-Kanal verbunden sein und wurde entsprechend gewürdigt. So wurde er nach der Fertigstellung des Kanals zweimal zum Präses der Kammer ernannt. Als der Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin während seiner ersten Amtsperiode, sie war in den Jahren von 1901 bis 1902. am 25. Oktober 1902 in der Stadt war, wurde Rabe in dessen Anwesenheit das Ehrenkreuz des Greifenordens verliehen.[1] Der Deutsche Nautische Vereins ernannte ihn am 6. März 1904 zu seinem stellvertretenden Präses. Sein Nachfolger im Amte war Hermann Wilhelm Fehling. Als dieser zwei Jahre später zum dritten Male aus dem Amt scheiden sollte, verlieh Rabe, als stellvertretender Präses, auf einstimmigen Beschluss der Kammer hin in seiner letzten Versammlung im Amt Kaufmannschaft am 30. Dezember 1904 deren Ehrendenkmünze als höchste Auszeichnung der Lübecker Handelskammer aus.[2][3] Nach Fehling wurde Rabe von 1905 bis 1906 wieder zum Präses ernannt.
Zum Zeitpunkt seiner Erwählung in den Lübeckischen Senat, 1905, war Rabe, der seit 1898 Mitglied des Kirchenvorstandes von St. Jacobi gewesen ist, Vorsitzender desselben. Zudem gehörte er der Vorsteherschaft des Heiligen-Geist-Hospitals und dem Aufsichtsrat der Deutschen Lebensversicherungs-Gesellschaft, der Dampfschiffs-Reederei „Horn“, sowie der neu gegründeten Aktiengesellschaft Hochofenwerk Lübeck an.
An die Stelle des im Dezember des Vorjahres in den Ruhestand getretenen Senators Bertling wurde am 8. Januar unter der Beachtung der verfassungsmäßigen Vorschriften Rabe neu gewählt und am 10. nach geschehener Eidesleistung in den Senat in Gegenwart des Bürgerausschusses eingeführt. Die Ernennung war insofern etwas besonderes, da er in einem Alter stand, in dem sonst selten noch die Wahl eines Senatsmitgliedes erfolgte. Bemerkenswert bei der Einführung war auch, dass erstmals die Reden des präsidierenden Bürgermeisters und des neuen Senatsmitgliedes im Wortlaut publiziert wurden.[4]
Somit wurde Rabe Mitglied des Ausschusses für Gewerbe- und Versicherungswesen, der Reservatskommission und Rathausverwaltung, der Kommission für Handel und Schifffahrt, Zollkommission, stellvertretend in der Kommission für Angelegenheiten der Armenverbände, Rekursbehörde für Gewerbesachen, Finanzdepartement, Steuerbehörde, Kirchhofsbehörde, Irrenanstalt und war mit zuständig für die v. Brömbsen-Testamente.
Am 22. Juli 1906 wurde Rabe in die gemäß §2 der neuen Friedhofs- und Begräbnisordnung zu bildende Behörde als Abgeordneter des Senats entsandt.
Auf der Hauptversammlung der Lübecker Privatbank vom 14. Februar 1907 wurde Rabe in deren Aufsichtsrat gewählt.
Die Stiftung der Ehrengedenkmünze der Handelskammer erfolgte am 29. Februar 1876 mit dem Zwecke, Männer, die sich um den Handel, die Schifffahrt und den Verkehr Lübecks hervorragende Dienste erworben hatten, besonders auszuzeichnen. Es gibt sie in silberner und goldener Ausprägung. Zu Rabes 70. Geburtstag im Jahre 1914 wurde ihm die goldene Ehrengedenkmünze von der Kammer verliehen.
Während der lübeckischen Umwälzungen am Ende des Ersten Weltkriegs wurden am 11. November 1918 vom Senat die Anträge der Senatoren Johann Georg Eschenburg, Johann Hermann Eschenburg und Eduard Rabe auf deren Übertritt in den Ruhestand angenommen.[5][6]
Für Rabes Verdienste als Senator, besonders um die Lübecker Liegenschaften, wurde ihm 1918 die Gedenkmünze Bene Merenti als höchste Auszeichnung des Senats verliehen.
Seine völkerkundliche Sammlung mit rund 100 Exponaten aus Indien und Papua-Neuguinea gelangte nach seinem Tod in die Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck, wo sie den Zweiten Weltkrieg überstand und bis heute verwahrt wird.[7]
Literatur
- Senator Ed. Rabe In: Lübeckische Blätter 48 Jg., Nr. 2, Ausgabe vom 14. Januar 1906, S. 17–18.
- Senator E. F. W. Rabe In: Lübeckische Blätter 61 Jg., Nr. 4, Ausgabe vom 26. Januar 1919, S. 50.
- Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie, Lübeck 1925, Nr. 1031
- Karl-Ernst Sinner: Tradition und Fortschritt. Senat und Bürgermeister der Hansestadt Lübeck 1918–2007, Band 46 der Reihe B der Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck herausgegeben vom Archiv der Hansestadt Lübeck, Lübeck 2008, S. 200
Weblinks
Einzelnachweise
- Lokale Notizen, In: Lübeckische Blätter, 44. Jahrgang, Nummer 43, Ausgabe vom 26. Oktober 1902, S. 538.
- Die Ehrendenkmünze der Handelskammer zu Lübeck. In: Vaterstädtische Blätter, No. 3, Ausgabe vom 15. Januar 1905, S. 11–12.
- Was in einem monarchischen Staate der Orden war, ist in einem Staatswesen wie dem Lübeckischen, das auf Selbstverwaltung beruhte, eine schlichte Gedenkmünze gewesen. Solcher Denkmünzen werden in Lübeck drei verliehen. Mit der ersten zeichnete der Senat, mit der Zweiten die Handelskammer und der Dritten die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit aus.
- Die Wahl und Einführung des Senators Rabe. In: Vaterstädtische Blätter, No. 3, Ausgabe vom 14. Januar 1906, S. 9.
- Die Umwälzung in Lübeck. In: Lübeckische Blätter, 60. Jg., Nummer 46, Ausgabe vom 17. November 1918, S. 577–579
- Senator Eduard Rabe †. In: Von Lübecks Türmen, 30. Jahrgang, Nr. 12, Ausgabe vom 19. Juni 1920, S. 48.
- Karin Lubowski: Sammeln, sichten, ausstellen: Der lange Weg zu einem Völkerkundemuseum in Lübeck in Lübeckische Blätter vom 10. April 2021, S. 110 ff.