Die Frau des Nobelpreisträgers
Die Frau des Nobelpreisträgers (Originaltitel: The Wife) ist ein schwedisch-US-amerikanisches Filmdrama von Björn Runge, das im September 2017 im Rahmen des Toronto International Film Festivals seine Premiere feierte. Der Film basiert auf dem Roman Die Ehefrau von Meg Wolitzer. In Rückblenden erfährt der Zuschauer, dass Joan Castleman, die ihren Ehemann zu der Verleihung des Literatur-Nobelpreises begleitet, in jungen Jahren selbst eine vielversprechende Autorin war, ihre eigene Karriere jedoch der ihres Mannes untergeordnet hat. Bei den Golden Globe Awards 2019 wurde Glenn Close als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Im Rahmen der Oscarverleihung 2019 erhielt Close eine Nominierung als beste Hauptdarstellerin.
Film | |
---|---|
Titel | Die Frau des Nobelpreisträgers |
Originaltitel | The Wife |
Produktionsland | Schweden, USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2017 |
Länge | 101 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 6[1] JMK 6[2] |
Stab | |
Regie | Björn Runge |
Drehbuch | Jane Anderson |
Produktion | Claudia Bluemhuber, Piodor Gustafsson, Rosalie Swedlin, Jo Bamford, Meta Louise Foldager Sørensen, Piers Tempest |
Musik | Jocelyn Pook |
Kamera | Ulf Brantås |
Schnitt | Lena Runge |
Besetzung | |
|
Handlung
Connecticut 1992: Joan Castleman und ihr Ehemann Joe reisen nach Stockholm, wo ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen werden soll. Mit dabei ist Sohn David, der auch eine Karriere als Schriftsteller plant, doch das Urteil seines Vaters über seine Schreibversuche fiel bislang ernüchternd aus. Während Joans und Joes Tochter Susannah ihr erstes Kind erwartet und glücklich ist, fühlt sich David wie ein Getriebener im übermächtigen Schatten seines Vaters. Die ruhige Joan hält die Familie zusammen, obwohl sie in den vergangenen Jahrzehnten einige Affären ihres Ehemannes erdulden musste. In ihrem Flugzeug befindet sich auch Nathaniel Bone, der eine Biografie über Joe schreiben will, ohne dass dieser ihn dabei unterstützt.
Joan erinnert sich an die Anfänge ihrer Beziehung in den 1950er-Jahren. Sie war eine hoffnungsvolle Nachwuchsschriftstellerin, Joe ihr Dozent am Smith College. Da sie aber nicht glaubte, dass sie als Frau mit ernsthafter Literatur Erfolg haben könnte, stellte sie ihre Ambitionen zugunsten von Joes Karriere zurück. Als dessen erster Romanentwurf nur mittelmäßig ausfällt, überarbeitete sie diesen grundlegend. Es wird ersichtlich, dass sie in den folgenden Jahrzehnten den Löwenanteil der Romane schrieb, für die Joe den Nobelpreis erhält. Da die unter seinem Namen veröffentlicht wurden, machten sie allein ihn berühmt – selbst die beiden Kinder ahnen nichts von dem Geheimnis ihrer Eltern. Er stellt Joan überall als seine Ehefrau vor, die für sein Werk sehr wichtig sei, aber „nicht schreibe“.
Nathaniel Bone kommt anhand von den wenigen Kurzgeschichten, die Joan unter ihrem Namen veröffentlicht hat und stilistisch den späteren Romanen Joes ähneln, dem Geheimnis auf die Spur. Er konfrontiert zunächst Joan in einem Café bei einem Drink, später ihren Sohn David mit seinem Verdacht. Nachdem ihr Mann in seiner Verleihungsrede ihr überschwänglich als „Muse“ gedankt hatte, gibt Joan die Fassade auf und will ihren Mann verlassen. Nach dem Streit im Hotelzimmer, in dessen Folge sie bereits ihre Koffer packt, erleidet Joe einen Herzinfarkt und stirbt. Auf dem Heimflug droht Joan Bone damit, ihn zu verklagen, wenn er seine Vermutungen veröffentlichen würde. David verspricht sie, dass sie ihm und seiner Schwester alles zuhause erklären werde.
Produktion
The Wife basiert auf dem gleichnamigen Roman der amerikanischen Schriftstellerin Meg Wolitzer aus dem Jahr 2003, der unter dem Titel Die Ehefrau auch in einer deutschen Übersetzung veröffentlicht wurde. Bereits zuvor war Wolitzers Roman The Interestings (deutsch: Die Interessanten) verfilmt worden. Regie führte der schwedische Filmemacher Björn Runge, der auch Wolitzers Roman für den Film adaptierte.[3] Die Filmmusik komponierte Jocelyn Pook. Anfang November 2018 veröffentlichte Node Records den Soundtrack zum Film als Download.[4]
Glenn Close übernahm die Hauptrolle von Joan Castleman.[3] Closes Tochter Annie Starke spielt im Film Joan Castleman in jungen Jahren.[5] Jonathan Pryce spielt ihren Ehemann Joe, der in Rückblicken in jungen Jahren von Harry Lloyd verkörpert wird. Max Irons spielt Sohn David, und Christian Slater übernahm die Rolle von Joes Stalker Nathaniel Bone, der gerne eine Biografie über diesen schreiben würde. Elizabeth McGovern hat eine cameo-ähnliche Nebenrolle als Schriftstellerin, die die junge Joan auf die Schwierigkeiten für Frauen im Literaturgeschäft hinweist.
Der Film feierte am 12. September 2017 im Rahmen des Toronto International Film Festivals seine Premiere[6] und wurde am 30. September 2017 als Abschlussfilm des San Sebastián Festivals gezeigt.[7] Anfang Oktober 2017 wurde der Film im Rahmen des Zurich Film Festivals gezeigt.[8][9][10] Im Juni 2018 wurde der Film beim Nantucket Film Festival[11] und beim Sydney Film Festival gezeigt.[12]
Am 17. August 2018 kam The Wife in ausgewählte US-amerikanische Kinos und am 28. September 2018 in die Kinos im Vereinigten Königreich. Der Kinostart in Deutschland erfolgte am 3. Januar 2019.[13]
Rezeption
Altersfreigabe
In den USA erhielt der Film von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[14] In Deutschland wurde er von der FSK ab 6 Jahren freigegeben. In der Freigabebegründung heißt es: „Der Film zeigt einige Streitigkeiten, ist insgesamt aber ruhig inszeniert. Sehr vereinzelt gibt es emotional intensivere Konflikte, die aber im Kontext der unaufgeregten Gesamtatmosphäre keine übermäßige Wirkung auf Kinder ab 6 Jahren entfalten.“ Zudem biete die sehr erwachsene Geschichte Kindern im Grundschulalter kaum Anknüpfungspunkte, sodass es ihnen leicht falle, eine emotionale Distanz zu wahren.[15]
Kritiken
The Wife erhielt überwiegend freundliche Kritiken, er wurde bislang (Stand: Februar 2019) in 85 Prozent der bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken eher positiv bewertet.[16]
Die Filmkritikerin Antje Wessels schreibt, Björn Runge sei ein hervorragender Beobachter und lasse die Stimmung zwischen dem Ehepaar ganz langsam eskalieren: „Hier fällt mal ein vielsagendes Wort, das die innere Verfassung der angeschlagenen Joan treffsicher hervorkehrt, dort ist es ein verkrampftes Lächeln, das erkennen lässt, wie sehr sie sich doch beherrschen muss, wenn die einzige Anerkennung ihres Ehemannes die ist, dass er sie in öffentlichen Ansprachen immer wieder als seine Muse bezeichnet.“ Das Drehbuch degradiere hierbei weder Joe Castleman zum verabscheuungswürdigen Antagonisten, noch dränge es seine Gattin in die Rolle des bemitleidenswerten Opfers, so Wessels weiter.[17]
Peter Bradshaw vom Guardian sagt, Glenn Close liefere in ihrer Rolle der Gattin eines Schriftstellers und Nobelpreisträgers, die als junge Frau selbst literarischen Ambitionen hatte und nach der Auszeichnung ihres Mannes in eine Lebenskrise stürzt, ihre wohl beste schauspielerische Leistung ab. In der Rolle der allseits bewunderten Joan spiele sie eine Stütze, Mutter, baldige Großmutter und liebevolle Ehepartnerin, die nur scheinbar glücklich mit ihrem Leben im Schatten des Titans ist. Auch Jonathan Pryce sei in der Rolle des kantigen und eingebildeten alternden Schriftstellers, der fast wie ein Kind süchtig nach Lob ist, ausgezeichnet, so Bradshaw.[18]
Martin Schwickert schreibt in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, der Film zeige, dass Joans Engagement weit über die familiäre und emotionale Rückendeckung des vermeintlich genialen Gatten hinausgeht, und der Höhepunkt von Josephs Karriere sei hier auch die Stunde der Wahrheit für das Ehepaar. Schicht um Schicht dringe der Film in die festgefahrenen Machtstrukturen der Beziehung ein, die ihr eigenes, dunkles Geheimnis über Jahrzehnte bewahrt hat. Die Frau des Nobelpreisträgers stehe in einer Reihe mit Filmen wie Colette, der zeitgleich in den deutschen Kinos anlief, so Schwickert weiter: „Sie beschäftigen sich mit dem Dasein jener Frauen, die gern in der Geschichtsschreibung als Musen geführt werden, obwohl ihr Beitrag am Schaffen der Lebensgefährten weit über bloße Inspiration hinausgeht. Auch Runge und Drehbuchautorin Jane Anderson erzählen von literarischen Ausbeutungsprozessen, wobei es ihnen gelingt, die Vertrautheit einer Jahrzehnte währenden Ehe glaubwürdig darzustellen. Die Filmemacher spielen auf der ganzen Klaviatur emotionaler Widersprüchlichkeiten, ohne das Wesen der Beziehung zu beschönigen.“ Vor allem aber sei Die Frau des Nobelpreisträgers das schauspielerische Opus magnum von Glenn Close: „Meisterhaft bringt sie hinter der Fassade totaler Selbstkontrolle die miteinander ringenden Gefühle ihrer Figur zum Ausdruck. Ihre Brillanz liegt in einem präzisen Minimalismus.“[19]
Einspielergebnis
Die weltweiten Einnahmen des Films aus Kinovorführungen belaufen sich auf 17,8 Millionen US-Dollar.[20] In Deutschland verzeichnet er ca. 327.000 Kinobesucher.[21]
Auszeichnungen (Auswahl)
British Academy Film Awards 2019
- Nominierung als Beste Hauptdarstellerin (Glenn Close)
Critics’ Choice Movie Awards 2019
- Auszeichnung als Beste Hauptdarstellerin (Glenn Close)[22]
- Auszeichnung als Beste Hauptdarstellerin (Glenn Close)
Gotham Awards 2018
- Nominierung als Beste Darstellerin (Glenn Close)[23]
Independent Spirit Awards 2019
- Auszeichnung als Beste Hauptdarstellerin (Glenn Close)[24]
- Nominierung als Beste Hauptdarstellerin (Glenn Close)
Oscar Wilde Awards 2019
- Auszeichnung als Beste Schauspielerin[25]
Palm Springs International Film Festival 2019
- Auszeichnung mit dem Icon Award (Glenn Close)
San Sebastián International Film Festival 2017
- Nominierung als Bester Film für die Goldenen Muschel (Björn Runge)[26]
- Auszeichnung als Beste Filmschauspielerin (Glenn Close)[27]
Screen Actors Guild Awards 2019
- Auszeichnung als Beste Hauptdarstellerin (Glenn Close)
Weblinks
- Die Frau des Nobelpreisträgers in der Internet Movie Database (englisch)
- The Wife – Drehbuch zum Film von Sony Pictures Classics (PDF, englisch)
- The Wife im Programm des Toronto International Film Festivals (englisch)
- The Wife im Programm des Zurich Film Festivals
- Photocall 'The Wife' auf YouTube (beim San Sebastián Film Festival).
- Pressekonferenz 'The Wife' auf YouTube (beim San Sebastián Film Festival).
- Die Frau des Nobelpreisträgers – Offizieller Trailer auf YouTube
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Die Frau des Nobelpreisträgers. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 185507/K).
- Alterskennzeichnung für Die Frau des Nobelpreisträgers. Jugendmedienkommission.
- Jeff Sneider: Glenn Close to Star in Marital Drama ‘The Wife’ Based on Meg Wolitzer Novel. In: The Wrap. 16. Mai 2014, abgerufen am 12. September 2017 (englisch).
- 'The Wife' Soundtrack Released. In: filmmusicreporter.com, 2. November 2018.
- Zurich Film Festival: Glenn Close erhält Golden Icon Award. In: srf.ch, 2. Oktober 2017.
- Brent Lang: Toronto Film Festival Lineup Includes Movies From Angelina Jolie, George Clooney, Alexander Payne In: Variety, 25. Juli 2017 (englisch).
- John Hopewell: San Sebastian: Glenn Close-Starrer ‘The Wife’ Selected as Closing Night Film. In: Variety. 18. August 2017, abgerufen am 12. September 2017 (englisch).
- Programme 2017 In: zff.com. Abgerufen am 14. September 2017.
- Elsa Keslassy: ‘Three Billboards Outside Ebbing, Missouri’, ‘Custody’, ‘Under the Tree’ to Compete in Zurich In: Variety, 14. September 2017.
- Golden Icon Award an US-Schauspielstar Glenn Close/Neuster Film THE WIFE von Björn Runge als Galapremiere/Jonathan Pryce und Annie Starke ebenfalls am ZFF. 10. August 2017, abgerufen am 12. September 2017.
- The Wife. In: sff.org.au. Abgerufen am 16. Juni 2018.
- Starttermine Deutschland In: insidekino.com. Abgerufen am 3. Januar 2019.
- The Wife. In: comingsoon.net. Abgerufen am 24. Februar 2019.
- Freigabebegründung für Die Frau des Nobelpreisträgers In: Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Abgerufen am 3. Januar 2019.
- The Wife. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 18. Februar 2019.
- Programmkino.de
- Peter Bradshaw: The Wife review – Glenn Close is unreadably brilliant as author’s spouse plunged in late-life crisis. The Guardian, 12. September 2017, abgerufen am 13. September 2017 (englisch).
- Hannoversche Allgemeine Zeitung
- Top 100 Deutschland 2019. In: insidekino.com. Abgerufen am 23. September 2021.
- Pete Hammond: Critics Choice Awards: 'The Favourite' 14 Nominations; 'Black Panther' A Marvel; 'First Man' Rebounds; 'The Americans' Leads TV Series. In: deadline.com, 10. Dezember 2018.
- Ramin Setoodeh: Ethan Hawke’s 'First Reformed' Leads Gotham Awards Nominations. In: Variety, 18. Oktober 2018.
- Independent Spirit Awards: 'Eighth Grade,' 'First Reformed' Among Best Feature Nominees. In: The Hollywood Reporter, 16. November 2018.
- Dave McNary: Film News Roundup: Glenn Close Selected for Oscar Wilde Award. In: Variety, 15. Januar 2019.
- Official Selection In: sansebastianfestival.com. Abgerufen am 18. September 2017.
- Karen M. Peterson: International Press Academy Announces Nominees for 23rd Annual Satellite Awards. 29. November 2018.