Digital Audio Broadcasting in Europa
Digital Audio Broadcasting (DAB) ist ein digitaler Übertragungsstandard für terrestrischen Empfang von Digitalradio. Es ist für den Frequenzbereich von 30 MHz bis 3 GHz geeignet und schließt daher auch die Verbreitung von Hörfunkprogrammen über Kabel und Satellit ein. Entwickelt wurde DAB im Eureka-147-Projekt der EU in den Jahren 1987–2000. Der DAB-Standard ist unter dem Code EN 300 401 online von der europäischen Standardisierungsorganisation ETSI erhältlich.[1]
Ausbauziele
Offiziell erklärtes Ziel der Europäischen Kommission war es, analoges Fernsehen und Hörfunk bis 2012 (siehe Analogabschaltung) abzulösen. Dieses Ziel wurde nicht erreicht.
Im Mai/Juni 2006 tagte in Genf die Internationale Wellenkonferenz RRC 06, in deren Rahmen die Frequenzen für den digitalen Rundfunk (Hörfunk und TV) im VHF-Band III und im UHF-Bereich (Band IV und V) neugeordnet wurden. Im Ergebnis wurde dem Wunsch der Bundesrepublik Deutschland vollständig entsprochen, so dass zukünftig zwei weitere nationale Bedeckungen mit rund 12–18 DAB- oder entsprechend vielen DMB-Programmen möglich sind. Insgesamt stehen somit dann drei Bedeckungen mit rund 18–24 Programmen im VHF-Band III und weitere drei Bedeckungen mit ebenfalls 18–24 Programmen im L-Band (1,4 GHz) zur Verfügung.
Darüber hinaus wird die ARD DVB-T aus dem VHF-Band III in den für DVB-T günstigeren UHF-Bereich verlegen. Damit stehen für DAB/DMB im VHF-Band III weitere vier nationale Bedeckungen für ca. 24–36 DAB- oder entsprechend viele DMB-Programme zur Verfügung. Insgesamt bietet sich somit die Möglichkeit, im Band III über sieben Bedeckungen rund 42–63 DAB-Programme und im L-Band über drei Bedeckungen zusätzlich rund 18–24 DAB-Programme, also insgesamt über zehn Bedeckungen rund 60–87 DAB- oder entsprechend viele DMB-Programme zu verbreiten.
In den einzelnen Ländern
Länder mit DAB-Betrieb
In Frankreich wurde die Digitalisierung des Hörfunks verordnet. Dabei setzt Frankreich nicht auf DAB, sondern auf DAB+, DRM und DMB.[2] Mitte 2010 sollten die ersten Startinseln in Paris und Marseille gestartet werden und sukzessive bis 2015 das gesamte Land über DMB-Empfang verfügen.
In Schweden ist DAB nur in den Großräumen Stockholm und Göteborg verfügbar. Ein weiterer Ausbau soll aber nicht mehr stattfinden.[3][4]
In Dänemark wurde die zunächst beschlossene UKW-Abschaltung 2018 um unbestimmte Zeit verschoben.[5]
Tschechische Radioprogramme waren bisher ausschließlich im L-Band zu empfangen, das Ziel ist, alle Sender auf das Band III umzurüsten.[6]
In Großbritannien ist DAB aufgrund einer guten Inhouse-Versorgung, der Programmvielfalt in Verbindung mit starker Promotion des Sendernetzbetreibers Digital One, der BBC und dem DRDB sehr erfolgreich. Bislang wurden 3,5 Millionen DAB-Empfänger verkauft. Die Handelskette Dixons hatte in 2006 FM-Radios aus dem Verkauf genommen, um sich künftig ganz auf den Verkauf digitaler Empfänger zu konzentrieren.[7] Dort hat sich gezeigt, dass ein Zugpferd (in diesem Fall die BBC) immer den Erfolg von DAB beeinflussen kann. Es gibt jedoch bis heute (2019) keinen Abschalttermin für UKW.[8]
In Polen verbreitet nur Polskie Radio ihre Programme digital und bis Ende 2014 wurden folgende Städte versorgt: Warszawa, Katowice, Szczecin, Wrocław, Łódz, Opole, Gdańsk, Kielce, Kraków, Poznań, Bydgoszcz, Koszalin, Olsztyn und Zielona Góra. Ab dem 1. April 2015 folgen Białystok, Lublin und Rzeszów. Ab dem 1. Juli 2016 folgen Giżycko, Kalisz, Płock und Siedlce. Alle anderen Regionen sollen bis zum 1. Dezember 2020 flächendeckend versorgt werden.[9]
2017 hat Norwegen als erstes Land der Welt die DAB-Technologie als neuen Nationalstandard eingeführt und im Laufe des Jahres – bis auf kleine Lokalsender – alle UKW-Stationen abgeschaltet. Jedoch ist ein deutlicher Rückgang der Hörerzahlen festzustellen.[10] Die In Norwegen mitregierende Fremskrittspartiet forderte 2018 die Reaktivierung des UKW-Netzes.[11]
In Österreich wurden zwischen Januar 1999 und Ende 2008 mehrere DAB-Startinseln versuchsweise eingeführt, der Betrieb jedoch mangels Erfolg danach wieder eingestellt. Bestand hatten nur DAB-Programme vom grenznahen Sender Pfänder, die die Bodenseeregion mit bayerischen und Schweizer Programmen versorgen. Im Mai 2015 wurde erneut ein Testbetrieb mit 15 Radioprogrammen in Wien gestartet, diesmal im Standard DAB+. Allerdings fehlen die Programme der Marktführer ORF und KroneHit. Seit Mai 2019 ist DAB+ auch in weiten Teilen außerhalb von Wien empfangbar[12].
Siehe auch
Weblinks
- worlddab.org – WorldDMB-Internetpräsenz
- wohnort.org – DAB Ensembles Worldwide
Einzelnachweise
- ETSI EN 300 401 V1.4.1 (2006-06) – Radio Broadcasting Systems; Digital Audio Broadcasting (DAB) to mobile, portable and fixed receivers (PDF-Datei; 1,76 MB)
- Frankreichs Radio wird digital. (Memento vom 3. Oktober 2018 im Internet Archive) vom 18. März 2007 (abgerufen am 2. Oktober 2018)
- Country Information for DAB, DAB+ and DMB – Sweden. Archiviert vom Original am 14. Februar 2012; abgerufen am 28. September 2015.
- Final Stop For DAB Radio in Sweden. Abgerufen am 12. Mai 2017.
- Michael Fuhr: Dänemark bläst UKW-Abschaltung im Jahr 2021 ab. teltarif.de, 10. Juli 2018, abgerufen am 6. September 2021.
- Country Information for DAB, DAB+ and DMB - Czech Republic. Abgerufen am 5. Dezember 2013.
- Britischer Discounter nimmt UKW-Radios aus dem Angebot auf Wikinews
- http://www.bclnews.it/2018/03/19/bbc-cancelled-plans-to-switch-off-fm-radio-broadcasts/
- Radio Cyfrowe DAB+ -- wszystko o cyfryzacji radia. Abgerufen am 28. Dezember 2014.
- Killt das UKW-Ende das Radio? Abgerufen am 11. Mai 2021.
- Reinhard Wolff: Umstellung auf Digitalradio in Norwegen: Zurück in die Zukunft. In: Die Tageszeitung: taz. 13. August 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 11. Mai 2021]).
- Programmkarte - DAB+ Mehr Radio. In: DAB+ (AT) Mehr Radio. Abgerufen am 9. Oktober 2020 (deutsch).
- Digitalni radio. Abgerufen am 5. Dezember 2013.
- DAB em Portugal: ascensão e queda da tecnologia do futuro. In: Mundo da Rádio. Abgerufen am 2. August 2021 (portugiesisch).