Der Passfälscher
Der Passfälscher (internationaler englischsprachiger Titel The Forger) ist ein Filmdrama von Maggie Peren, das im Februar 2022 im Rahmen der Filmfestspiele in Berlin seine Premiere feierte und im Oktober 2022 in die deutschen Kinos kommen soll. Es handelt sich um eine Filmbiografie über Cioma Schönhaus, der den Zweiten Weltkrieg überlebte, weil er unter anderem Pässe fälschte.
Film | |
---|---|
Originaltitel | Der Passfälscher |
Produktionsland | Deutschland, Luxemburg |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2022 |
Länge | 116 Minuten |
Stab | |
Regie | Maggie Peren |
Drehbuch | Maggie Peren |
Produktion | Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Alexander Fritzemeyer, Dietrich Kluge, Martin Kosok, Jutta Lieck-Klenke, Bady Minck |
Musik | Mario Grigorov |
Kamera | Christian Stangassinger |
Schnitt | Robert Sterna |
Besetzung | |
|
Handlung
In Berlin im Jahr 1942. Seit seine Eltern in den Osten deportiert wurden, lebt Cioma Schönhaus alleine in der geräumigen Wohnung, bis zu dem Tag, an dem er seinen Freund Det bei sich aufnimmt. Der junge Schneider kommt gut bei den Frauen an, und dank seines Charmes und seines guten Kontakts zu Marktfrauen kann er Cioma und sich vieles ermöglichen, das man nicht für Geld bekommt. Cioma ist Jude, lässt sich aber dennoch weder von den Nationalsozialisten einschüchtern noch die Lebensfreude nehmen. Daher mischen sich er und Det regelmäßig unter die Menschen, da ihm die Öffentlichkeit als ein gutes Versteck erscheint. Mit der Identität von Marineoffizieren, die sich für sich selbst geschaffen haben, werfen sie sich mit erfundenen Namen und Geschichten aus dem Krieg in das Nachtleben der Stadt. An diesem Abend lernt Cioma Gerda kennen, die beiden werden ein Paar.
Cioma besuchte vor dem Krieg eine Grafikschule und arbeitet nun in einem Rüstungsbetrieb, weswegen er vom Dienst an der Front befreit ist. Eines Tages wird er von Anwalt Kaufmann beauftragt, Ausweispapiere für Menschen zu fälschen, die aus Deutschland flüchten wollen. Der gläubige Mann tut dies aus christlicher Nächstenliebe und bittet Cioma, immer eine Krawatte bei sich zu tragen, um sich damit aufhängen zu können, sollte die Gestapo bei ihm auftauchen. Kaufmann sammelt Originalpapiere in den Opferstöcken der Kirche seiner Gemeinde, solidarische Christen werfen sie dort ein. Für seine Arbeit erhält Cioma Lebensmittelmarken und macht sich mit Freude ans Werk. Tagsüber fälscht er nun Ausweise mit nur einem Pinsel, etwas Tinte und seiner ruhigen Hand und rettet vielen hierdurch das Leben.
Eines Tages versiegelt Kriminalbeamter Heiner die leerstehenden Zimmer seiner Eltern, um zu verhindern, dass die Möbelstücke, die nun Staatseigentum sind, verschwinden. Als er weg ist, entfernt Cioma das Siegel und bereitet für den Fall einer Kontrolle ein gefälschtes vor. Det lädt Marktfrauen ein, sich in der Wohnung nach Sachen umzuschauen, die sie von den beiden kaufen möchten. Die Verkaufsveranstaltung wird von Frau Peters gestört, der Witwe des ehemaligen Blockwarts aus dem Erdgeschoss, die genau weiß, was in allen Wohnungen im Haus geschieht. Sie macht Cioma den Vorschlag, die Sachen für ihn zu veräußern. Wenn dies abgeschlossen sei, müssen die beiden jungen Männer die Wohnung verlassen. Cioma kann dieses Angebot nicht ablehnen.
Auch wenn alle ihm sagen, er solle vorsichtig sein und die Öffentlichkeit meiden, fährt Cioma meist mit dem Bus, was Juden verboten ist. Nachdem Cioma und Kaufmann länger nicht mehr zusammengearbeitet haben, Cioma seine Arbeit in der Rüstungsfabrik wegen mehrmaligen Zuspätkommens verloren hat und nun keine Lebensmittelmarken mehr erhält, widmet er sich fortan ganz dem Fälschen von Pässen. In einem leer stehenden Lebensmittelladen richten sie eine Druckerei ein. Dort fälscht Cioma tagsüber gemeinsam mit dem 20 Jahre älteren Ludwig Lichtwitz Ausweise. Mit dem Geld, das Frau Peters für die Möbel seiner Eltern bekommen hat, leisten sich Det und Cioma eine kleine Wohnung. Cioma nennt sich nun Peter Schönhausen und spielt vor den neuen Nachbarn einen Mitarbeiter der Regierung, der an einem geheimen Projekt arbeitet. Seine Unverfrorenheit rettet ihn wiederholt aus brenzligen Situationen.
Doch seine Fälschungen und sein unerschrockenes Auftreten in der Öffentlichkeit bringen ihn auch immer wieder in Gefahr. Inzwischen ist den Behörden bekannt, dass er bereits über 300 Pässe angefertigt hat. Als Det in einem Luxuslokal vor Ciomas Augen enttarnt und verhaftet wird, ist dieser am Boden zerstört. Er will einen Wehrmachtsausweis für sich fälschen, braucht dafür aber eine echte Vorlage und überredet Frau Peters, ihm eine zu besorgen. Als er in seiner alten Wohnung bei der Arbeit ist, sucht dort ein Beamter nach ihm. Ein Bombenalarm verhindert Ciomas Entdeckung.[1][2]
Biografisches
Samson „Cioma“ Schönhaus wurde am 28. September 1922 in Berlin geboren. Ein paar Jahre zuvor waren seine Eltern Fanja und Boris Schönhaus aus Minsk eingewandert, um sich in Deutschland ein besseres Leben aufzubauen. Er wuchs im heutigen Berlin-Mitte auf. Ab 1926 lebte er mit seiner Familie für ein Jahr in einem Kibbuz / einer landwirtschaftlichen Kolonie in Haifa, im damaligen Palästina. Zurück in Berlin gründete sein Vater eine Mineralwasserfabrik, und die Familie zählte sich einige Jahre lang zum soliden Mittelstand. Im Juni 1941 wurden seine Eltern deportiert und ermordet. Cioma Schönhaus selbst wurde wegen seiner Tätigkeit in der Rüstungsindustrie von der Deportation zurückgestellt.[3]
Mit seiner Ausbildung als Graphiker an der privaten Hausdorfer Kunstgewerbeschule einige Jahre zuvor und seinem zeichnerischen Geschick gelang es ihm, Ausweise täuschend echt zu fälschen. Diese Dokumente ermöglichten es anderen Verfolgten, im Untergrund zu überleben. Er richtete sich in einem von Mittelsleuten gemieteten Laden in Berlin-Moabit, den er sich mit dem ebenfalls „illegal“ lebenden jüdischen Drucker Ludwig Lichtwitz und dem im Untergrund tätigen jüdischen Elektriker Werner Scharff teilte, seine Werkstatt ein. Ende September 1943 musste Schönhaus selbst mit einem gefälschten Wehrpass und einem fingierten Urlaubsschein aus Berlin fliehen. Über Württemberg gelang ihm ein Monat später die Flucht in die Schweiz.[3] Auch Ludwig Lichtwitz überlebte den Krieg, wie man im Abspann des Films erfährt.
Produktion
Regie führte Maggie Peren, die auch das Drehbuch schrieb, nach der Vorlage der Biografie des echten Cioma Schönhaus, der sich während des Zweiten Weltkriegs unter anderem durch Passfälschung vor dem Zugriff der Gestapo retten konnte, worauf sich der Titel des Films bezieht.[1] Sie hatte mehr als acht Jahre an dem Projekt gearbeitet.
Louis Hofmann spielt in der Hauptrolle Cioma Schönhaus, Jonathan Berlin seinen Freund Det und Luna Wedler seine Freundin Gerda. Marc Limpach spielt Herrn Kaufmann, in dessen Auftrag Cioma Ausweispapiere fälscht.
Die Dreharbeiten fanden von 18. Januar bis 2. März 2021 in Deutschland und Luxemburg statt.[1] Als Kameramann fungierte Christian Stangassinger. Er studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in seiner Heimatstadt München. Im Jahr 2012 wurde er für seine Arbeit an dem Kurzfilm Silent River mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet.[4]
Die Filmmusik komponierte Mario Grigorov.[5]
Erste Vorstellungen des Films erfolgten ab dem 13. Februar 2022 bei den Filmfestspielen in Berlin.[6] Im März 2022 wird er beim Luxembourg City Film Festival gezeigt.[7] Der Kinostart in Deutschland ist am 13. Oktober 2022 geplant.[8]
Literatur
- Der Passfälscher. Die unglaubliche Geschichte eines jungen Grafikers, der im Untergrund gegen die Nazis kämpfte. Hrsg. von Marion Neiss. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-502-15688-3
Weblinks
- Der Passfälscher in der Internet Movie Database (englisch)
- Der Passfälscher bei crew united
- Der Passfälscher / The Forger im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin
- Der Passfälscher – Trailer von Network Movie Film- und Fernsehproduktion bei YouTube (Video)
Einzelnachweise
- Letzte Klappe für Perens „Der Passfälscher“. In: x-verleih.de, 3. März 2021.
- Der Passfälscher. In: berlinale.de. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- Samson Cioma Schönhaus. In: gdw-berlin.de. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- Christian Stangassinger. In: deutscher-kamerapreis.de. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- Mario Grigorov Scoring Maggie Peren’s 'The Forger' ('Der Passfälscher'). In: filmmusicreporter.com, 5. Februar 2022.
- Erste Filme für das Berlinale Special bestätigt. In: berlinale.de, 15. Dezember 2021.
- Der Passfälscher. In: luxfilmfest.lu. Abgerufen am 26. Februar 2022.
- Starttermine Deutschland. In: insidekino.com. Abgerufen am 19. Februar 2022.