Dorfkirche Landow
Die evangelische Kirche Landow ist eine Saalkirche aus dem 14. Jahrhundert in Landow, einem Ortsteil der Gemeinde Dreschvitz im Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist die Pfarrkirche der Kirchgemeinde Rambin im Süden der Insel Rügen. Die evangelische Kirchgemeinde gehört seit 2012 zur Propstei Stralsund im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Vorher gehörte sie zum Kirchenkreis Stralsund der Pommerschen Evangelischen Kirche.
Lage
Die Straße Landow führt von Südwesten kommend in östlicher Richtung durch den Ort. Im historischen Zentrum steht die Kirche östlich des Dorfangers auf einem leicht erhöhten Grundstück, das mit einer Mauer eingefriedet ist.
Geschichte
Die Wegekirche zu Landow wurde um das Jahr 1312 erbaut, wie im Jahre 2004 durchgeführte dendrochronologische Untersuchungen des verbauten Eichenholzes am Chor ergeben haben. Sie gehört damit zu den ältesten Kirchen der Insel Rügen und dürfte der älteste Fachwerkkirchenbau in Norddeutschland und im gesamten südöstlichen Ostseeraum sein. Das Kirchenschiff kam in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hinzu. Es sollte ursprünglich ausgewölbt werden; die Arbeiten wurden jedoch nicht ausgeführt.[1]
Die Kirche lag an einer alten Salz- und Heringshandelsstraße. Die erste urkundliche Erwähnung eines Priesters in Landow ...plebane (Priester) in Landaue stammt aus dem Jahr 1333. Im Jahr 1369 wurde auch eine Kalandbruderschaft erwähnt, was für die Bedeutung der Kirche im Mittelalter spricht.
Der ursprüngliche Fachwerkbau wurde um 1542 mit Backsteinen ummauert. Der Innenraum erhielt im 18. Jahrhundert eine barocke Ausstattung. Aus der Werkstatt des bedeutendsten pommerschen Bildhauers des Barock, Elias Kessler aus der Hansestadt Stralsund, stammen der Altar, die Taufe und die Kanzel sowie die Bemalung der Holzdecke der Kirche. Vermutlich im Jahr 1733 erhielt die Kirche den Kirchturm sowie eine flache Balkendecke. Die an die Kirche angebaute Sakristei wurde später als Gruftkapelle für die Familie der Kirchenpatrone verwendet. Nach 1945 wurden die Särge aus der Gruftkapelle entfernt und auf dem Friedhof beigesetzt.
Während der DDR wurden größere Instandsetzungsarbeiten zuletzt 1959 am Kirchendach durchgeführt. Weitere Erhaltungsmaßnahmen blieben aufgrund fehlender Finanzierung aus. Ab Ende der 1960er Jahre war der weitere Erhalt des Kirchengebäudes in Frage gestellt, das Konsistorium der Evangelischen Landeskirche Greifswald sah sich 1970 nicht mehr in der Lage, Mittel für das abseits gelegene Kirchengebäude zur Verfügung zu stellen. 1982 wurde die Kirche als einsturzgefährdet eingestuft, in den 1980er Jahren wurde sie auch von der Kreisdenkmalliste gestrichen. Die barocke Ausstattung einschließlich der bemalten Holzdecke wurden in die Jakobikirche Stralsund ausgelagert.
Private Intitativen und Spendengelder ermöglichten es ab Anfang der 1990er Jahre die Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen schrittweise fortzusetzen. Es konnten die Restaurierung und Zurückführung der Barockausstattung bewerkstelligt werden und die noch erhaltenen und verwertbaren Teile der bemalten Holzdecke wieder eingebaut werden. Dabei wurde auf eine Ergänzung der fehlenden Teile bewusst verzichtet.[2] Die Kirche wird seit dem Jahr 2000 von einem Förderverein unterstützt. In ihr finden zahlreiche Veranstaltungen, darunter Konzerte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, statt.
Galerie
- Langhaus Blick zum Chor
- Malereifragmente
- Weihekreuz Langhaus
Baubeschreibung
Das Bauwerk wurde ursprünglich aus Fachwerk errichtet, der später mit Mauersteinen verkleidet wurde. Die unteren Schichten bestehen vorzugsweise aus behauenen Feldsteinen. Der zweijochige Chor ist eingezogen und hat einen Fünfachtelschluss. Jedes Feld wird durch einen zweifach getreppten Strebepfeiler stabilisiert, dessen unteres Feld mit einer rundbogenförmigen Blende verziert ist. In jedem Feld sind je großes, zweifachgetrepptes Spitzbogenfenster eingelassen; das östliche hiervon ist jedoch mit Mauersteinen zugesetzt.
Das Kirchenschiff hat einen rechteckigen Grundriss. An seiner Nordseite ist am Übergang zwischen Chor und Schiff eine rechteckige Sakristei angebaut. Die Fenster sind auch hier spitzbogenförmig. An der Südseite wurde das Langhaus durch einen weiteren Strebepfeiler in zwei Teile gegliedert. Im östlichen Teil sind zwei spitzbogenförmige Fenster, ebenso im westlichen Teil. Zwischen den beiden Fenstern befindet sich hier jedoch noch zusätzlich ein zugesetztes Portal.
Die Kirche kann von Westen her betreten werden. Dort ist eine große und ebenfalls spitzbogenförmige Blende, in die ein gedrückt-segmentbogenförmiges Portal eingelassen ist. Am Übergang zum Giebel ist ein Deutsches Band. Der Giebel selbst ist mehrfach mit Blenden geschmückt. Darüber erhebt sich der Kirchturm von 1733, dessen Fachwerk noch sichtbar ist. An jeder Seite ist eine hölzerne kleine Tür. Er schließt mit einer geschweiften Haube mit Wetterfahne ab.
Ausstattung
Die im Jahr 2020 noch vorhandene Kirchenausstattung stammt überwiegend aus dem 18. Jahrhundert. Elias Kessler schuf dabei den Altar, die Fünte, die Kanzel sowie das Patronatsgestühl. Das Altarretabel entstand ausweislich einer Inschrift im Jahr 1733. Es ist zwischen einem Aufbau aus zwei doppelt ausgeführten Säulen eingefasst und zeigt das Abendmahl Jesu. Darüber ist die Kreuzigung Christi zu sehen, gefolgt von einer Strahlenglorie.
Sehenswert ist auch der Friedhof mit teilweise sehr alten Grabstellen.
Einzelnachweise
- Aushang in der Kirche, Juni 2020.
- Gerd Liebling: Verbandsabend: Denkmalschutz im ländlichen Raum, in Der KreideKreis, Ausgabe 1, 2013, Insula Rugia e.V., Seite 2 – online .