Die Judenbuche
Die Judenbuche – Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen ist eine Novelle von Annette von Droste-Hülshoff, die erstmals 1842 im Cotta’schen Morgenblatt für gebildete Leser erschien. Die Handlung spielt in dem entlegenen westfälischen „Dorf B.“ in einem deutschen Kleinstaat des 18. Jahrhunderts, noch vor der Zeit der großen Umwälzungen, die die Französische Revolution für Europa mit sich brachte. Die Novelle handelt von einem unaufgeklärten Mord, erläutert dessen Vor- und Nachgeschichte und wird nicht nur als Kriminalgeschichte, sondern vor allem als Milieustudie verstanden.
Handlung
Friedrich Mergels Werdegang scheint schon vor seiner Geburt festzustehen: In seiner Familie herrschen „viel Unordnung und böse Wirtschaft“. Seine Mutter Margreth war in ihrer Jugend zu stolz und hat spät geheiratet, und das nicht aus Liebe, sondern nur, um nicht als alte Jungfer ins soziale Abseits zu geraten. Sein Vater Hermann Mergel, ein starker Alkoholiker, nahm Margreth Semmler zur Frau, nachdem ihm seine erste Braut in der Hochzeitsnacht davongelaufen und später gestorben war. Auch Margreth hat unter seinen allwöchentlichen Saufgelagen und anschließenden Handgreiflichkeiten zu leiden, obwohl sie dies vor der Dorfgemeinschaft zu verbergen versucht.
Als Friedrich neun Jahre alt ist, kommt sein Vater in einer stürmischen Winternacht ums Leben, nachdem er betrunken im Wald einschläft und dabei erfriert. Dadurch sinkt Friedrichs ohnehin ramponiertes soziales Ansehen im Dorf noch tiefer. Er hütet fortan die Kühe. Wenige Jahre später adoptiert ihn sein Onkel Simon, stellt ihn bei sich ein und verhilft ihm mit obskuren Geschäften zu etwas Geld und Ansehen. Friedrich macht Bekanntschaft mit Simons unehelichem Sohn, dem Schweinehirten Johannes Niemand, einem verängstigten Jungen, der Friedrich äußerlich auffallend ähnlich sieht und den der selbstbewusst gewordene Friedrich bald wie seinen Diener behandelt.
Bisher vom Dorf wenig beachtete Holzdiebstähle durch die sogenannten Blaukittel nehmen immer mehr zu. Daher verstärken die Förster ihre Kontrollen, können aber die Diebe dennoch nicht auf frischer Tat ertappen. Als dieses eines Nachts dem Oberförster Brandis zu gelingen scheint, wird er von den Blaukitteln brutal erschlagen. Friedrich fühlt sich, obwohl er vor Gericht alles ableugnet und man ihm nichts beweisen kann, mitschuldig an Brandis’ Tod, hat er doch in jener Nacht Schmiere gestanden, die Blaukittel durch einen Pfiff vor der Ankunft des Försters gewarnt und diesen dann in einen Hinterhalt geschickt. Sein Oheim drängt ihn durch das Verdrehen der Zehn Gebote zum Schweigen:
„Denk an die zehn Gebote: du sollst kein Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten.« – »Kein falsches!« – »Nein, gar keines; du bist schlecht unterrichtet; wer einen andern in der Beichte anklagt, der empfängt das Sakrament unwürdig.“
Im Oktober 1760 wird Friedrich auf einer Hochzeitsfeier vom Juden Aaron bloßgestellt, der ihn lauthals „vor allen Leuten um den Betrag von zehn Talern für eine schon um Ostern gelieferte Uhr“ mahnt. Aarons Leiche wird wenig später im Brederwald unter einer Buche aufgefunden. Sofort gerät Friedrich in Verdacht. Als man sein Haus umzingelt, um ihn festzunehmen, flieht er zusammen mit Johannes Niemand durchs Fenster. Der Verdacht wird später zwar offiziell durch das Geständnis eines Dritten entkräftet, es bleibt jedoch ungeklärt, ob sich dessen Aussage tatsächlich auf den Mord an Aaron bezieht. Friedrich und Johannes aber bleiben verschwunden.
Eine Delegation der Juden des Dorfes kauft die Buche, unter der Aaron gefunden wurde, und ritzt mit hebräischen Schriftzeichen in deren Rinde den Satz „Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast.“ Fortan wird diese Buche von den Dorfbewohnern „die Judenbuche“ genannt. Der Mord ist längst verjährt und vergessen, als nach achtundzwanzig Jahren, am Heiligen Abend des Jahres 1788, ein Mann in das Dorf B. zurückkehrt, der sich als Johannes Niemand ausgibt. Margreth Mergel, die seit der Flucht ihres Sohnes in „völliger Geistesdumpfheit“ dahinvegetierte, und ihr Bruder Simon Semmler sind zu diesem Zeitpunkt bereits verarmt gestorben. Der Zurückgekehrte kann beim Gutsherrn des Dorfes unterkommen und verbringt seine alten Tage mit Botengängen und dem Schnitzen von Holzlöffeln. Neun Monate später kehrt er eines Tages nicht mehr aus dem Brederwald zurück. Als man nach ihm sucht, findet der junge Brandis, Sohn des ermordeten Oberförsters, den Vermissten in der Judenbuche erhängt. Der Gutsherr untersucht die Leiche und entdeckt zu seiner Überraschung eine alte Halsnarbe, die den Toten als Friedrich Mergel identifiziert. Ohne geistlichen Beistand wird er auf dem Schindanger verscharrt.
Figuren
Friedrich Mergel (Hauptfigur)
Friedrich entwickelt sich von einem verstörten, zurückgezogenen Kind zu einem sehr hochmütigen und stolzen, aber auch leicht erregbaren und gewaltbereiten Mann. Er arbeitet sich durch Holzfrevel und dunkle Geschäfte zu einer bedeutenden Person hoch und nimmt so einen hohen Rang in der Welt der Dorfbewohner ein. Seine Rolle als „Dorfelegant“ verteidigt er oft mit Fäusten. Ihm ist sein Äußeres wichtiger als sein Inneres. Um seinen Ruf aufrechtzuerhalten, bedient er sich teilweise auch unlauterer Mittel wie dem Prahlen mit einer noch nicht bezahlten Silberuhr. Trotzdem bescheinigt ihm die Autorin eine „nicht unedle Natur“ und schreibt seine Fehler teilweise dem Onkel zu. Trotz allem ist Friedrich sehr verletzlich und hat (nach einer Falschaussage) ein schlechtes Gewissen. Er kann es auch nicht ertragen, wenn andere schlecht über seinen verstorbenen Vater sprechen.
Margreth Mergel
Friedrichs Mutter ist anfangs eine selbstbewusste Frau, die erst nach und nach am Leben und an den Vorurteilen ihrer Umwelt zerbricht. Als sie Friedrichs Vater heiratet, glaubt sie noch, dass eine Frau, die von ihrem Mann schlecht behandelt wird, daran selber schuld sei. Sie erkennt jedoch bald, dass es nicht so einfach ist, ihren Mann zu ändern. Durch den frühen Tod Hermanns und den Verlust Friedrichs, der in die Dienste seines Onkels eintritt, ist Margreth mit der Landwirtschaft überfordert. Nachdem Friedrich unter Mordverdacht geflohen ist, wird sie zu einem Pflegefall. Bis zu ihrem Tod kapselt sie sich von der Gesellschaft ab.
Simon Semmler
Der Bruder Margreth Mergels, also Friedrichs Oheim (Onkel), „adoptiert“ Friedrich nach dem Tod von Friedrichs Vater Hermann. Er hat Fischaugen, ein Hechtgesicht und rötliches Stoppelhaar. Er übt einen negativen Einfluss auf Friedrich aus, indem er ihn auf die schiefe Bahn führt und immer wieder mit dem Tod seines Vaters Hermann konfrontiert und damit einzuschüchtern versucht. Simon gehört zu einer Bande Holzfrevler und ist daher recht vermögend. Sein zwielichtiger wirtschaftlicher Erfolg hält jedoch nicht lange an. Er stirbt verarmt. Vieles spricht dafür, dass er es war, der den Förster Brandis mit einer Axt erschlagen hat.
Johannes Niemand
Johannes ist Simons unehelicher Sohn und sieht Friedrich so ähnlich, dass selbst dessen Mutter die beiden einmal miteinander verwechselt. Im Gegensatz zu Friedrich ist Johannes sehr schüchtern, leichtgläubig und willenlos. Johannes versinnbildlicht Friedrichs wahren Zustand als sozialer Niemand. Sein Nachname rührt daher, dass sein Vater ihn nie als seinen Sohn anerkannt hat. So wie Friedrich als Laufbursche seines Onkels völlig abhängig von diesem ist, so wird Johannes allmählich immer abhängiger von Friedrich.
Aaron, der Jude
Aaron ist ein jüdischer Geschäftsmann aus dem Nachbardorf S. Während einer Hochzeitsfeier sorgt er für einen Eklat, als er in der Öffentlichkeit von Friedrich Mergel die ausstehende Zahlung für eine Taschenuhr eintreiben will. Die Dorfbevölkerung lacht ihn daraufhin aus und verspottet ihn („Packt den Juden! Wiegt ihn gegen ein Schwein!“). Später wird Aaron ermordet an der „Judenbuche“ aufgefunden.
Förster Brandis
Der Förster Brandis vertritt die Obrigkeit und bemüht sich vergeblich, der Holzfrevler habhaft zu werden. Dabei lässt er sich gelegentlich zu unbedachten Äußerungen hinreißen, entschuldigt sich jedoch, wenn er merkt, dass er zu weit gegangen ist.
Hermann Mergel (Friedrichs Vater)
Einerseits ist Hermann ein liebevoller Vater, andererseits treibt ihn sein Alkoholismus an den Wochenenden zum maßlosen Trinken und zu Gewalttätigkeiten. Sein Drang, zur Flasche zu greifen, ist letztlich auch der Grund für seinen Unfalltod, der ihn in den Augen der Dorfbewohner zum „Gespenst des Brederholzes“ macht.
Interpretation
Recht und Gerechtigkeit
Die Gesetze sind einfach und teilweise unzulänglich. Neben dem gesetzlichen Recht hat sich ein zweites Recht gebildet: das Recht der öffentlichen Meinung, der Gewohnheit und entstandenen Verjährung. Gutsbesitzer wie Volk handeln frei nach ihrem Gewissen, nur den Unterlegenen sind bisweilen die geschriebenen Gesetze wichtig. Alle Dorfbewohner sind fromm, fast alle sind aber auch in irgendeiner Form am Holz- und Wilddiebstahl beteiligt. Ein Beispiel sind Margreth Mergel und ihr Bruder Simon Semmler: Während Margreth äußerst fromm ist, aber das Bestehlen von Juden für ebenso akzeptabel hält wie Wilderei und Holzfrevel, hat Simon als Inbegriff des Bösen immer noch einen Funken von Gewissen und Frömmigkeit in sich, auch wenn er Letztere nur vortäuscht.
Man kann dieses Gewohnheitsrecht als Zeichen der Rückständigkeit des Dorfes interpretieren, die die Autorin am Anfang des Buches anspricht. Bezeichnenderweise wird diese Rückständigkeit 1789 beendet: Etwa zwei Monate nach Ausbruch der Französischen Revolution wird der echte Schuldige bestraft, zuvor können Adel und Volk über Recht und Gerechtigkeit entscheiden. Die Autorin heißt die ältere Form der „Gerechtigkeit“ weder gut, noch verurteilt sie sie.
Bemerkenswert ist, dass die Natur in der Novelle stets als Richter und Zeuge auftritt. Die Verbindung zwischen den Taten der Dorfeinwohner und der sie umgebenden Natur zeigt, dass sie dann, wenn sie ihr „inneres Rechtsgefühl“ verlieren, auch die Gemeinsamkeit von Mensch und Natur zerstören, die durch die göttliche Seinsordnung festgelegt ist.
Alle negativen Ereignisse der Novelle geschehen in der Nähe der Buche im Brederwald, und zwar immer nachts oder während der Dämmerung, nie am Tage. So wird der Brederwald zu einer Art „magischem Raum“, die Buche zum „Dingsymbol für ein Geschehen des Unheils“ (B. v. Wiese). „Der sachlich-nüchterne, durch genaue Zeitangaben äußerst distanzierte Berichtstil lässt die ständige Bedrohung des Menschen […] durch die Macht des Dunklen und Irrealen noch unheimlicher hervortreten“.[1]
Judenfeindlichkeit
Zu den zahlreichen sozialen Vorurteilen, die Annette von Droste-Hülshoffs „Sittengemälde“ thematisiert und die als „geheime Seelendiebe“ auch Friedrich Mergel schon in seiner Kindheit prägen wie „jedes Wort, das unvergessen / In junge Brust die zähen Wurzeln trieb“,[2] gehört besonders die Judenfeindlichkeit im Dorf B.:
- Friedrichs Mutter belehrt ihren Sohn schon früh, dass die Juden „alle Schelme“ und Betrüger seien, und spricht von Aaron als „dem verfluchten Juden“.
- Ebenso offen zeigen später auch einige angetrunkene Teilnehmer der Hochzeitsgesellschaft, auf der Aaron von Friedrich sein Geld zurückverlangt und ihn damit vor allen Gästen kompromittiert, ihren Antisemitismus, indem sie den Gläubiger verspotten und ihm nachrufen: „Packt den Juden! Wiegt ihn gegen ein Schwein!“
- Aarons Witwe wird respektlos als „die Judenfrau“ apostrophiert, die sich am Ende getröstet und einen anderen Mann genommen habe.
- Von einem der Glaubensgenossen Aarons, die sich nach dessen Tod für die Aufklärung des Verbrechens und Rache des Opfers einsetzen, heißt es an anderer Stelle, er werde „gemeinhin der Wucherjoel“ genannt.
- Selbst der die Obrigkeit und das Recht repräsentierende Gutsherr sagt von einem anderen Juden, dem „Lumpenmoises“, der ebenfalls zunächst als Mörder Aarons in Frage kommt und nach seinem Geständnis Selbstmord begeht, „der Hund von einem Juden“ habe sich „an seinem Strumpfband erhängt.“
Historische Hintergründe
Als Kind war Annette von Droste-Hülshoff regelmäßig bei ihren Verwandten mütterlicherseits auf Schloss Bökerhof in der ostwestfälischen Ortschaft Bökendorf, einem unmittelbaren Nachbarort des „Dorfes B.“, zu Besuch. Dort erfuhr sie von einer wahren Begebenheit, die ihr Onkel August von Haxthausen unter dem Titel Geschichte eines Algierer Sklaven nach Gerichtsakten aufgezeichnet und 1818 veröffentlicht hatte:
Im Kleinstaat Fürstbistum Paderborn hatte Hermann Georg (oder Johannes) Winckelhan (getauft am 22. August 1764) im Jahr 1782 von dem jüdischen Händler Soistmann Berend (oder auch Soestmann-Behrens) Stoff für ein Hemd erhalten, jedoch nicht bezahlt. In einem deshalb 1783 stattfindenden Prozess unter der Leitung des Lichtenauer Drosten Werner Adolph von Haxthausen (Droste war ein Amt der niederen Gerichtsbarkeit im Fürstbistum) wurde Winckelhan zur Zahlung verurteilt, woraufhin dieser gegen Soistmann Berend Morddrohungen aussprach. Am selben Abend sah ein Förster sowohl Winckelhan, mit einem Knüppel bewaffnet, als auch kurz darauf Soistmann Berend in den Wald gehen. Zwei Tage später wurde Soistmann Berend von seiner Frau an einer Buche im Wald erschlagen aufgefunden; in die Buche ritzte die jüdische Gemeinschaft des Ortes anschließend ein Zeichen in hebräischer Schrift ein. Um seiner Verhaftung zu entkommen, floh Winckelhan ins Ausland, wo er in Gefangenschaft geriet und versklavt wurde. Erst nach fast 25 Jahren kehrte er in seinen Heimatort zurück. Nachdem von einer weiteren Strafverfolgung aufgrund seines erlittenen Leides während der Versklavung abgesehen worden war, gestand er den Mord. Winckelhan lebte fortan als Tagelöhner und Bettler und erhängte sich 1806 an der Buche, an der Soistmann Berend erschlagen aufgefunden worden war. Der Baum wurde zwei Jahre später gefällt. Winckelhan wurde trotz des Selbstmords auf Bitte des Drosten am 18. September 1806 in Bellersen katholisch beigesetzt.[3]
Annette von Droste-Hülshoff setzte diese Begebenheit literarisch um und entwickelte dazu eine Vorgeschichte, mit der es ihr gelang, „das Geschehen als Folge einer Störung der menschlichen Gemeinschaft darzustellen“ (Kindler). Das sich durch eine Folge ungewöhnlicher Ereignisse bald verdichtende und gegen Ende zuspitzende Schicksal Friedrich Mergels enthüllt das Verhängnisvolle der Situation der Gesellschaft.
Der Judenbaum im Reinhardswald
Neben dem oben geschilderten Verbrechen an der Buche, in die hebräische Schriftzeichen eingeritzt worden waren, könnte Annette von Droste-Hülshoff auch vom so genannten Judenbaum im Reinhardswald inspiriert worden sein. Das legt zumindest die Gedenktafel nahe, die am Standort des mittlerweile abgestorbenen Baumes im Jahr 2003 aufgestellt wurde. Dort soll ein jüdischer Händler 1668 Opfer eines Raubmordes geworden sein. Seitdem war die dort stehende Eiche (also keine Buche) als Judenbaum bekannt. Dafür, dass sich die Schriftstellerin auch von diesem Baum anregen ließ, spricht zum einen die Tatsache, dass sie den Reinhardswald bereist hatte. Zum anderen spricht dafür, dass es zu dieser Zeit in den Dörfern des Reinhardswaldes einen Förster namens Friedrich Mergell und einen weiteren mit Namen Carl Friedrich Mergell gab. Die Ähnlichkeit mit dem Namen der Hauptperson der Judenbuche, Friedrich Mergel, kann kaum zufällig sein.
Tütelsches Kreuz
Der einzige Ort, der sich mit Sicherheit identifizieren lässt, ist das sogenannte Tütelsche Kreuz in Neuenheerse.
„So liefen wir bis Heerse; da war es noch dunkel, und wir versteckten uns hinter das große Kreuz am Kirchhofe, bis es etwas heller würde, weil wir uns vor den Steinbrüchen am Zellerfelde fürchteten, und wie wir eine Weile gesessen hatten, hörten wir mit einem Male über uns schnauben und stampfen und sahen lange Feuerstrahlen in der Luft gerade über dem Heerser Kirchturm. Wir sprangen auf und liefen, was wir konnten, in Gottes Namen gerade aus, und wie es dämmerte, waren wir wirklich auf dem rechten Wege nach P. (wahrscheinlich Paderborn, Anm.d.Verf.)“
Die Dichterin besuchte in ihrer Jugend dort öfter ihre Tante, die Stiftsdame Sophia Theresia von Haxthausen, und wohnte dann in deren Kurie, heute Asseburger Straße 3, was schräg gegenüber vom Kreuz lag.
Widmung der 20-DM-Note (4. Generation)
Die 20-DM-Note der im Jahr 1989 erschienenen vierten und zugleich letzten Generation der DM-Banknoten zeigt ein Porträt der Annette von Droste-Hülshoff und war bis zur Einführung der Euro-Banknoten im Jahr 2002 in Umlauf. Die Gestaltung stammte (wie bei der gesamten Serie) von Reinhold Gerstetter, dem damaligen Chefgrafiker der Bundesdruckerei.
Wie bei diesen Banknoten üblich, sind Motive aus dem Arbeits- und Lebensumfeld der betreffenden Person dargestellt. So hier historische Gebäude ihres Sterbeortes Meersburg, eine Schreibfeder und (in Bezug zur Novelle Die Judenbuche) eine Buche.
Vertonungen
Walter Steffens schrieb auf ein Libretto von Peter Schütze seine Oper „Die Judenbuche“, Uraufführung 1993 in Dortmund. Er lebte zu dieser Zeit in Detmold, heute in Marienmünster, also unmittelbar in der Gegend, in der die Novelle spielt.
Von der historischen Hintergrundfigur handelt Steffens’ „Kriminaloper für mobiles Musiktheater ‚Der Winkelhannes‘“, Uraufführung 2007/08. Libretto von Peter Schütze unter Mitarbeit von Volker Schrewe und Walter Steffens.
Im Jahr 2006 vertonte der luxemburgische Komponist Marco Pütz die Novelle im Auftrag des Jugendorchesters Havixbeck. Das Stück für Blasorchester wurde am 2. September 2006 uraufgeführt.
Literatur
- Wolfgang Braun: Bluttat mit literarischen Folgen: Der Standort von Annette von Droste-Hülshoffs „Judenbuche“. In: ders.: Geheime Orte in Ostwestfalen. Nicolai, Berlin 2015, ISBN 978-3-89479-928-1, S. 93–101.
- Winfried Freund, Erläuterungen zu Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche, Textanalyse und Interpretation (Bd. 216), C. Bange Verlag, Hollfeld 2012, ISBN 978-3-8044-1990-2.
- Horst-Dieter Krus: Mordsache Soistmann Berend. Zum historischen Hintergrund der Novelle „Die Judenbuche“ von Annette von Droste-Hülshoff. 2. verbesserte Auflage. Huxaria, Höxter 1997, ISBN 3-9805700-0-2, (Schriften der Droste-Gesellschaft 19).
- Norbert Mecklenburg: Der Fall „Judenbuche“. Revision eines Fehlurteils. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89528-693-3.
- Ekkehart Mittelberg: Annette von Droste-Hülshoff, 'Die Judenbuche'. Text und Materialien. 3. Druck. Cornelsen, Berlin 2005, ISBN 3-464-52208-3, Inhalt.
- Heinz Rölleke: Annette von Droste-Hülshoff, 'Die Judenbuche'. Interpretation. Mit Unterrichtshilfen von Hannelore Tute. 2. überarbeitete Auflage. Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-637-01433-5.
- Konrad Schaum: Ironie und Ethik in Annette von Droste-Hülshoffs Judenbuche. Winter, Heidelberg 2004, ISBN 3-8253-1565-7, (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte 3. Folge, 204).
- Kindlers Literatur Lexikon, Band 12: Ja – Krc. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1974, S. 5047f.
- Bernd Völkl: Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff: Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretation, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar. (Reclam Lektüreschlüssel XL). Philipp Reclam jun., Ditzingen 2018, ISBN 978-3-15-015481-6.
- Thomas Wortmann: Kapitalverbrechen und familiäre Vergehen. Zur Struktur der Verdoppelung in Droste-Hülshoffs „Judenbuche“. In: Redigierte Tradition. Literaturhistorische Positionierungen Annette von Droste-Hülshoffs. Hrsg. von Claudia Liebrand, Irmtraud Hnilica und Thomas Wortmann, Schöningh, Paderborn 2010, S. 311–337.
Weblinks
- Volltext von Die Judenbuche und anderen Werken von Annette von Droste-Hülshoff auf Zeno.org
- Projektseite der zeitgenössischen Komposition „Die Judenbuche“ von Marco Pütz
- Ausführliche Inhaltsangabe auf einer privaten Homepage
- Die Judenbuche -> 10 Fragen + 18 Antworten Droste-Hülshoffs Novelle als Comic. Interview mit Zeichnerin und Autor
Einzelnachweise
- Kindlers Literatur Lexikon, Band 12 Ja-Krc. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1974, S. 5047f.
- Vgl. Droste-Hülshoffs Prolog-Gedicht, mit dem sie ihre Erzählung einleitet.
- Annette von Droste-Hülshoff, Die Judenbuche - Hintergrund. In: martinschlu.de.
- Kapitel 8, Die Judenbuche gutenberg.spiegel