Dragsterrennstrecke
Als Dragsterrennstrecke, Dragstrip, Quarter Mile oder Beschleunigungsrennstrecke wird die bei Beschleunigungsrennen verwendete gerade Strecke mit zwei parallel verlaufenden Fahrbahnen bezeichnet. Die üblichen Distanzen vom Start bis zum Ziel betragen, für alle Sportsman-Klassen und Pro-Klassen (außer Top Fuel) 402,34 m (Viertelmeile)[1], beziehungsweise 201,17 m (Achtelmeile).[1] Für die Klasse Top Fuel Dragster und TF-Funny Car ist seit 2012 aus Sicherheitsgründen eine verkürzte Distanz von 304,80 m (1.000 Fuß)[1] vorgeschrieben. Die Mindestbreite der Strecke und der Auslaufzone soll nicht weniger als 15,2 m (50 Fuß)[2] betragen.
Strecke
Aufteilung
Zuzüglich zur eigentlichen Rennstrecke werden ausreichende Bereiche im Start- und Endbereich zum Abbremsen der Dragster benötigt. Eine professionelle Dragsterrennstrecke, die für die Profiklassen, insbesondere für Top Fuel und Top Methanol zugelassen ist, muss eine genügend lange Auslaufzone ohne Kurve vorweisen, auf der die Dragster sicher von über 500 km/h auf Null abgebremst werden können. Eine Dragsterrennstrecke ist in sechs Bereiche aufgeteilt:
- Line-Up: Hier werden die Fahrzeuge nach Klassen gesammelt, und in ihre, für den nächsten Lauf vorgeschriebenen, Paarungen zusammengestellt. Während der Qualifikationsrunden wird hier sichergestellt, dass die Fahrzeuge (der PRO-Klassen) mindestens einmal auf jeder Bahn fahren.
- Vorstart: In diesem Bereich werden die Motoren der Dragster angelassen und letzte technische Einstellungen durchgeführt.
- Burnout-Zone: Der Burnout-Bereich dient zum Aufwärmen der Reifen und gilt von der so genannten "Wanne" (ganz am Anfang der Strecke) bis vor die Startlinie bei kleinen Klassen. In den Klassen, die die Viertelmeile unter 8,9 s zurücklegen, darf die gesamte Rennstrecke bis vor die Ziellinie zum Burnout genutzt werden.
- Startbereich: Der Startbereich ist durch die Startlinie und die Startampel, im Jargon „Weihnachtsbaum“ genannt, gekennzeichnet. Nachdem die Fahrzeuge in den Lichtschranken (Pre-Stage & Stage) stehen, dürfen sie vom Team nicht mehr berührt werden, und der Starter leitet den Startvorgang ein.
- Strip: Die eigentliche Rennstrecke. Die in Wettkämpfen gefahrenen Distanzen betragen:
- 1/4 Meile bzw. 402,34 m: klassische Distanz für die Profiklassen
- 1/8 Meile bzw. 201,17 m: bisweilen für leistungsschwächere Fahrzeuge, seltener für Profiklassen
- 1.000 Fuß bzw. 304,80 m: von der NHRA seit 2008 in den USA aus Sicherheitsgründen verkürzte Distanz für die Top Fuel-Klassen, wurde 2012 von der FIA verbindlich für die Rennstrecken in Europa übernommen.
- Auslaufzone: Der Bereich hinter der Ziellinie, in dem die Dragster abgebremst werden und ausrollen können. Für FIA-zertifizierte Strecken gilt ein Richtwert von 650 Metern. Die für die jeweilige Rennstrecke festgeschriebene Distanz wird im FIA-Reglement unter Punkt 7.2.2 – „Bremsbereiche“ folgendermaßen definiert: „Diese Bereiche und insbesondere die endgültigen Auslaufzonen werden vom FIA-Inspektor, bei der Streckenabnahme festgelegt, und Ihre Konstruktionsmerkmale werden auf der Streckenlizenz vermerkt“.[3]
Belag
Dragsterrennen finden auf verschiedensten dafür geeigneten Strecken statt. Sehr häufig werden zu diesem Zweck Start-/Landebahnen von aktiven, oder ehemaligen Flugplätzen genutzt. Ein Problem bei der Nutzung aktiver Pisten (meist Sportfliegerplätze wie z. B. in der Vergangenheit Mühldorf oder Ganderkesee) ist die Unmöglichkeit einer Streckenpräparation, da diese den regulären Flugverkehr (auch im Nachhinein) massiv gefährden würde. In Deutschland ergab sich nach der Wende die Möglichkeit mehrere ehemalige Fliegerhorste der NVA oder der Sowjetischen Streitkräfte zu nutzen (z. B. Alteno, Groß Dölln, Wittstock). Diese Bahnen boten durch ihren massiven Beton-Untergrund gute Voraussetzungen für eine vernünftige Trackpreparation, waren aber auf die Dauer für die Veranstalter finanziell nicht haltbar. Professionelle Strecken (mit NHRA oder FIA / FIM-Zertifizierung) bedürfen einer aufwändigen Aufbereitung mit Gummi und Kleber, die von Inspektoren abgenommen werden muss[4]. Auf einer gut präparierten Strecke spiegeln sich teilweise die Fahrzeuge auf der Oberfläche. Dies führt oft zu der (falschen) Annahme, dass „glänzend“ bedeutet, die Strecke sei „glatt/rutschig“.
Präparation
Damit die Strecke ausreichend Haftung (im Drag Racing als „Grip“ oder „Traktion“ bezeichnet) für die Antriebsräder der Dragster bietet und Beschleunigungen von 0 auf 300 km/h in weniger als drei Sekunden möglich sind, werden die Strecken vor den Rennveranstaltungen sehr aufwändig präpariert: Nach einer gründlichen Reinigung des „Basis-Asphalts“ mit Kehrmaschinen und Dampfstrahlern werden aufgeschnittene, alte Rennslicks auf einem „Pressschlitten“ von Traktoren über die Strecke gezogen, um die ursprünglich grobe Struktur zu füllen, und eine glatte (möglichst viel Auflagefläche bietende) Oberfläche zu schaffen. In der letzten Stufe wird jede Spur mittels eines speziellen Klebstoffes präpariert, von dem bis zu 800 Liter auf die Bahn aufgetragen werden.
Auf einer optimal präparierten Strecke ist der „Grip“ beim Betreten deutlich spürbar: jeder Schritt wird von einem „schmatzenden“ Geräusch begleitet. Nicht auf diese Streckenverhältnisse vorbereitete Fahrzeuge (meist aus den unteren Einsteigerklassen) erleiden hier teilweise massive Schäden an Antriebsachsen und Aufhängungen.
Zeitnahme
Allgemeines
Beim Drag Racing müssen elektronische, computergestützte Zeitnahmesysteme verwendete werden. Die Genauigkeit der Zeitnahme muss für die Zeit 1/1000 (0.001) Sekunden und für die Geschwindigkeit 1/100 (0,01) km/h betragen. Die Zeitnahme muss für jede Bahn getrennt durchgeführt werden. Das Handicap für Fahrzeuggruppen mit Index muss elektronisch in dem Zeitnahmesystem überwacht werden. Bei Dragster Veranstaltungen mit FIA-Klassen auf Strecken, die gemäß Streckenabnahme Protokoll „A“ abgenommen worden sind, ist ein Zeitnahmesystem vorgeschrieben, dass ohne versetzen der Licht- schranken die Sieger für 1000 Fuss und 1⁄4-Meile ermittelt. Das verwendete Zeitnahmesystem muss das (in diesen Klassen verbotene) DEEP STAGING in den Gruppen S/C, SCB, S/G, SGB und S/ST automatisch überwachen.[5] Üblicherweise werden auf den meisten Dragsterstrecken Zwischenzeitmessungen durchgeführt. Die Messpunkte sind bei 18,30 m (60 Feet) und 201,16 m (1/8 Meile). Es können auch Messpunkte nach 100,60 m (330 Feet) und 304,80 m (1000 Feet) aufgestellt werden. Die Abstände der Messpunkte sind vom Guard Beam aus zu messen. Alle diese Zwischenzeitmessungen dürfen keinerlei Einfluss auf die Messung der Zeit für die Wettbe- werbsstrecke haben.
Positionierung der Lichtschranken und Rollwege
Besonderes Augenmerk gilt der absolut exakten Ausrichtung der Fahrzeuge am Start. Hier kommen drei verschiedene Lichtschranken zum Einsatz: Pre-Stage, Stage und Guard. Die Höhe der Lichtschranken muss so gehalten werden, dass mit einem Standard-Dragsterrad von 22 Zoll (55,8 cm) Durchmesser, ein Rollweg von 29,2 cm bis 30,5 cm (11,5 Inch bis 12 Inch) erlaubt wird. Die Lichtschranken für Pre-Stage, Stage und Guard müssen so installiert werden, dass die 7,5 cm (3 Inch) Bodenfreiheit in der Mitte der jeweiligen Fahrbahn gewährleistet ist. Die Lichtschranke nach 18,30 m (60 Fuß) sollte in einer Höhe von 25,4 cm (10 Inch) montiert werden (dadurch soll auch ein Auslösen bei in der Luft befindlichen Vorderrädern gewährleistet werden). Alle weiteren, auf der Strecke verteilten, Lichtschranken sollten in einer Höhe von 10 bis 15 cm (5 bis 6 Inch) montiert werden. Alle Maßangaben bei den Lichtschranken beziehen sich auf den Mittelpunkt des Lichtstrahls.[6]
Die jeweilige Position der Rennfahrzeuge in diesem Lichtschranken-System wird den Fahrern und ihren „Sekundanten“ (Einweisern) durch Lichtsignale an der Startampel angezeigt.
Startampel
Allgemeines
Die Startampel („Weihnachtsbaum / Christmastree / X-mastree / Lampenladen“) ist für Drag Racing von existenzieller Bedeutung: Die ganz oben auf jeder Seite angebrachten Lampen „Pre-Stage“ und „Stage“ dienen der exakten Ausrichtung der Rennfahrzeuge in den Lichtschranken an der Startlinie. Die drei gelben Lichter leuchten entweder gleichzeitig (bei den PRO-Klassen) oder nacheinander (bei den SPORTSMAN-Klassen) auf. Grün signalisiert die Startfreigabe. Rot zeigt das Verlassen der Lichtschranke vor Startfreigabe an und bedeutet sofortige Disqualifikation.
Sporttechnische Beschreibung
„Die Startanlage steht ca. 10-12m von der Startlinie entfernt, mit einer Höhe von 2,30 m, gemessen vom Fahrbahnbelag bis Mitte der Pre-Stage-Lampen, in der Mitte der Rennstrecke. Vertikal untereinander sind, für jede Bahn getrennt, "Pre-Stage-Lampen", die "Stage-Lampen", 3 gelbe Lampen für den Startcountdown, die grüne Lampe für die Startfreigabe und die rote Lampe für den Fehlstart angebracht. Der für jeden Fahrer deutlich sichtbare Countdown der Startanlage wird vom Starter ausgelöst. Gestartet werden darf erst, wenn die für die Bahn zugeordnete grüne Lampe am Tree aufleuchtet. Zur besseren Erkennung der Lampen, sollte hinter den zum Fahrer gerichteten Lampen ein schwarzes Antireflexions- schild angebracht werden. Startet ein Fahrer zu früh, leuchtet die, für die Bahn zugeordnete rote Lampe am Tree auf, dies bedeutet in der Ausscheidung den Wertungsverlust des Laufes.“[7]
Bild | Situation |
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1 | Startampel im „Ruhezustand“: Beide Fahrzeuge stehen entweder noch im sog. Line-Up bzw. Vorstart, oder haben die Startlinie überquert und befinden sich im Rennen |
2 | Das Fahrzeug auf der linken Bahn steht in PRE-STAGE, das heißt seine Vorderräder haben die erste Lichtschranke ausgelöst. |
3 | Das Fahrzeug auf der rechten Bahn hat nachgezogen. Jetzt stehen beide Fahrzeuge in PRE-STAGE. |
4 | Das Fahrzeug auf der rechten Bahn hat jetzt mit seinen Vorderrädern auch die zweite Lichtschranke ausgelöst. Es steht jetzt in FULL-STAGE. Der Abstand zw. den beiden Lichtschranken beträgt ca. 15 bis 20 cm. |
5 | Jetzt stehen beide Fahrzeuge in FULL-STAGE. Der Starter löst nun (im Normalfall) den eigentlichen Startvorgang aus. |
6 | Diese Situation zeigt einen Sonderfall: Der Fahrer auf der rechten Bahn steht im sog. DEEP-STAGE: er ist über die erste Lichtschranke hinausrollt, sodass nur noch die Stage-Lichter leuchten. Der Fahrer ist näher am Ziel (da er die Renndistanz um ca. 30 cm verkürzt hat), aber hart am „Redlight“ (wg. eines zu frühen Überqueren der Startlinie). In manchen Klassen ist Deep Staging verboten und führt zur Disqualifikation. |
7 | Der Starter löst nun (da Deep Staging in den PRO-Klasen erlaubt ist) den automatisierten Startvorgang (mittels eines Handschalters) aus: Nach einer vorher eingestellten Zeitspanne leuchten alle drei GELBEN Lampen gleichzeitig für beide Bahnen auf. |
8 | 0,4 Sek. nach GELB leuchten für beide Bahnen die GRÜNEN Lampen auf. Das Rennen ist freigegeben. |
9 | Hat einer der beiden Fahrer FULL-STAGE vor dem Aufleuchten von GRÜN verlassen, erhält er ein RED-LIGHT und sein Gegner hat automatisch gewonnen. |
Siehe auch
Einzelnachweise
- FIA: circuit - fia procedures for the recognition of drag strips - 2016.pdf. Hrsg.: FIA. Nr. 7.2.1. FIA-Rules, S. 3.
- FIA: circuit - fia procedures for the recognition of drag strips - 2016.pdf. Hrsg.: FIA. Nr. 7.1.. FIA, S. 3.
- FIA: circuit - fia procedures for the recognition of drag strips - 2016.pdf. Hrsg.: FIA. Nr. 7.2.2. FIA-Reglement, S. 4.
- FIA: circuit - fia procedures for the recognition of drag strips - 2016.pdf. Hrsg.: FIA. Nr. 3.3. FIA-Rules, S. 2.
- https://www.dmsb.de/de/downloads/file/280730 Seite 2–24 / Punkt 5.3
- https://www.dmsb.de/de/downloads/file/280730 Seite 2–24 / Punkt 5.2
- https://www.dmsb.de/de/downloads/file/280730 Seite 2–23 / Punkt 5.1