Bernmobil
Bernmobil ist seit dem Jahr 2000 die Geschäftsbezeichnung des Verkehrsunternehmens der Schweizer Bundesstadt Bern. Der handelsrechtliche Name des Unternehmens lautet weiterhin Städtische Verkehrsbetriebe Bern, abgekürzt SVB. Die SVB ist seit 1999 ein rechtlich eigenständiges Unternehmen.
Bernmobil | |
---|---|
Basisinformationen | |
Unternehmenssitz | Bern, Schweiz |
Webpräsenz | www.bernmobil.ch |
Vorstand | Marta Kwiatkowski Corinne Ribeli Marieke Kruit Christian Burren Christoph Erb Rahel Imobersteg Severin Rangosch |
Betriebsleitung | René Schmied Markus Anderegg Barbara Meyer Roman Gattlen Beatrice Marti Martin Stucki |
Verkehrsverbund | Libero-Tarifverbund |
Mitarbeiter | 1006 |
Umsatz | 174 Mio. Schweizer Franken |
Linien | |
Spurweite | 1000 mm (Meterspur) |
Tram | 5 |
Trolleybus | 3 |
Bus | 25 |
Sonstige Linien | Moonliner |
Anzahl Fahrzeuge | |
Straßenbahnwagen | 48 Gelenkwagen |
Trolleybusse | 14 Gelenkwagen 14 Doppelgelenkwagen |
Omnibusse | 44 Zweiachser 77 Gelenkwagen |
Statistik | |
Fahrgäste | 102 Mio. pro Jahr |
Fahrleistung | 10,5 Mio. km pro Jahr |
Haltestellen | 279 |
Einwohner im Einzugsgebiet |
0,3 Mio. |
Länge Liniennetz | |
Straßenbahnlinien | 40,8 km |
Trolleybuslinien | 12 km |
Buslinien | 104,9 km |
Betriebseinrichtungen | |
Betriebshöfe | 3 |
Das Netz von Bernmobil umfasst fünf Tramlinien, drei Trolleybuslinien und sechzehn Autobus-Linien, wobei die meisten das Stadtzentrum mit den Aussenbezirken und Vororten verbinden. Der Grossteil des zentrumsnahen Verkehrs wird von Bernmobil abgewickelt. Seit dem Fahrplanwechsel vom 12. Dezember 2004 ist Bernmobil in den Tarifverbund Libero integriert.
Geschichte
Erste Formen des öffentlichen Verkehrs waren Pferdeomnibusse. Ende der 1870er Jahre verkehrte eine Linie vom Käfigturm über den heutigen Eigerplatz und Schönegg nach Wabern, sie verkehrte allerdings nur viermal am Tag. Die von der Bevölkerung als Rösslitram bezeichnet Einrichtung war kein Erfolg, sodass der Fuhrhalter zahlungsunfähig wurde.[1] Ab 4. Oktober 1885 verkehrte auf der Linie Bahnhof–Bärengraben stündlich oder halbstündlich ein zweispänniges Fuhrwerk, das als Tram-Omnibusdienst bezeichnet wurde. Die Linie wurde später bis zum Bremgartenfriedhof verlängert. Trotzdem war der Dienst kein Erfolg und wurde wegen mangelnden Fahrgästen 1889 wieder eingestellt.[2]
- Pferdeomnibus nach Wabern 1885
Im Jahre 1889 wurde die Berner Tramway-Gesellschaft gegründet. Ab 1. Oktober 1890 fuhr das Drucklufttram in der Stadt Bern. Es wurde mit Drucklufttriebwagen betrieben, deren Druckluftbehälter an stationären Kompressoren geladen wurden, die von einer Jonval-Turbine im Kraftwerk Matte angetrieben wurden.[3] Am 17. Mai 1894 wurde das Netz erweitert, diesmal mit einer Dampftrassenbahn, weil sich das Lufttram nur teilweise bewährt hatte.
- Lufttram von 1890
- Dampftram von 1894
Mit Kaufvertrag vom 6. Juni 1898 ging das Tramnetz per 1. Januar 1900 von der Berner Tramway-Gesellschaft auf die Stadt Bern über. Diese bildete dafür die Dienstabteilung Städtische Strassenbahnen Bern (SSB). Für die am 17. November 1924 eröffnete erste Autobuslinie richtete die Stadt eine neue Dienstabteilung Stadt-Omnibus Bern (SOB) ein. Der Treibstoffmangel im Zweiten Weltkrieg führte zur Einrichtung eines Trolleybusbetriebs durch die SSB. 1947 legte die Stadt die beiden Abteilungen SSB und SOB zusammen und nannte sie neu Städtische Verkehrsbetriebe Bern (SVB). Ab 1. September 1947 galt ein einheitlicher Tarif für die drei städtischen Verkehrsmittel. Damit wurde einer Petition aus der Bevölkerung entsprochen, die vier Jahre zuvor im Gemeinderat behandelt worden war.
Am 26. März 1997 beschloss der Gemeinderat, den Verkehrsbetrieb aus der Stadtverwaltung auszulagern und in eine Anstalt des öffentlichen Rechts umzuwandeln. Die Grundlage für diesen Entscheid bildete das neue kantonale Gesetz über den öffentlichen Verkehr (GöV).
Am 13. Juli 1999 wurden die Städtischen Verkehrsbetriebe Bern (SVB) im Handelsregister des Kantons Bern als eigenständiges Unternehmen eingetragen.[4] Für die Ausgliederung aus der Stadtverwaltung wurde die Rechtsform der städtischen öffentlich-rechtlichen Anstalt gewählt. Grundlage ist das Anstaltsreglement der SVB vom 28.9.1997.[5] Zum Beginn des Jahres 2000 gab sich die SVB die Geschäftsbezeichnung Bernmobil und ein neues Logo, verbunden mit einem neuen Farbkonzept mit den dominierenden Farben Rot (ähnlich RGB R210 G0 B55) und Anthrazit (ähnlich RGB R57 G57 B57). Das erste Tram im neuen Erscheinungsbild verkehrte ab dem 30. Oktober 2000. Um die Sichtbarkeit der Fahrzeuge bei Dämmerung und bei Nacht zu verbessern, erhielt Bernmobil nachträglich von der Polizei die Auflage, einen hellen Streifen anzubringen. Gleichzeitig musste die Wagennummer an Front und Heck in Silber statt Rot angebracht werden, um diese bei nächtlichen Unfallaufnahmen erkennbar zu machen. Seit dem Jahre 2016 werden neue Fahrzeuge ohne den Weissen Streifen abgeliefert und auch bei älteren Fahrzeugen wurde er nach und nach entfernt.
Gleichzeitig mit der Ausgliederung aus der Stadtverwaltung wurden die Eigentumsverhältnisse und Angestelltenverhältnisse neu geregelt. Grund und Boden sowie die Immobilien, unter anderem auch die Depots und Verwaltungsgebäude, blieben im Eigentum der Stadt Bern. Ebenso die gesamte Gleis- und Fahrleitungsinfrastruktur. Bernmobil bezahlt für die Nutzung der Immobilien und der Infrastruktur eine Miete und ist auch für den Unterhalt verantwortlich. Bernmobil übernahm das gesamte Rollmaterial sowie die entsprechenden Betriebseinrichtungen, darunter auch die Betriebsmittel der Werkstätte sowie das Mobiliar der Verwaltung. Die Angestellten verloren ihren Beamtenstatus. Nach Ablauf der entsprechenden Übergangsfristen unterliegen sie nun öffentlich-rechtlichen Arbeitsverträgen.
Am 12. Dezember 2004 fand nach 20 Jahren der Wechsel vom bisherigen Tarifverbund "Bäre-Abi" auf "Libero" statt. Bernmobil erhielt für seine Linien den Nummernblock von 1 bis 33 zugeteilt, der Regionalverkehr Bern–Solothurn (RBS) die Nummern 34 bis 50. Damit verschwanden nach etwas mehr als 80 Jahren die letzten mit Buchstaben bezeichneten Linien aus dem Berner Stadtverkehr.
Am 1. September 2019 ist Bernmobil dem nationalen Schwarzfahrerregister beigetreten.[6] 2019 bestellte Bernmobil bei Stadler Rail neue Tramlink-Trams, welche ab 2023 bestehende Trams ersetzen sollen.[7] Ebenfalls auf 2023 wurden 14 Batteriebusse bei Irizar bestellt. Die Ladestationen dazu werden von Siemens geliefert.[8][9]
Am 1. November 2020 trat das teilrevidierte Anstaltsreglement in Kraft. Im Dezember 2020 wurde der Verwaltungsrat (Vorstand), für die kommenden vier Jahre, erstmals vom Gemeinderat gewählt.[10]
Galerie
- Ein Combino-Tram auf dem Casinoplatz
- Ein neueres Combino XL auf der Kirchenfeldbrücke
- Ein älterer Gelenktrolleybus
- Ein Volvo 7700 Gasgelenkbus
- Ein Citaro C2 K in Bethlehem
- Bernmobil-Farbkonzept. Geplantes Konzept (1); Realisiertes Konzept (2); Konzept Transportbeauftragte (3)
Aktuelles Liniennetz
Städtische Linien
Linie | Strecke | Betriebsart | Bemerkung |
---|---|---|---|
3 | Bern Bahnhof – Weissenbühl | Tram | Radiallinie |
6 | Fischermätteli – Bern Bahnhof – Worb Dorf | Tram | |
7 | Bümpliz – Bern Bahnhof – Ostring | Tram | |
8 | Brünnen Westside Bahnhof – Bern Bahnhof – Saali | Tram | |
9 | Wabern – Bern Bahnhof – Guisanplatz Expo – Wankdorf Bahnhof | Tram | |
10 | Köniz Schliern – Bern Bahnhof – Ostermundigen Rüti | Autobus | |
11 | Bern Bahnhof – Neufeld P+R | Trolleybus | |
12 | Holligen – Bern Bahnhof – Zentrum Paul Klee | Trolleybus | |
16 | Köniz Zentrum – Gurten-Gartenstadt | Autobus | |
17 | Bern Bahnhof – Köniz Weiermatt | Autobus | Test mit Batteriebussen seit 2019 |
18 | Bern Bahnhof – Wyleregg | Autobus | Verkehrt Montag bis Freitag während der Hauptverkehrszeiten |
19 | Blinzern – Bern Bahnhof – Elfenau | Autobus | Wird voraussichtlich ab 2023 mit Batteriebussen betrieben.[9][11] In der Hauptverkehrszeit am Morgen fahren die Busse ab Bern Bahnhof bis Blinzern statt nur bis Steinhölzli (Mo–Fr). |
20 | Länggasse – Bern Bahnhof – Wankdorf Bahnhof | Trolleybus | |
21 | Bern Bahnhof – Bremgarten | Autobus | Wird voraussichtlich ab 2023 mit Batteriebussen betrieben.[9] |
22 | Brünnen Westside Bahnhof – Kleinwabern | Autobus | |
25 | Bümpliz – Gäbelbach | Autobus | Verkehrt nur während der Schulzeiten |
26 | Breitenrain – Wylergut – Breitenrain | Autobus | Quartierbus, teilweise Rundlinie |
27 | Niederwangen Bahnhof – Weyermannshaus Bad | Autobus | Tangentiallinie |
28 | Weissenbühl Bahnhof – Brunnadernstrasse – Wankdorf Bahnhof | Autobus | Tangentiallinie |
29 | Niederwangen Bahnhof – Wabern Lindenweg | Autobus | |
30 | Bern Bahnhof – Marzilistrasse – Bern Bahnhof | Autobus | Rundlinie, fährt nur abends |
31 | Niederwangen – Europaplatz Bahnhof – Brunnadernstrasse | Autobus | |
32 | Riedbach Bahnhof – Bümpliz Bachmätteli | Autobus | |
Regionallinien
Linie | Strecke | Betriebsart | Bemerkung |
---|---|---|---|
160 | Bern Flughafen – Belp – Rubigen – Münsingen – Konolfingen | Autobus | |
161 | Münsingen Bahnhof – Spital – Münsingen Bahnhof | Autobus | Die Linie 161 wurde bis zum Fahrplanwechsel vom 15. Dezember 2019 von Postauto betrieben. |
162 | Münsingen Bahnhof – Sonnhalde – Münsingen Bahnhof | Autobus | Die Linie 162 wurde bis zum Fahrplanwechsel vom 15. Dezember 2019 von Postauto betrieben. |
163 | Münsingen Bahnhof – PZM – Brückreuti – Münsingen Bahnhof | Autobus | Die Linie 163 wurde bis zum Fahrplanwechsel vom 15. Dezember 2019 von Postauto betrieben. |
165 | Münsingen – Wichtrach – Gerzensee – Kirchdorf | Autobus | Die Linie 165 wurde bis zum Fahrplanwechsel vom 15. Dezember 2019 von Postauto betrieben. |
166 | Wichtrach – Kirchdorf – Gerzensee – Kaufdorf | Autobus | Die Linie 166 wurde bis zum Fahrplanwechsel vom 15. Dezember 2019 von Postauto betrieben. |
167 | Münsingen – Wichtrach – Oppligen – Oberdiessbach | Autobus | Die Linie 167 noch bis zum Fahrplanwechsel vom 15. Dezember 2019 von Postauto betrieben. |
168 | Münsingen – Trimstein – Worb SBB – Worb Dorf | Autobus | |
331 | Belp Bahnhof – Riedli | Autobus | |
332 | Belp Bahnhof – Aemmenmatt | Autobus | |
Zwischenfälle
- Am 24. Juni 2019 ist auf einem Bus auf der Linie 160 kurz vor Münsingen ein Brand ausgebrochen. Alle Passagiere konnten den Bus noch rechtzeitig und unbeschadet verlassen. Die Brandursache wurde noch nicht ermittelt.[12]
Literatur
- Bernmobil, Städtische Verkehrsbetriebe Bern (Hrsg.): Kundenzeitschrift Fensterplatz. Ohne Verlag, Bern, verschiedene Ausgaben (Periodika).
- Bernhard Giger und Hansueli Trachsel: Ankommen in Bern. Verlag Stämpfli, Bern 2008, ISBN 978-3-7272-1194-2.
- Eric Jordanis und Matthias Hauenstein (Hrsg.): Tram-Museum: Mein Begleiter durch das Tram-Museum Bern und die Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in der Bundesstadt. Ohne Verlag, Bern 2008, ISBN 3-89610-157-9.
- Christian Siposs (Hrsg.): Transparent Anschriften. Ohne Verlag, Jegenstorf 2007.
- Dieter Schopfer: Das Dampftram in Bern und in der Schweiz. Verlag Endstation Ostring, Bern 2002, ISBN 3-9522545-0-9.
- Peter Tschanz: Das Berner Trambuch – 150 Jahre öffentlicher Verkehr. Verlag Fischer-Media, Münsingen (Bern), 1998, ISBN 3-85681-414-0.
- Städtische Verkehrsbetriebe Bern (Hrsg.): 60 Jahre Stadtomnibus Bern. Ohne Verlag, Bern 1984.
- Tramverein Bern (Hrsg.): 60 Jahre Bus in Bern 1924 – 1984. Ohne Verlag, Bern 1984.
- Tramverein Bern (Hrsg.): Das Rollmaterialverzeichnis der Schweizer Trams. Ohne Verlag, Bern 1982.
- Städtische Verkehrsbetriebe Bern (Hrsg.): 75 Jahre SVB: ein Magazin rund um die Städtischen Verkehrsbetriebe Bern. Ohne Verlag, Bern (Bern-Wabern sowie Köniz) 1976.
- Claude Jeanmaire und René Stamm: Die Überlandbahnen von Bern nach Worb. Geschichte und Rollmaterial zweier Berner Vorortsstrecken. Archiv Nr. 11, Verlag Eisenbahn, Villigen AG 1971, ISBN 3-85649-011-6.
- Claude Jeanmaire: Die Strassenbahnen von Bern und Thun. Rollmaterial, Strecken, Entwicklung und Geschichte. Archiv Nr. 5, Verlag Eisenbahn, Villigen AG 1969, ISBN 3-85649-005-1.
- Dr. Markus Hohl: Der öffentliche Verkehr in der Agglomeration Bern (Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht Band XLVII 1963/64 der Geographischen Gesellschaft Bern). Verlag Benteli AG, Bern 1965.
- Städtische Verkehrsbetriebe Bern (Hrsg.): Eine Fahrt durch 6 Jahrzehnte: Die Entwicklung der öffentlichen Verkehrsmittel in Bern von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Hrg. Zum 60. Jubiläum der städtischen Verkehrsbetriebe von der Direktion SVB. Ohne Verlag, Bern 1960.
- Peter Willen: Strassenbahnen der Schweiz. Triebwagen. Orell Füssli Verlag, Zürich 1978, ISBN 3-280-00998-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Geschichte: 19, Jahrhundert. Rösslitram. In: Tram-Bus-Bern.ch. Abgerufen am 13. Januar 2020.
- Vom alten Berner Tram. In: Berner Woche. Band 31, 1941, doi:10.5169/SEALS-636273 (e-periodica.ch [abgerufen am 13. Januar 2020]).
- 125 Jahre städtische Elektrizitätsversorgung. In: Energie Wasser Bern (Hrsg.): Direkt. Nr. 3, 2016, S. 5 (ewb.ch [PDF]).
- Internet-Auszug – Handelsregister des Kantons Bern
- Anstaltsreglement der SVB
- Schwarzfahrerregister. In: bernmobil.ch. Abgerufen am 7. November 2019.
- Zuschlag erhalten: Stadler baut bis zu 50 Trams für Bern. In: tagblatt.ch. 4. September 2019, abgerufen am 6. September 2019.
- Andreas Tschopp: Bern erhält weitere 14 Elektrobusse. In: energate-messenger.ch. 14. Juni 2021, abgerufen am 24. September 2021.
- Michel Sutter: Bern: Siemens installiert drei Schnellladestationen für Elektrobusse. In: energate-messenger.ch. 12. Juli 2021, abgerufen am 24. September 2021.
- Neue Verwaltungsratspräsidentin für Bernmobil. In: bern.ch. 10. Dezember 2020, abgerufen am 10. Dezember 2020.
- Kredit für die Anpassung der Haltestelle Elfenau. In: bern.ch. Gemeinderat der Stadt Bern, 20. Mai 2021, abgerufen am 23. Mai 2021.
- Bernmobil-Bus stand in Flammen. In: bernerzeitung.ch. 24. Juni 2019, abgerufen am 24. Juni 2019.