Eberhard VI. von Nellenburg
Eberhard VI. von Nellenburg der Selige (* um 1015; † 26. März 1078/79 / 1. März 1080 im Kloster Allerheiligen, Schaffhausen) war Graf von Nellenburg, zuvor ab 1036 Graf im Zürichgau sowie ab 1053 als Vormund der Werner Graf im Neckargau. Da er sich als erster Graf von Nellenburg nannte, ist er auch als Eberhard I. von Nellenburg bekannt. Er war der jüngere Sohn des Grafen Eberhard V. (Eppo) von Nellenburg und der Hedwig (Haduwig) von Egisheim (* um 990, † nach 1044; Tochter des Grafen Gerhard von Egisheim und der Brigida von Bayern).
Leben
Eberhard heiratete um 1030/1035 Ita, vermutlich aus dem Geschlecht der Grafen von Kirchberg.[1] Das Kloster Reichenau förderte er mit Stiftungen für die auf der Reichenau beerdigten Angehörigen. Während der Amtszeit des Abtes Berno wurde um 1040 die als Grablege für Angehörige des Grafengeschlechtes gedachte Laurentiuskapelle erbaut.[2][3] Auf dem Feldberg unweit Sponheim gründete er 1044, unterstützt durch seine verwitwete Mutter, das Kloster Sponheim auf deren Eigengut. Für sie selbst gründeten sie 1040 das Kloster Schwabenheim im heutigen Pfaffen-Schwabenheim, wohin Haduwig sich zurückzog und wo sie ihr Leben beschloss.
„Am 10. Juli 1045 verlieh Kaiser Heinrich III. dem Grafen Eberhard von Nellenburg das Münzrecht in dessen Villa Scâfhusun.“[4] 1046/47 folgte er Heinrich III. auf dessen erstem Italienzug. Dafür erhielt er die Grafschaft Chiavenna überschrieben. Das 1046 durch den Kaiser von Gottfried III. dem Bärtigen eingezogene Lehen über Burg Böckelheim war mit dem Reichsgut Kreuznach verbunden, als dessen Lehensnehmer Eberhard von Nellenburg 19 Jahre später bezeugt ist.[5]
Gründung des Klosters Allerheiligen
„Gott zum Danke“, – so berichtet das Schaffhauser Stifterbuch [im Kap. 9] – für seinen einzigen Sohn Burkhardt, „gedachte er, […] ein Gotteshaus auf seinem Eigentum zu stiften und dennoch seinem Sohn so viel Ehre und Besitz zu hinterlassen, daß er wohl ein Herr in der Welt sein könne.“
„Papst Leo IX., ein Onkel des Grafen, weihte am 22. November 1049 in Schaffhausen einen Altar zur Auferstehung Christi, die sogenannte Urständs- oder Erhardskapelle und damit wohl auch den zukünftigen Bauplatz des Klosters.“
„1050 stiftete Graf Eberhard im Schachwald, zwischen dem Ort Schaffhausen und dem Rhein, ein Benediktinerkloster. […] Wenn das Stifterbuch ausführlich beschreibt, daß die Klosteranlage in der Wildnis des Schachwalds, die niemand zu betreten wagte [Kap. 11], entstanden sei, so wird damit die Klostergründung als besonders verdienstvolle Tat dargestellt.“[6]
Etwa in der Zeit 1050 bis 1056 erbaute er auch die Nellenburg bei Stockach, nach der er sich nun benannte. Hierher verlegte er vom Zürichgau seinen Herrschaftsschwerpunkt.
Ab 1053, nachdem sein Vetter Werner II. – wie sein Bruder Burchard II. – im Heer des Papstes Leo IX. in der Schlacht von Civitate gegen die Normannen gefallen war, war er als Vormund für Werner III. Graf im Neckargau.
Zweite Romreise und Wallfahrt
Nach seiner zweiten Romreise die er mit seinem Sohn Burchard III. unternommen hatte, begab er sich 1070 zusammen mit seiner Frau auf eine Wallfahrt auf dem Jakobsweg in das spanische Santiago de Compostela.[7] Nach der glücklichen Rückkehr begab er sich als Laienbruder um 1072 in das Kloster Allerheiligen und Ita in den Kreis frommer Schwestern zu Schaffhausen.
Familie
Eberhard und Ita hatten zusammen sechs Söhne und zwei Töchter:
- Udo von Nellenburg, 1066–1078 Erzbischof von Trier
- Ekkehard II. von Nellenburg, 1073 Abt im Kloster Reichenau
- Burchard von Nellenburg, gründete 1080 das Kloster St. Agnes in Schaffhausen
- Eberhard VII. von Nellenburg, fiel in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut
- Adalbert, genannt 1050 (starb als Jüngling)
- Heinrich, fiel wie sein Bruder, in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut
- Adelheid war vermählt mit Graf Arnold von Laufen. Sie waren die Eltern des Bruno, Erzbischof von Trier1102–1124.
Literatur
- Georg von Wyß: Nellenburg, Eberhard III., Graf v. N., zubenannt der Selige. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 418–421.
- Eberhard von Nellenburg. Konverse in Schaffhausen. in: Arno Borst, Mönche am Bodensee. 1978 (farbenreiche biografische Darstellung)
- Ekkart Sauser: EBERHARD Graf von Nellenburg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 23, Bautz, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 284–285.
Einzelnachweise
- Heinz Gallmann: Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen: kritische Neuedition und sprachliche Einordnung (= Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker, Neue Folge, Band 104). Walter de Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-11-014185-X, S. 116* (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- C. B. A. Fickler: Die kirchlichen Bauten auf Reichenau. I. Abth. In: Alterthumsverein des Großherzogtums Baden durch dessen Director A. von Beyer (Hrsg.): Denkmäler der Kunst und Geschichte des Heimathlandes. Band V. Karlsruhe 1856, S. 3, doi:10.11588/diglit.12550 (uni-heidelberg.de).
- Friedrich Adler: Die Kloster- und Stiftskirchen auf der Insel Reichenau. In: Baugeschichtliche Forschungen in Deutschland. Band 1. Berlin 1870, S. 5 (uni-heidelberg.de).
- [RIplus] Heinrich III. (1039-1056) - Diplomata | Work-in-progress. 1045 Juli 10, Köln. In: Regesta imperii. Abgerufen am 2. Oktober 2021.
- vgl. die zwar gefälschte, aber im Hinblick auf das Vorliegen des genannten Kreuznacher Lehens offenbar korrekte Urkunde samt Kommentar
- Heinz Gallmann: Das Schaffhauser Stifterbuch. Legende um Stifter und Stiftung des Klosters Allerheiligen. UVK Universitätsverlag Konstanz, 1995, Zitate S. 43, 85 und 83.
- Heinz Gallmann: Das Schaffhauser Stifterbuch. Konstanz, 1995, S. 104.