Dreschflegel
Der Dreschflegel (im Süd-/Altdeutschen auch Dreschschlegel) ist ein altes bäuerliches Werkzeug zum Dreschen des Getreides nach der Ernte, um die Getreidekörner aus den Ähren zu lösen und der Weiterverarbeitung zuführen zu können. Flegel ist ein romanisches Lehnwort (von latein. flagellum) und vermutlich aus dem Römischen Reich in den germanischen Sprachraum gelangt.
Landwirtschaftliche Nutzung
Der Dreschflegel besteht aus einem hölzernen Stiel, an dem, mittels eines beweglichen Bauteils (meist aus Leder), der eigentliche Flegel befestigt ist. Dieser ist ein ca. 6–8 cm dicker, grob bearbeiteter Holzprügel aus Hartholz. Gedroschen wurde auf dem Tenne genannten befestigten Boden einer Scheune. Mit dem Stiel wurde der Dreschflegel so durch die Luft geschleudert, dass die vorne angebrachte Keule mit großer Kraft auf die am Boden liegenden Getreidebündel aufschlug. Auf diese Weise wurden die Getreidekörner aus den Ähren herausgeschlagen (gedroschen). In der Regel waren die Scheunen mit einer Tenne so beschaffen, dass man sie auf zwei gegenüberliegenden Seiten öffnen konnte; dadurch konnte der Wind, speziell der kräftige Herbstwind, durch die Scheune „fegen“. Beim Dreschen standen Bauern auf der Tenne um das ausgebreitete Getreide herum und schlugen die Flegel nacheinander auf den Getreidehaufen ein. Dazu mussten sie sich aufeinander einstimmen, um den richtigen Dreschtakt zu finden. Die schweren Körner fielen zu Boden und die leichten Anteile, wie Stroh und Spreu, wurden vom Wind über die Tenne hinweggefegt. (Vgl. auch in der Bibel, Mt. 3, 12, „die Spreu vom Weizen trennen“.) Hierzu verwendete man gegebenenfalls auch eine sogenannte Worfel: Um die Spreu von den Körnern zu trennen, legten die Bauern die Mischung in einen flachen Korb, die Worfel. Mit dieser, die nun als Sieb diente, warfen sie den Inhalt hoch. Der Wind blies die leichtere Spreu zur Seite weg und die Körner fielen in die Worfel zurück. Dies wurde mehrere Male wiederholt, bis sich zum Schluss nur noch Körner in der Worfel befanden. Anschließend kann das so gewonnene Getreide später in einer Mühle zu Mehl weiterverarbeitet werden.
Der Dreschflegel war, neben dem Hirtenstab, das wichtigste Attribut des ägyptischen Gottes Osiris. In der modernen Landwirtschaft wurde der Dreschflegel in Deutschland erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Dreschmaschine und dann, in den 1950er und 1960er Jahren, durch den Mähdrescher ersetzt. Ein praktischer Einsatz des Dreschflegels erfolgt noch in Pflanzenzucht- bzw. Samenbaubetrieben zum Ausdreschen kleiner Saatgutpartien, bei welchen die Reinigung auch einer kleinen Dreschmaschine zeitaufwendiger wäre.[1]
Im badischen und württembergischen Raum nannte man den Dreschflegel bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch „Dreschschwengel“ oder „Schwengel“. Daraus leiteten sich z. B. auch Grunddienstbarkeiten wie das „Schwengelrecht“ ab.
Dreschflegel als Waffe
Da der Dreschflegel eine enorme Schlagkraft entwickeln kann, wurde er im Mittelalter, wie auch die Kriegssense, oft als einfache Bauernwaffe verwendet. Die meisten Bauern kämpften im deutschen Bauernkrieg mit diesen beiden Waffen; während der Hussitenkriege gehörten Dreschflegel zu den bekanntesten und effektivsten Waffen des Hussitenheeres. Der aus den asiatischen Kampfkünsten bekannte Nunchaku ist ebenfalls ein Dreschflegel, den die Bauern zum Reis-Dreschen verwendeten. Möglicherweise haben sich aus diesem Provisorium später der Streitflegel und/oder der Morgenstern entwickelt.
Begriff Flegel im weiteren Sinne
Ein Flegel im auf eine Person übertragenen Sinn ist jemand, der rücksichtslos verbal leeres Stroh drischt oder sich nach Ansicht vieler anderer Personen den üblichen Verhaltensformen zuwider benimmt. Als Ausruf zeigt das Wort subjektive Betroffenheit von dem Verhalten. Die Herkunft des Begriffes Flegel als Bezeichnung für einen Menschen ist nicht gesichert, seine Verwendung in diesem Sinne dagegen eher nachweisbar.[2]
Sonstiges
Zeitung: Dreschflegel, Nationalsozialistisches Kampfblatt im Raum Halver ab 1932
Buchtitel: Der Dreschflegel – Aufsässige Volkslieder aus Österreich (Martin Auer mit Reinhart Honold und Rudi Tinsobin). Liederbuch, „Die Komödianten“, Wien 1977.
Literatur
- Wolfram Hennies, Vom Dreschflegel zur Dreschmaschine. Zur Geschichte des Perleberger Landmaschinenbaus im 19. Jahrhundert. Band 1 von Perleberger Hefte, Perleberg, Verlag Rat der Stadt Perleberg, 1989.
- Franz Xaver Hlubek: Die Landwirthschaftslehre in ihrem ganzen Umfange nach den Erfahrungen und Erkenntnissen der letztverflossenen 100 Jahre. Mit wissenschaftlicher Strenge dargestellt. Band 1, Verlag Braumüller und Seidel, Wien 1846, S. 331, § 736, § 737
- Dag Trotzig: Slagan och andra tröskredskap: En etnologisk undersökning med utgangspunkt från svenskt material. Stockholm 1943 (= Nordiska Museets Handlingen, 17).
Weblinks
Einzelnachweise
- Ulrich Sachweh (Herausgeber): Der Gärtner, Band 3, Baumschule, Obstbau, Samenbau, Gemüsebau. 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1986/1989, ISBN 3-8001-1148-9, S. 337.
- Zum Beispiel: DWS-Eintrag mit Zitaten aus der dt. Literatur .