Eduard Backert

Eduard Backert (* 2. April 1874 i​n Rottmar; † 3. Februar 1960) w​ar ein deutscher Gewerkschafter.

Leben

Backert besuchte d​ie Volksschule u​nd wurde danach a​ls Brauer ausgebildet. Er g​ing von 1890 b​is 1892 a​uf die Walz d​urch ganz Deutschland. Anschließend leistete e​r seinen Militärdienst ab. 1892 schloss e​r sich d​em Zentralverband d​er Brauer i​n Weida an. Ab 1900 w​urde er Gauleiter d​es Verbandes i​n Thüringen u​nd Vorstandsmitglied d​er Ortskrankenkasse i​n Gera. Zudem t​rat er d​er SPD an. Ab 1904 leitete e​r die preußischen Ostprovinzen.

1907 w​urde er zweiter Vorsitzender d​es Verband d​er Lebensmittel- u​nd Getränkearbeiter Deutschlands u​nd 1914 dessen Vorsitzender. Der Verband w​urde öfters umbenannt[1] u​nd hieß b​ei der Gründung 1885 Allgemeiner Deutscher Brauerverband, a​b 1904 Zentralverband Deutscher Brauereiarbeiter u​nd Verwandter Berufsgenossen u​nd benannte s​ich nach Zusammenschluss m​it dem Mühlenarbeiterverband i​n Verband d​er Brauerei- u​nd Mühlenarbeiter u​nd Verwandter Berufsgenossen um. Seit 1927 führte e​r den Namen Verband d​er Lebensmittel- u​nd Getränkearbeiter Deutschland.

Ab 1919 gehörte e​r dem Bundesvorstand d​es Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes an.

Im Jahr 1927 schlossen s​ich vier Verbände (Verband d​er Lebensmittel- u​nd Getränkearbeiter Deutschlands, Deutscher Nahrungs- u​nd Genußmittelarbeiter-Verband, Zentralverband d​er Fleischer u​nd Berufsgenossen Deutschlands u​nd Verband d​er Böttcher, Weinküfer u​nd Hilfsarbeiter Deutschlands) z​ur Gewerkschaft Verband d​er Nahrungsmittel- u​nd Getränkearbeiter zusammen. Backert w​urde deren erster u​nd einziger Vorsitzender.

Als die Gewerkschaft von den Nationalsozialisten am 2. Mai 1933 zerschlagen wurde, wurde er in Schutzhaft genommen. Bis zu diesem Zeitpunkt war er auch Aufsichtsratsmitglied der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten.[2] Nach seiner Entlassung lebte er bis 1945 unbehelligt von Sturmabteilung und der Gestapo in Zepernick, wo er auch die gesammelten Werke seiner Gewerkschaften lagerte und so durch die Nazizeit rettete.[3] Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er als Schiedsmann und baute die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit auf, der er seine Privatbibliothek überließ.[3][4]

Werke (Auswahl)

  • Industriegewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (Hrsg.): Handbuch für die Funktionäre der Industriegewerkschaft Nahrung, Genuß und Gaststätten. Zusammengestellt von Eduard Backert. Berlin 1948.
  • Unsere Symbole der Solidarität und Treue. Berlin : Verband der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter, 1931.
  • Leitfaden für die Arbeiten in den Ortsgruppen, Bezirken und Gauen, Verband der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter Berlin, 1928.
  • Feststellung über die Auswirkungen des amerikanischen Alkoholverbots. Berlin : Reiss, 1926
  • Meine Amerikareise Berlin: Vorwärts Verlag 1926.
  • Ueber die Welt-Bierproduktion. Zürich: Sekretariat der I.U.L. 1926
  • Arbeitszeit, Lohnverhältnisse, Naturalbezüge. Berlin 1924.
  • Geschichte der Brauereiarbeiterbewegung. Berlin 1916.
  • Die gesundheitlichen Verhältnisse in den Brauereien Deutschlands und die Tätigkeit des Brauereiarbeiterverbandes auf hygienischem Gebiete Berlin: Verlag der Brauerei- u. Mühlenarbeiter 1915.
  • Leitfaden betreffs Handhabung des Statuts und der Verbandsgeschäfte (in Fragen und Antworten). Verband der Brauerei- und Mühlenarbeiter. Berlin 1915.
  • Unsere Tarifverträge im Auszug nach dem Stande vom 1. Juli 1914 Berlin 1914.
  • Die Freibierablösung in den Brauereien und verwandten Betrieben Berlin 1913.
  • Das Werden unserer Lokalkassen sowie die Leistungen derselben. Berlin 1913.

Literatur

  • Georg Wenzel: Deutscher Wirtschaftsführer. Lebensgänge deutscher Wirtschaftspersönlichkeiten. Ein Nachschlagebuch über 13000 Wirtschaftspersönlichkeiten unserer Zeit. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg/Berlin/Leipzig 1929, DNB 948663294.
  • Willy Buschak: Eduard Backert. In: Günter Benser, Dagmar Goldbeck, Anja Kruke (Hrsg.): Bewahren Verbreiten Aufklären. Archivare, Bibliothekare und Sammler der Quellen der deutschsprachigen Arbeiterbewegung. Supplement. Bonn 2017, ISBN 978-3-95861-591-5, S. 8–16. Online (PDF, 2,7 MB)

Einzelnachweise

  1. Zur Geschichte siehe: E. Ackert: Verband der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter; in: Internationales Handwörterbuch des Gewerkschaftswesens, 1931, Dr. Ludwig Heyde (Hrsg.), S. 1854 ff (Online bei der Friedrich-Ebert-Stiftung)
  2. http://150.ngg.net/selbsthilfe-und-gemeinwirtschaft/bank-fuer-gemeinwirtschaft/index.htm
  3. Eduard Backert. AdsD – Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, abgerufen am 15. März 2013.
  4. Quellen zur Gewerkschaftsgeschichte der Nahrungs-, Genussmittelarbeiter und Gastwirtsgehilfen: ein Bestandsverzeichnis der Vorläuferorganisationen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Archiv der sozialen Bewegungen, Bonn 1984, S. VI–VII (fes.de [PDF]).
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