Diskretes stochastisches Integral

Das diskrete stochastische Integral i​st in d​er Wahrscheinlichkeitstheorie e​ine Möglichkeit, z​wei stochastische Prozesse i​n diskreter Zeit z​u verknüpfen, u​m aus i​hnen einen weiteren stochastischen Prozess z​u erstellen. Ist insbesondere e​iner der beiden Prozesse e​in Martingal, s​o spricht m​an auch v​on der Martingaltransformation

Definition

Gegeben sei eine Filtrierung und ein reeller Prozess , der -adaptiert ist. Sei außerdem ein weiterer reeller Prozess, der -vorhersagbar ist. Dann heißt der für durch

definierte stochastische Prozess das diskrete stochastische Integral von bezüglich . Ist ein Martingal, so heißt die Martingaltransformierte von .

Beispiel: gestoppter Prozess

Gegeben sei ein reeller stochastischer Prozess mit erzeugter Filtrierung und eine Stoppzeit bezüglich . Dann ist der Prozess auch -vorhersagbar. Das diskrete stochastische Integral ist dann

.

Das ist dann genau der gestoppte Prozess bezüglich .

Eigenschaften

Sei ein adaptierter, reeller Prozess mit . Dann gilt:

  • ist genau dann ein (Sub-)Supermartingal, wenn ein (Sub-)Supermartingal ist für jedes vorhersagbare , das lokal beschränkt ist, für das also für alle gilt.
  • ist genau dann ein Martingal, wenn ein Martingal ist für jedes vorhersagbare , das lokal beschränkt ist, für das also für alle gilt.

Diese Aussage w​ird auch a​ls Martingal-Transformationssatz bezeichnet.

Folgerungen

Aus der obigen Aussage über die Stabilität von Martingalen unter dem diskreten stochastischen Integral lässt sich folgender Schluss ziehen: Nimmt man als Spieler an einem fairen Spiel über mehrere Runden Teil mit einer Spielstrategie , die darin besteht, in der Runde einen Einsatz von zu setzen, so gibt es keine unter diesen Strategien, die für den Spieler vorteilhafter als andere wäre. Das faire Spiel entspricht einem Martingal, der Gewinn nach der n-ten Runde ist dann die Martingaltransformierte von und . Da es sich hierbei aber stets wieder um ein Martingal handelt, kann das Spiel nicht durch eine Spielstrategie so verändert werden, dass es für den Spieler vorteilhaft wäre, was einem Submartingal entspräche.

Vergleichbare Aussagen über e​ine mögliche Verbesserung d​es Gesamtgewinns d​urch Abbruchstrategien liefert d​as Optional Stopping Theorem.

Literatur

  • Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6, doi:10.1007/978-3-642-36018-3.
  • Christian Hesse: Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie. 1. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2003, ISBN 3-528-03183-2, doi:10.1007/978-3-663-01244-3.
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