Devastation-Klasse
Die Devastation-Klasse war eine aus zwei Einheiten bestehende Klasse von Panzerschiffen der Royal Navy.
Bauwerft: | Pembroke Dockyard Portsmouth Dockyard |
Dienstzeit: | 1873–1909 |
Verdrängung: | 9.180 ts Standard 13.000 ts maximal |
Länge: | 87 m |
Breite: | 19 m |
Tiefgang: | 8 m |
Antrieb: |
ab 1890:
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Geschwindigkeit: | 13 kn 14 kn (nach Modernisierung) |
Reichweite: | 4.700 Seemeilen (8.700 km) |
Besatzung: | 410 |
Bewaffnung: | Geschütze:
HMS Devastation:
HMS Thunderer: nach Umbau (1890):
Torpedorohre (nach Modernisierung 1879/80):
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Panzerung:[1] |
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Die Schiffe der Klasse waren die ersten hochseetauglichen Kriegsschiffe, die keine Segel trugen. Gleichzeitig waren sie die ersten hochseetauglichen Schiffe, deren Hauptbewaffnung nicht im Schiffsrumpf, sondern drehbar auf dem Schiffsdeck aufgestellt war. Sie stellen damit einen ersten Schritt auf dem Weg vom herkömmlichen Panzerschiff mit Batteriedeck zum modernen Schlachtschiff dar. Zu Beginn ihrer Dienstzeit waren sie die mächtigsten Kriegsschiffe der Welt.
Geschichte
Zu Beginn des Jahres 1869 forderte der Erste Lords der Admiralität, Sir Hugh Childers, vom Chefkonstrukteur der Royal Navy, Edward Reed, einen großen Monitor zu entwickeln, der unter Dampf von Queenstown in Irland nach Halifax in Kanada fahren konnte.
Konstruktion
Reed legte im Februar 1869 erste Entwurfsskizzen vor. Seiner Ansicht nach war die vorgesehene Verdrängung von 3.000 tons jedoch unzweckmäßig, er schlug eine Erhöhung auf 4.000 tons vor. Auf einer unmittelbar im Anschluss stattfindenden Konferenz des Admiralty Board wurde Einigung darüber erzielt, dass die Hauptbewaffnung aus vier 12-Zoll (305 mm)- Geschütze bestehen sollte, die 600 pounds (270 kg) schwere Granaten verschießen würden. Die Geschütze sollten in zwei Doppel-Geschütztürmen aufgestellt werden, deren Panzerung 14 Zoll (360 mm) stark sein sollte. Der Seitenrichtbereich der Geschütze sollte 280 Grad betragen. Die Türme sollten in der Schiffsmittellinie jeweils vor bzw. hinter den Aufbauten aufgestellt werden. Das Schiff sollte wiederum durch einen Gürtelpanzer mit einer Stärke von 12 Zoll (300 mm) in Höhe der Wasserlinie geschützt werden.
Der sehr geringe Freibord von 4 Fuß 6 Zoll (1,4 m) wurde akzeptiert, da die Schiffe nun – entgegen den ursprünglichen Forderungen – für den Küstenschutz bzw. den Einsatz im relativ ruhigen Mittelmeer bestimmt waren. Aus Gründen der Betriebssicherheit waren zwei Dampfmaschinen und zwei Schiffsschrauben vorgesehen. Auf Masten und Besegelung wurde von vornherein verzichtet. Das stehende Gut der Masten hätte den Seitenrichtbereich der Geschütztürme und damit deren Gefechtseigenschaften eingeschränkt. Entwürfe, die ein zusätzliches Deck oberhalb der Geschütztürme vorsahen, welches die Masten trug, führten unter anderem zu einem erhöhten Schwerpunkt und waren wenig praktikabel. Allerdings waren die Schiffe bei Ausfall der Maschinenanlage nicht mehr manövrierfähig. Ein möglicher Einsatz richtete sich damit nach dem Vorhandensein von Kohlestationen im Operationsgebiet. Auf dieses Problem hatte bereits Sir William Jervois hingewiesen. Letztendlich führte der mit der Devastation-Klasse beginnende Übergang zum dampfgetriebenen Kriegsschiff ohne Besegelung zur Einrichtung von Flottenstützpunkten in den britischen Kolonien und Dominions in Amerika, Asien und Afrika sowie entlang der Routen zu diesen Kolonien und Dominions.
Eine Kopie der vorgesehenen Türme wurde in Shoeburyness im Mai 1872 getestet. Die 11 Zoll (280 mm) starken Panzerplatten waren mit 15 Zoll (380 mm) starkem Teakholz hinterfüttert und einer 1,25 Zoll (32 mm) starken Innenhaut aus Metall versehen. Die Panzerung widerstand einem Beschuss aus einem 25-Tonnen-Geschütz aus einer Entfernung von 200 Yard (rund 180 m). Ein Treffer auf die Grenze zweier Panzerplatten schlug ein Loch von 7 Zoll (180 mm) Durchmesser in die Panzerung, konnte diese jedoch nicht durchschlagen.
Der Gürtelpanzer war 12 Zoll (300 mm) stark und mit 18 Zoll (460 mm) starkem Teakholz hinterfüttert. Die Stärke verringerte sich an den Enden auf 10 Zoll (250 mm).
Der Verlust der HMS Captain im Jahre 1870 führte zu Bedenken hinsichtlich der Stabilität der Turmschiffe. Ein Ausschuss wurde eingerichtet, um festzustellen, ob die Devastation sicher sein würde. Im Ergebnis der Sitzungen des Ausschusses wurde der gepanzerte Schiffsrumpf durch ungepanzerte Anbauten an den Seiten und achtern vergrößert, um die Stabilität des Schiffes bei großen Krängungswinkeln zu verbessern. Der Komfort für die Mannschaft erhöhte sich ebenfalls, da in den Anbauten zusätzliche Unterkünfte und vor allem Latrinen eingerichtet wurden. Da die Anbauten nicht gepanzert waren, waren sie im Gefecht stark gefährdet. Ihr Verlust oder ihre ernsthafte Beschädigung musste die Stabilität des Schiffes verringern.
Im Jahr 1871 wurden Versuche mit einem 9 Fuß (2,7 m) langen Modell des Schiffes in einem Wasserbecken durchgeführt. Diese Versuche wurden später mit einem 18 Fuß (5,5 m) langen Modell fortgesetzt. Nach Fertigstellung der HMS Devastation konnten Versuche mit dem Schiff durchgeführt werden. Zu diesen gehörten auch Schlagseiten von 7 Grad. Dazu liefen 400 Mann der Besatzung 18 Mal über das Deck. Bei der Seeerprobung in rauer See kam es bei Wellen von 6 – 8 m Höhe zu Krängungswinkeln von 14 Grad.
Flotteneinsatz
Die Schiffe wurden in heimischen Gewässern und im Mittelmeer eingesetzt. Nach Umbauten 1881 sowie 1891/92 kamen sie zur First Reserve Fleet und wurden 1908/09 abgebrochen.
Schiffe der Klasse
HMS Devastation
Die HMS Devastation wurde am 12. November 1869 im Portsmouth Dockyard auf Kiel gelegt. Der Stapellauf fand am 12. Juli 1871 statt, die Indienststellung am 19. April 1873. Im Jahr 1891 wurden die 12-Zoll-Vorderladergeschütze durch 10-Zoll-Hinterladergeschütze ersetzt. Das Schiff kam später zur First Reserve Fleet und wurde 1908 abgebrochen.
HMS Thunderer
HMS Thunderer wurde am 26. Juni 1869 im Pembroke Dockyard auf Kiel gelegt. Der Stapellauf fand am 25. März 1871 statt, die Indienststellung am 26. Mai 1877. Am 14. Juli 1876 ereignete sich eine Kesselexplosion. Das Schiff fuhr mit voller Kraft zur Erprobung der Höchstgeschwindigkeit von Portsmouth Harbour nach Stokes Bay, als bei Überschreitung des Kesseldrucks von 30 Pfund je Quadratzoll (210 kPa) einer der rechteckigen Kessel platzte. 45 Seeleute fanden den Tod.[2] Dabei wurden 15 Seeleute einschließlich des Kommandanten des Schiffes, der sich zu diesem Zeitpunkt im Kesselraum befand, sofort getötet, weitere 70 wurden verletzt, von denen 30 später starben. Als Ursache wurden ein defektes Manometer und durch Korrosion festsitzende Sicherheitsventile festgestellt, so dass der Überdruck nicht festgestellt bzw. automatisch abgebaut werden konnte.[2] Der Unfall führte zur Einführung neuer Zylinderkessel anstelle der bisher verwendeten Kofferkessel. Weiterhin wurde als Folge der Katastrophe 1879 das erste offizielle Handbuch für Maschinenanlagen (Steam Manual) herausgegeben.
Ein weiterer schwerer Unfall ereignete sich im Januar 1879, als während eines scharfen Schießens im Marmarameer das linke Geschütz des vorderen Turmes explodierte.[3] Ursache war, dass das Geschütz nach einem Versager doppelt geladen worden war. Bei der Explosion fanden 11 Seeleute den Tod, 35 weitere wurden verletzt. In Folgezeit nach dem Unfall ersetzte die Royal Navy nach und nach die vorhandenen Vorderladergeschütze durch Hinterladergeschütze. Die Verfahren zum Laden der Geschütze wurden ebenfalls verbessert. Die HMS Thunderer selbst wurde mit 10-Zoll-Hinterladern ausgerüstet. Das Schiff war in der Flotte anschließend sehr beliebt, König Georg V. diente während seiner Zeit als Prince of Wales im Rang eines Lieutenant auf diesem Schiff. Mit seinem breiten Rumpf war das Schiff eine stabile Geschützplattform. Der Ausspruch „stabil wie die alte Thunderer“ wurde als großes Lob für Neulinge in der Flotte benutzt.
Im Jahr 1881 wurde das Schiff mit Dreifachverbunddampfmaschinen ausgerüstet. Dies verringerte den Kohleverbrauch um 80 % und führte zur Verdoppelung der Reichweite. Diese Umrüstung ebnete den Weg für den Einsatz von Verbunddampfmaschinen bei der Royal Navy. Weitere Umbauten fanden 1890/92 statt. Im Juli 1909 wurde das Schiff verkauft und abgebrochen.
Einzelnachweise
- Conway's All the World's Fighting Ships, 1860–1905, S. 37
- Alan McEwen: Historic Steam Boiler Explosions. Sledgehammer Engineering Press, 2009, ISBN 978-0-9532725-2-5.
- Brassey 1882, S. 81–85
Literatur
- Sir Thomas Brassey, The British Navy, Volume II. London: Longmans, Green and Co. 1882
- David Brown: Warrior to Dreadnought: Warship development 1860–1905, Chatham Publishing.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Herausgeber): Conway's All The Worlds Fighting Ships, 1860–1905, (Conway Maritime Press, London, 1979), ISBN 0-85177-133-5
- Sandler, Stanley: "Emergence of the Modern Capital Ship (Associated University Pressed, Neward, Del and London, 1979)
Weblinks
- HMS THUNDERER Boiler Explosion – Unfälle auf HMS Thunderer (en). Archiviert vom Original am 4. Juni 2011. Abgerufen am 20. September 2013.
- Details der Kesselexplosion auf HMS Thunderer (en)