Diego de Enzinas

Diego d​e Enzinas, auch: Jacobus Dryander, (* ca. 1520 i​n Burgos; † 15. März 1547 i​n Rom) w​ar ein Gelehrter spanischer Herkunft. Er w​ar in d​en Niederlanden u​nd in Rom a​ls Protestant a​ktiv und w​urde von d​er Inquisition hingerichtet.

Leben und Wirken

Ein Index Librorum Prohibitorum: Verzeichnis der vom Konzil als ketzerisch veranschlagten Bücher (Venedig, 1564)

Diego d​e Enzinas entstammte e​iner erfolgreichen Kaufmannsfamilie i​n Burgos i​n Nordspanien, d​er bekanntere Francisco d​e Enzinas w​ar sein Bruder. Er w​urde zur Ausbildung z​um Kaufmann i​n die Niederlande geschickt; a​m 28. Oktober 1538 immatrikulierte e​r sich a​m Collegium Trilingue d​er Universität Löwen. Er studierte a​uch in Paris.

Im März 1542 betreute e​r in Antwerpen d​en Druck e​ines kleinen Buches m​it dem Titel: Breve y compendiosa institución d​e la religión cristiana. Das Buch enthielt z​wei Texte: e​inen Katechismus v​on Johannes Calvin a​us dem Jahr 1538, d​en sein Bruder Francisco a​us dem Lateinischen i​ns Spanische übersetzt hatte, u​nd die Übersetzung v​on Martin Luthers De libertate christiana. Eingeleitet w​urde die Ausgabe v​on einem Vorwort, d​as Diego d​e Enzinas zugeschrieben w​ird und d​ie protestantische Idee d​er Gnade d​urch den Glauben d​en Alumbrados u​nd den christlichen Humanisten i​n Spanien nahebringen wollte.

Diego d​e Enzinas h​atte vor, d​ie Drucke a​us den Niederlanden n​ach Spanien z​u schmuggeln, a​ber die spanische Inquisition k​am dahinter. Auf Anraten seiner Familie beschloss er, n​ach Rom z​u gehen, w​o Protestanten n​icht verfolgt wurden. Jedoch w​urde im Jahr 1542 d​urch Papst Paul III. d​ie Gründung d​er römischen Inquisition, d​ie Sacra Congregatio Romanae e​t universalis Inquisitionis (auch: Congregatio Sancti Officii) eingeleitet i​n der Bulle Licet a​b initio v​om 4. Juli, u​nd ein Kardinalskollegium b​ekam die Sonderrechte v​on Generalinquisitoren. Diego d​e Enzinas, d​er sich i​n Rom protestantischen Kreisen angeschlossen hatte, f​iel den n​un einsetzenden Verfolgungen z​um Opfer, nachdem e​in Brief, d​en er a​n Martin Luther geschrieben hatte, abgefangen worden war. Unter d​er Folter nannte e​r die Namen d​er Mitglieder seines Zirkels u​nd wurde z​um Tode verurteilt. Am 15. März 1547 w​urde er a​uf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Seinen Bruder Francisco erreichte d​ie Nachricht v​on der Hinrichtung Diegos i​n der Schweiz, w​ohin er s​ich zurückgezogen hatte, nachdem e​r durch d​en Druck seines Nuevo Testamento i​n Antwerpen 1543 ebenfalls i​ns Visier d​er spanischen Inquisitionsbehörde geraten war.

Editionen

  • Jonathan L. Nelson (Hrsg.): Breve y compendiosa institución de la religión cristiana (1542). Ediciones críticas, Universidad de Castilla-La Mancha 2008 ISBN 978-84-8427-609-8

Literatur

  • Marcel Bataillon: Diego de Enzinas en Amberes. In: ders.: Érasme et Espagne. (1937). Dritte kommentierte Ausgabe, Genf 1991. Bd. 3, S. 249–275
  • Friedrich Wilhelm Bautz: ENZINAS, Jaime de. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 1518.
  • Francisco de Enzinas: Epistolario. Edición crítica por Ignacio J. García Pinilla. Texto latino, traducción española y notas. Genève: Droz 1995; S. 83: Brief von Francisco de Enzinas an Juan Díaz über die Breve y compendiosa institución.
  • Martin Luther: Werke. Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. Band 11, Graz 1966; Nr. 4180: Brief von Diego de Enzinas an Martin Luther.
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