Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn
Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (* 28. Januar 1964 in Frankfurt am Main als Corinna Larsen) ist eine deutsche Unternehmerin, die als „innige Freundin“[1] (span. íntima amiga)[2] des ehemaligen spanischen Königs Juan Carlos I. international bekannt wurde.[3][4][5][6]
Leben
Corinna Larsen wuchs mit ihrem drei Jahre jüngeren Bruder Sven Erik in der hessischen Kleinstadt Bad Soden am Taunus auf.[7] Ihre Mutter Ingrid Sauer war Deutsche, ihr Vater Finn Bönning Larsen Däne;[8] nach ihren Angaben hatte er auch ungarische Vorfahren.[9] Er war Repräsentant der brasilianischen Fluglinie Varig.[10]
Als Unternehmerin spezialisierte sie sich auf die Organisation von Treffen zwischen führenden Vertretern aus Politik und Wirtschaft, um auf diese Weise bei der Anbahnung von Geschäftsabschlüssen mitzuwirken. Besonderes Augenmerk widmete sie dabei Repräsentanten der ölreichen Staaten im Nahen Osten.[11] Ihre Firma Apolonia Associates ist im Zusammenhang mit Offshore-Modellen zur Steuervermeidung in den Paradise Papers aufgeführt.[12]
Ehen
1989 heiratete sie den britischen Geschäftsmann Philip Atkins; 1992 wurde eine gemeinsame Tochter geboren. 1995 wurde die Ehe geschieden.
Im Jahr 2000 heiratete sie in London den deutschen Staatsbürger Johann Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (* 1976), einen Sohn von Alexander zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und Gabriela zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, geb. Gräfin von Schönborn-Wiesentheid.[13] 2002 wurde in London der gemeinsame Sohn Alexander zu Sayn-Wittgenstein-Sayn geboren. Die Ehe wurde 2005 geschieden.[14]
Verbindung zu Juan Carlos
Nach Berichten in der spanischen Presse lernte sie Juan Carlos bei einem von ihr 2006 organisierten Treffen für Politiker und Geschäftsleute im Schloss Ditzingen kennen. Den Berichten zufolge gehörte sie seit dieser Zeit zur engen Umgebung des Königs.[15]
Im April 2012 begleitete sie den König zu einer Jagdsafari nach Botswana, bei der Juan Carlos einen Elefanten schoss. Bei einem nächtlichen Sturz brach er sich eine Hüfte und wurde im Privatjet nach Madrid geflogen. Die durch den Unfall des Königs öffentlich bekannt gewordenen Einzelheiten seiner Reise, die zu einem Zeitpunkt stattfand, als die gravierenden Auswirkungen der Wirtschaftskrise in Spanien das Land stark beschäftigten, führten zu erheblichem öffentlichen Aufsehen.[9][15] Die Bürger erfuhren aufgrund dieser Ereignisse erstmals von der Stellung Sayn-Wittgenstein-Sayns als damalige „Geliebte“ des Königs, wie sie in der Presse zum ersten Mal in diesem Zusammenhang genannt wurde.[10][16][17]
Nach ihren eigenen Worten soll Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn auch „vertrauliche Missionen für Madrid wahrgenommen“ haben, über die das spanische Parlament im Frühjahr 2013 Aufklärung verlangte.[18] So soll sie Gespräche zur Vorbereitung von Geschäftsabschlüssen spanischer Konzerne in Russland und Saudi-Arabien geführt haben.[19] Nach Angaben des an in Spanien lebende Russen gerichteten Internetportals noticia.ru war sie an Beratungen beteiligt, wie dem russischen Erdölkonzern Lukoil der Einstieg in den spanischen Markt ermöglicht werden könnte.[20] Die damals amtierende konservative Regierung und auch Vertreter der vorherigen sozialistischen Regierung erklärten, von solchen Aufträgen sei ihnen nichts bekannt.[18]
Nach Berichten spanischer Medien teilte Juan Carlos seinen drei ehelichen Kindern Elena, Cristina und dem damaligen Kronprinzen Felipe mit, dass er sich von deren Mutter Sofía scheiden lassen wolle, um Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn zu heiraten. Seine Kinder sollen ihn von diesem Gedanken abgebracht und zur Abdankung gedrängt haben, die 2014 vollzogen wurde.[17]
Komplizenschaft bei Bestechung und Geldtransfers
Corinna zu Sayn-Wittgenstein war auch in die Affäre um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen involviert, deretwegen Juan Carlos 2020 Spanien verließ: Einen großen Teil der mutmaßlichen Schmiergelder aus Saudi-Arabien – 65 Millionen Euro – soll Juan Carlos auf das Konto der Geliebten überwiesen haben. Der Anwalt Sayn-Wittgensteins bestätigte die Zahlung und sprach von einem „unaufgeforderten Geschenk“, mit dem sich der König für den Beistand während einer Krankheit habe bedanken wollen.[1]
Corinna zu Sayn-Wittgenstein war in die Finanztransaktionen Juan Carlos’ über undurchsichtige Offshore-Konstrukte beteiligt. 2007 hatte sie veranlasst, dass im Falle ihres Todes ein Treuhandfonds namens Peregrine an Juan Carlos I. überschrieben wird. Der saudisch-spanische Fonds wurde von Juan Carlos gegründet und Corinna Larsen hatte für den Fonds gearbeitet. Die Verfügung wurde am 27. März 2007 erstellt, 14 Tage vor der Registrierung des Fonds in Guernsey, einer Steueroase auf den Kanalinseln. Larsens Anwalt gab an, dass die Dokumente gefälscht seien.[21][22]
Einzelnachweise
- Hans-Christian Rößler: Früherer König Juan Carlos verlässt Spanien. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. August 2020, abgerufen am 4. August 2020.
- José L. Lobo: La princesa Corinna fue agasajada como consorte del Rey en un viaje a Emiratos Árabes. In: El Confidencial, 2. Oktober 2010, abgerufen am 4. August 2020 (spanisch).
- Doreen Carvajal, Raphael Minder: Chastened King Seeks Redemption, for Spain and His Monarchy. In: The New York Times, 28. September 2012, abgerufen am 4. August 2020 (englisch).
- Sandrine Morel: Un roi transparent, mais pas très clair. In: Le Monde, 26. April 2013, abgerufen am 4. August 2020 (französisch).
- Grosse Tiere unter Beschuss. In: Neue Zürcher Zeitung, 13. Mai 2012, abgerufen am 4. August 2020 (Interview mit Florence L.).
- Spagna, l’ex re Juan Carlos nei guai per le confidenze dell’ex amante. In: Il Messaggero, 16. Juli 2018, abgerufen am 4. August 2020 (italienisch)
- Dirk Müller-Kästner. Ex-Sodenerin mischt ganz Spanien auf (Memento vom 2. August 2018 im Internet Archive). In: Höchster Kreisblatt, 21. April 2012.
- Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz von Groß-Zauche und Cammientz: Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser. Hrsg.: Stiftung Deutsches Adelsarchiv. Fürstl. Häuser Bd. XVII, Bd. 133 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2004, ISBN 3-7980-0833-7, S. 311.
- Corinna en ‘¡Hola!’: “No soy la mujer fatal con la que me han querido identificar”. In: Te interesa, 27. Februar 2013, abgerufen am 4. Juli 2020 (spanisch).
- Ralph Schulze: Jagd auf König Juan Carlos. In: Der Tagesspiegel, 22. April 2012, abgerufen am 4. Juli 2020.
- Spain’s King Juan Carlos is engulfed in scandal. In: The Guardian, 4. März 2013 (englisch).
- Las inversiones offshore de Corinna zu Sayn-Wittgenstein tenían base en Malta. In: El Confidencial, 7. November 2017 (spanisch).
- Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser. Band XV (Band 114 der Gesamtreihe), Limburg an der Lahn 1997, S. 349 f.
- La prensa alemana, Corinna y el Rey. In: El Mundo, 21. April 2012 (spanisch).
- La princesa Corinna, la amiga del rey que está en boca de todos. In: 20 minutos, 21. April 2012, abgerufen am 4. Juli 2020 (spanisch).
- Ausgeprägter Jagdinstinkt. In: Der Spiegel, 23. April 2012, abgerufen am 4. Juli 2020.
- Thomas Urban: Juan Carlos droht die völlige Demontage. In: Süddeutsche Zeitung, 16. Juli 2018, abgerufen am 4. Juli 2020.
- Spaniens Parlament will Rolle von Sayn-Wittgenstein aufklären. In: Der Spiegel, 5. März 2013, abgerufen am 4. Juli 2020.
- David López Canales: Cinco preguntas que Zarzuela tendrá que responder si lo que dice Corinna sobre el rey Juan Carlos es cierto. In: Vanity Fair, 5. März 2013, abgerufen am 4. Juli 2020 (spanisch).
- СМИ: подруга короля помогала «ЛУКОЙЛу» выйти на рынок Испании. noticia.ru, 10. März 2013 (russisch).
- MORNINGEXPRESS: Former lover of the emeritus king of Spain planned to leave 30% of the fund's earnings to him. Abgerufen am 4. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- José María Irujo: Corinna Larsen planned for 30% of income from a Spanish-Saudi fund to be bequeathed to former Spanish king Juan Carlos I. 3. Oktober 2021, abgerufen am 4. Oktober 2021 (englisch).