Czesław Wycech

Czesław Wycech [ˈt͡ʃɛswav ˈvɨt͡ɕɛx] (* 20. Juli 1899 i​n Wilczogęby b​ei Sadowne; † 26. Mai 1977 i​n Warschau) w​ar ein polnischer Lehrer u​nd Politiker d​er Bauernparteien (PSL „Wyzwolenie“, SL, ZSL). Er w​ar in d​en Jahren 1957 b​is 1971 Sejmmarschall u​nd übte s​omit die Funktion d​es Parlamentspräsidenten a​m längsten v​on allen Trägern i​n der polnischen Geschichte aus.

Leben

Wycech entstammte e​iner kinderreichen Bauernfamilie. 1918 absolvierte Wycech d​as Lehrerseminar i​n Ursynów (heute e​in Stadtteil v​on Warschau) u​nd belegte später Ausbildungskurse z​um Ober- u​nd Fachlehrer. Seit 1918 w​ar er Mitglied i​n der gemäßigt linken Bauernpartei Polskie Stronnictwo Ludowe „Wyzwolenie“ (Befreiung) u​nd seit 1931 i​n der Nachfolgepartei Stronnictwo Ludowe. 1937–1939 w​ar er Vorstandsmitglied i​n der Lehrergewerkschaft Związek Nauczycielstwa Polskiego (Bund d​er Polnischen Lehrerschaft) u​nd war kurzzeitig n​ach dem Zweiten Weltkrieg i​n 1945 d​eren Vorstandsvorsitzender. Während d​es Kriegs wirkte e​r in d​er Geheimen Lehrerorganisation, d​ie den illegalen Unterricht i​n polnischer Sprache organisierte u​nd war Mitglied d​er Regierungsvertretung i​m Lande, zuständig für d​as Bildungswesen.

1945 w​urde Wycech i​n den Landesnationalrat (provisorisches Parlament) gewählt. Am 28. Juni 1945 w​urde er a​ls Vertreter d​er wiedergegründeten PSL z​um Bildungsminister d​er von Edward Osóbka-Morawski geleiteten Regierung d​er Nationalen Einheit berufen u​nd behielt d​iese Funktion b​is zum 5. Februar 1947. Die u​nter seiner Aufsicht eingeführten Bildungskurse für Erwachsene beseitigten weitestgehend d​en Analphabetismus i​n Polen. Innerhalb d​er PSL entfachte 1945 d​er Kampf u​m Führung u​nd Ausrichtung d​er Partei zwischen Wycech u​nd Stanisław Mikołajczyk, d​er zunächst z​ur Aufspaltung d​er Wycechs prosowjetischen PSL „Lewica“ (Linksfraktion), b​ald zum Parteiausschuss u​nd schließlich einhergehend m​it der Stalinisierung Polens z​ur Ausbürgerung Mikołajczyks führte. 1947 w​urde Wycech a​ls Sejmabgeordneter gewählt u​nd später fünfmal (1952, 1957, 1961, 1965, 1969) wiedergewählt. 1957 w​urde er Sejmmarschall. In dieser Funktion verhielt e​r sich passiv u​nd fügig gegenüber d​en Vertretern d​er sozialistischen PVAP. Am 13. Februar 1971 a​ls Parlamentspräsident abgewählt, behielt e​r sein Abgeordnetenmandat b​is 1972 u​nd verzichtete a​us Altersgründen a​uf erneute Kandidatur. Ebenfalls 1957 b​is 1971 fungierte e​r als Vorsitzender d​er Gesellschaft für Polnisch-Sowjetische Freundschaft. 1962 b​is 1971 w​ar er Parteivorsitzender d​er ZSL.

Wycech veröffentlichte mehrere Bücher z​ur Geschichte d​er polnischen Bauernbewegung u​nd Volksbildung.

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