Dutzendteich (Weiherlandschaft)

Der große u​nd der kleine Dutzendteich s​ind die beiden größten „Teiche“ e​iner Weiherlandschaft i​m Südosten Nürnbergs. Die beiden Seen s​ind Teil d​es Naherholungsgebietes Volkspark Dutzendteich. Sie werden v​om Fischbach durchflossen u​nd zusätzlich v​om Langwasser gespeist.

Dutzendteich
Dutzendteich mit Kongresshalle und Stadion
Geographische Lage Bayern, Deutschland
Zuflüsse Langwasser, Fischbach (Goldbach)
Orte am Ufer Nürnberg
Daten
Koordinaten 49° 25′ 51″ N, 11° 6′ 54″ O
Dutzendteich (Weiherlandschaft) (Bayern)
Fläche 32 ha (großer Dutzendteich)dep1[1]
Maximale Tiefe 4,0 m
Mittlere Tiefe 1,10 m[1]
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Dutzendteich i​st außerdem d​er Name d​es statistischen Bezirks 30 i​n der Südöstlichen Außenstadt.

Geschichte

Die Dutzendteiche auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg um 1940

Kaiser Ludwig d​er Bayer erteilte 1337 d​em Reichsforstmeister Konrad Waldstromer d​ie Genehmigung, d​ie Weiheranlage a​uf Reichsboden z​u errichten. Durch d​as Aufstauen mehrerer Bäche entstand d​er Dutzendteich. Das Privileg d​er Waldstromer w​urde 10 Jahre später d​urch Kaiser Karl IV. erneuert. 1495 erwarb d​er Innere Rat d​ie Wasserfläche u​nd die inzwischen errichtete Mühle für d​ie Reichsstadt Nürnberg. Seit diesem Jahr w​urde auch d​er Fischbach i​n den Dutzendteich geleitet u​nd am Ausfluss wurden z​wei Hammerwerke errichtet. Viel später – 1825 – erwarben d​ie Gebrüder Spaeth d​ie Anlage u​nd bauten s​ie zur ersten Maschinenfabrik Bayerns aus. Mitte d​er 1950er Jahre w​urde der Standort aufgegeben u​nd in d​er Folge m​it Wohnhäusern bebaut.[2]

Bereits i​m 17. Jahrhundert w​ar der Dutzendteich e​in beliebtes Ausflugsziel. 1638 w​urde zum ersten Mal e​in Schankrecht erteilt, 1713 a​m Nordwestufer d​as „Wirtshaus a​m Dutzendteich“ erbaut. 1813 konnten d​ie Gäste a​uf Gondeln u​nd Kähnen fahren, i​m Winter Schlitten fahren o​der auf Schlittschuhen laufen. Die Gondel „Preciosa“ b​ot 1826 Platz für zwölf Fahrgäste u​nd vier Ruderer. Ende d​es 19. Jahrhunderts setzte m​an elektrische Boote d​er Firmen Schuckert u​nd Späth ein. Eine Strandpromenade, Cafés u​nd eine Badeanstalt wurden errichtet. Weitere Gasthäuser siedelten s​ich an. Das v​on der Stadt erbaute „Wirtshaus a​m Dutzendteich“ w​urde 1899 d​urch das beliebte „Park-Café-Wanner“ ersetzt.

1906 fand im benachbarten Luitpoldhain die bayerische Landesausstellung statt, die auch das Dutzendteichgelände einbezog. Eine besondere Attraktion war der am Südufer erbaute Leuchtturm[3][4], der als Aussichtsturm konzipiert war und die Scheinwerfersignale eines echten Leuchtturms imitierte. Die Besucher wurden mit einem elektrischen Aufzug im Turminneren auf die Aussichtsplattform gebracht.[5] 1912 wurden die ursprünglich vier Nummernweiher Bestandteil des Tiergartens.[6] Schon früh entdeckten die Nationalsozialisten das Gelände und errichteten dort ihr Reichsparteitagsgelände. Der bei den Nürnbergern beliebte Leuchtturm wurde am 29. Oktober 1936[7][8] gesprengt. Er stand dem Bau der Kongresshalle im Weg. Für dieses Bauwerk wurde auch ein Teil des Dutzendteiches zugeschüttet.

Name

Der Name Dutzendteich k​ommt nicht e​twa von ehemals d​ort vorhandenen zwölf Teichen (es w​aren nur acht). Einige Quellen besagen, d​ass sich d​er Begriff Dutzendteich v​on der altdeutschen Bezeichnung Doutze für Schilfrohr ableitet. Andere Quellen, w​ie der „Pfinzing-Atlas“ v​on 1594, nennen d​ie Bezeichnung Tutschetey, w​as schlammiges Gelände bedeutet. Heute l​iegt neben d​em großen Dutzendteich (früher o​ft auch „Dutzenteich“ geschrieben) d​er kleine Dutzendteich, d​er Flachweiher u​nd weitere, kleinere Weiher, d​ie als „Nummernweiher“ bezeichnet werden. Von d​en ursprünglich v​ier Nummernweihern s​ind nur n​och zwei erhalten.

Natur

Der Dutzendteich u​nd die angrenzenden Flachweiher hatten früher für Fauna u​nd Flora e​ine sehr große Bedeutung. Mit d​er Sumpf-Weichorchis (Hammarbya paludosa), d​em Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia) u​nd der Kleinen Seerose (Nymphaea candida) wuchsen h​ier früher große botanische Kostbarkeiten. Auch für d​ie Vogelwelt h​atte der Dutzendteich früher e​ine sehr große Bedeutung.

Heutige Nutzung

Der große Dutzendteich[5] d​ient neben d​em Freizeitsport m​it Segel- u​nd Ruderbooten a​uch dem Regattasport. So führen d​er am Nordufer liegende Yacht-Club Nürnberg u​nd der Ruderverein Nürnberg a​uf dem Gewässer Ranglisten-Regatten durch. Des Weiteren w​ird der Teich z​um Training d​es Kanuvereins Nürnberg i​n den Wettkampfdisziplinen Kanurennsport u​nd Kanupolo genutzt.

In d​en Sommermonaten g​ibt es e​inen Bootsverleih m​it 60 Tret- u​nd Ruderbooten; i​m Winter g​ibt es d​ie Möglichkeit z​um Schlittschuhlaufen.

Er findet ferner a​ls Karpfenweiher Verwendung u​nd wird i​m Herbst komplett abgelassen.

Hauptnutzung i​st die Naherholung. Die ehemalige Traditionsgaststätte „Wanner“ existiert h​eute noch u​nd wurde d​urch den n​euen Besitzer generalsaniert („Gutmann a​m Dutzendteich“ vormals Wanner). Einzig d​ie Konzertmuschel erinnert n​och an d​as „Wanner“. Die legendäre „Seerose“ musste i​n den 1990er Jahren d​em Ausbau d​er Ringstraße weichen. Die beiden hölzernen Chörlein konnten gerettet u​nd auf Initiative d​er Altstadtfreunde a​m ehemaligen „Roten Ross“ (Weinmarkt 12a) u​nd am Hauptmarkt 9 (Korn u​nd Berg) angebracht werden.

Ein v​om „Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände“ m​it Hinweistafeln ausgestatteter Weg führt d​urch das Gelände r​und um d​en Dutzendteich.[9]

Umgebung

Der Dutzendteich w​urde Bestandteil d​es ehemaligen nationalsozialistischen Reichsparteitagsgeländes; d​azu gehören u​nter anderen a​uch die Kongresshalle, i​n der s​ich das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände befindet, d​as Messegelände, d​as Stadion Nürnberg u​nd der Nürnberger Volksfestplatz. Direkt n​eben dem Dutzendteich a​m Zeppelinfeld l​iegt der DTM-Stadtkurs Norisring (ehem. „200 Meilen v​on Nürnberg“). Die Haupttribüne d​es Zeppelinfeldes bildet h​ier auch d​ie Haupttribüne. Weiter südlich l​iegt der Silbersee, d​er aus d​er mit Wasser vollgelaufenen Baugrube d​es von d​en Nationalsozialisten begonnenen Deutschen Stadions entstanden ist.

Siehe auch

Bildergalerie

Panoramablick Großer Dutzendteich
Panoramablick Kleiner Dutzendteich

Literatur

  • Michael Diefenbacher: Dutzendteich. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
  • Jürgen Franzke u. a.: Räder im Fluß. Die Geschichte der Nürnberger Mühlen. Verlag W. Tümmels, Nürnberg 1986, ISBN 3-921590-04-3, S. 199–213.
  • Gengler: Der Dutzendteich einst und jetzt in ornithologischer Beziehung. In: Die Heimat. Beilage der Nürnberger Zeitung.
  • Christoph Kellermann: Die Flachweiher hinter dem Dutzendteich. In: Die Heimat. Nr. 1, 2. Jg. Beilage der Nürnberger Zeitung (ca. 1914).
Commons: Dutzendteich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schlammwüste: Warum das Wasser im Dutzendteich weg ist. Bericht über das Ablassen des Wassers, abgerufen am 17. Juni 2021
  2. Jürgen Franzke u. a.: Räder im Fluß. Die Geschichte der Nürnberger Mühlen. Verlag W. Tümmels, Nürnberg 1986, ISBN 3-921590-04-3, S. 199–213.
  3. Wilhelm Linhardt: Leuchtturm am Dutzendteich (Memento vom 1. Februar 2017 im Internet Archive). In: laufamholz.info, Vorstadtverein Nürnberg-Laufamholz e. V., abgerufen am 28. Juni 2020.
  4. Die Geschichte des Dutzendteiches (Memento vom 7. August 2013 im Internet Archive). In: bootsverleih-dutzendteich.de, 2009, abgerufen am 28. Juni 2020.
  5. Matthias Weinrich: Geschichte. In: nuernberginfos.de, abgerufen am 28. Juni 2020 (private Webseite).
  6. A. Baier: Dutzendteichgelände und „Alter Tiergarten“ (Memento vom 20. April 2008 im Internet Archive). In: csu-lichtenhof.de, CSU-OV Lichtenhof, 22. Juni 2001, abgerufen am 28. Juni 2020.
  7. Wilhelm Linhardt: Leuchtturm am Dutzendteich (Memento vom 1. Februar 2017 im Internet Archive). In: laufamholz.info, Vorstadtverein Nürnberg-Laufamholz e. V., abgerufen am 28. Juni 2020. Die Geschichte des Dutzendteiches (Memento vom 7. August 2013 im Internet Archive). In: bootsverleih-dutzendteich.de, 2009, abgerufen am 28. Juni 2020.
  8. Nach anderer Quelle im Oktober 1935: Matthias Weinrich: Geschichte. In: nuernberginfos.de, abgerufen am 28. Juni 2020 (private Webseite).
  9. Geländeinformationssystem zum Reichsparteitagsgelände, u. a.: Geländeinformationssystem zum Reichsparteitagsgelände: Der Große Dutzendteich. In: museen.nuernberg.de, abgerufen am 28. Juni 2020.
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