Der Weg nach oben (1959)
Der Weg nach oben (Originaltitel: Room at the Top) ist ein Filmdrama des britischen Regisseurs Jack Clayton aus dem Jahr 1959. Es ist der erste britische Film, in dem Sexualität realistisch und lustvoll dargestellt wird und nicht nur als Quelle der Sünde. Vorlage war der gleichnamige Roman von John Braine.
Film | |
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Titel | Der Weg nach oben |
Originaltitel | Room at the Top |
Produktionsland | Großbritannien |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1959 |
Länge | 117 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 18 |
Stab | |
Regie | Jack Clayton |
Drehbuch | Neil Paterson |
Produktion | John Woolf, James Woolf |
Musik | Mario Nascimbene |
Kamera | Freddie Francis |
Schnitt | Ralph Kemplen |
Besetzung | |
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Handlung
Joe Lampton will nach oben: Als kleiner Angestellter des Finanzamtes in einer Kleinstadt des englischen Nordens hat er erkannt, dass dies durch Fleiß und Kompetenz im Beruf nicht möglich ist. Er macht sich an Susan Brown, die Tochter des ortsansässigen Tycoons heran, will sie heiraten und dadurch ganz nach oben kommen.
Seine eigenen Gefühle durchkreuzen jedoch seinen ehrgeizigen Plan. Er verliebt sich in die zehn Jahre ältere, unglücklich verheiratete Französin Alice. Joe sammelt reichliche sexuelle Erfahrungen mit ihr, und die beiden sind sehr verliebt. Susan, zunächst recht abweisend, ändert ihre Meinung und verliert ihre Unschuld an Joe in einem Heuschober.
Joe ist mal bei Alice und mal bei Susan. Schließlich droht ihm Alices Mann, dass Joe sie in Ruhe lassen soll. Kurz darauf bestellt ihn Susans Vater zu einem Essen, bei dem er ihn mit einem guten Angebot loswerden will. Doch Joe ahnt, dass er den Fisch am Haken hat und schlägt es aus. Daraufhin sagt ihm Susans Vater, dass sie schwanger ist und die beiden heiraten würden.
Es kommt zu einem letzten Treffen mit Alice, bei dem er ihr sagt, dass er Susan heiraten wird. Alice ist verletzt und enttäuscht, da Joe mit ihr glücklicher wäre und in sie verliebt ist. Sie betrinkt sich in einer Kneipe und kommt danach bei einem Autounfall ums Leben, als sie gegen einen Felsen fährt.
Als Joe von den Kollegen zur bevorstehenden Hochzeit beglückwünscht wird, reagiert er sehr zurückhaltend. Als er schließlich von Alices Tod erfährt, ist er bestürzt. Er trinkt abends in einer Bar und bekommt Gesellschaft von einem Mädchen. Als deren Freund verspätet kommt und sie gewaltsam mitnehmen will, droht ihm Joe, sie loszulassen. Später lauert der Freund ihm mit Kumpanen auf und sie schlagen Joe, der nun zudem aus der oberen Klasse kommt, zusammen.
Nach der Heirat sitzen Susan und er im Auto und er hat Tränen in den Augen. "Solltest du am Ende doch Gefühle haben", freute sich Susan.
Hintergrund
Das Drehbuch wurde nach dem gleichnamigen Roman von John Braine verfasst, der zu der Bewegung der Angry Young Men („Zornige junge Männer“) gezählt wird. In Form des sogenannten Kitchen Sink Realism kritisierten sie insbesondere die noch sehr starre Klassenstruktur in Großbritannien. Selber stammten sie meist aus der Mittelschicht. Der Film ist dem Realismus im Sinne des British New Wave verpflichtet. Er zeigt das ungeschönte Bild einer nordenglischen Industriestadt, ungeschminkte Klassengegensätze, den einheimischen Dialekt und deutliche sexuelle Dialoge. Der Film konnte zwar ohne Zensur in den Kinos aufgeführt werden, erregte aber dennoch einigen Anstoß. Die englische Filmbewertungsstelle British Board of Film Classification klassifizierte den Film mit einem „X“, was in etwa Schundfilm bedeutete. Kein Verleih wagte es anschließend, den Film in sein Programm zu nehmen. Der englische ABC-Verleih traute sich schließlich und erzielte einen großen Erfolg beim Publikum auf beiden Seiten des Atlantiks und auch bei der Kritik.[1]
Der Film hatte seine Premiere am 22. Januar 1959 in Großbritannien. Während er in den bundesdeutschen Kinos schon am 31. Juli desselben Jahres anlief, war in der DDR erst am 20. September 1963 in einer um 12 Minuten gekürzten Fassung zu sehen. In der Bundesrepublik Deutschland wurde er im Fernsehen vom ZDF am 24. April 1972 erstmals gezeigt. Room at the Top war auf DVD lange Zeit nur in englischer Sprache erhältlich. 2001 wurde der Film in Deutsch auf VHS veröffentlicht. 2019 kam eine deutschsprachige DVD-Version des Films auf den Markt.
1965 wurde eine Fortsetzung namens "Ein Platz ganz oben", ebenfalls mit Laurence Harvey als Joe, gedreht. Regie führte Ted Kotcheff.
Kritiken
Das Lexikon des internationalen Films beschreibt den Film als „hervorragend gespielt und atmosphärisch dicht inszeniert.“[2] Karena Niehoff schrieb im Tagesspiegel vom 9. August 1959: „Simone Signoret […] hat ein Gesicht, bedeutend und groß, schön auf eine ansaugende Art, in der das Gefährliche, das Tödliche aus der Phantasie des Kopfes, aus der Geistigkeit des Herzens kommt.“[3] A. H. Weiler befand in der New York Times vom 31. März 1959: „Der Weg nach oben mag grundlegend düster und freudlos sein, hinterlässt aber einen überraschend nachhaltigen Eindruck“[4]
Auszeichnungen
Bei der 32. Oscar-Preisverleihung war der Film 1960 für sechs Auszeichnungen nominiert, stand jedoch im Schatten des Blockbusters Ben Hur. Hermione Baddeley war für einen Oscar für die beste Nebenrolle nominiert, obwohl sie in dem Film weniger als fünf Minuten zu sehen ist. Die Produzenten und der Regisseur von Der Weg nach oben waren für den Oscar in den Kategorien Bester Film und Beste Regie nominiert, mussten sich jedoch Ben Hur geschlagen geben. Nur in der Kategorie bestes adaptiertes Drehbuch (Neil Paterson) konnte sich der Film im direkten Vergleich gegen Ben Hur durchsetzen. Ein weiterer Oscar ging an Simone Signoret als Beste Hauptdarstellerin.
Ein Jahr zuvor hatte Der Weg nach oben bereits den British Film Academy Award als Bester britischer Film erhalten, Simone Signoret gewann den Preis als Beste ausländische Schauspielerin. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1959 erhielt sie im selben Jahr den Preis als Beste Darstellerin, der Film selbst war für die Goldene Palme nominiert.
Das British Film Institute wählte Der Weg nach oben im Jahre 1999 auf Platz 32 der besten britischen Filme aller Zeiten.
Soundtrack
- Mario Nascimbene: Room at the Top. (Auszüge). Auf: The Barefoot Contessa and Others. The Film Music of Mario Nascimbene. DRG/Koch, New York 1996, Tonträger-Nr. DRG 32961 – Original-Aufnahme der Filmmusik unter der Leitung von Lambert Williamson.
Literatur
- John Braine: Der Weg nach oben. Roman (OT: Room at the Top). Deutsch von Herbert Schlüter. Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv), München 1981, ISBN 3-423-01652-3.
Einzelnachweise
- vgl. imdb.com
- Der Weg nach oben. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
- Der Tagesspiegel, zitiert auf kinematographie.de
- "Room at the Top may be basically cheerless and somber, but it has a strikingly effective view.", A. H. Weiler: Screen: 'Room at Top'. New York Times, 31. März 1959, abgerufen am 10. März 2021 (englisch).
Weblinks
- Der Weg nach oben in der Internet Movie Database (englisch)
- Der Weg nach oben in der Online-Filmdatenbank
- Der Weg nach oben bei UCM.ONE