Cord Fribusch
Cord Fribusch (auch: Cord Vribusch und Kord Fribusch;[1] * vor 1431; † 1476) war ein Glockengießer, Büchsenmeister und Schützenhauptmann,[2] der im 15. Jahrhundert in Norddeutschland im Raum des heutigen Landes Niedersachsen in den Städten Hannover, Lüneburg und Bardowick wirkte.[3]
Leben
Cord Fribusch, der seinen Namen mutmaßlich von dem Wald Vrybosch in Flandern zwischen den Orten Ypern und Dixmuiden ableitete,[4] bewohnte im 15. Jahrhundert in Hannover ein Haus in der alten Platea cuprifabrorum, der Gropengeter oder Kropengeter-Strate, nach dem Beruf der Kupferschläger zeitweilig auch Kopperschlägerstraße genannt. Die Straße erstreckte sich vom Großen Wulfeshorn bis zum Kleinen Wulfeshorn und wurde später Teil der Osterstraße von Hannover[5] im heutigen Stadtteil Mitte.[6]
Mutmaßlich 1431 ging Fribusch von Hannover nach Lüneburg. Nachdem er 1438 gemeinsam mit dem Lüneburger Laurentius Grove ein Taufbecken für Hittfeld geschaffen hatte, stand Fribusch ab 1442 als städtischer Büchsenmeister in den Diensten des Rates der Stadt Lüneburg. Als solcher wurde er beispielsweise von den Burghauptleuten Lüneburgs zur Instandhaltung ihrer Geschütze angefordert oder vom Rat der Stadt mitunter auch an den bittenden Landesherrn ausgeliehen. Fribuschs zusätzliche Tätigkeit als Glockengießer wurde vom Rat nicht nur geduldet, sondern wohl auch gefördert. Diese Mischung mehrerer Handwerke verdeutlicht auch das Gebäude des städtischen Bauhofs, der Anfang des 15. Jahrhunderts noch die Bezeichnung „Büchsenhaus“ trug, während dessen Neubau dann Glockenhaus genannt wurde.[2]
Werke (sofern bekannt)
- 1432, Taufbecken für die Urbanuskirche in Munster (Ötze)
- 1438, gemeinsam mit Laurentius Grove: Taufbecken für Hittfeld[2]
- 1443: Glocke für Harburg[2]
- 1452: Glocke für Bleckede[2]
- 1461: Glocke für das Kloster Heiligenthal[2]
- 1465: Glocke mit der Namenskennzeichnung von Kort Fribusch im Ort Eldingen[7]
- 1466:
- in Lüneburg gefertigte „Glockenguttaufe“ mit Bildern ausschließlich der Heiligen Maria statt der Maria Magdalena für die Maria-Magdalenen-Kirche in Lauenburg[8]
- Altargefäß für Lauenburg[2]
- Taufkessel mit vier Beinen (Maria-Magdalenen-Kirche, Lauenburg)[9]
- Glocke für die Kapelle in Reinstorf[2]
- 1468: Glocke für den Nikolaihof in Bardowick; am 3. Juni 2014 im Hof des Museums Lüneburg aufgehängt[2]
- um 1471: Beteiligung am Guss der neuen Hauptglocke der St. Johanniskirche in Lüneburg[2]
- 1473: „Blücherglocke“ für die Familie von Blücher bei Boitzenburg; am 3. Juni 2014 im Hof des Museums Lüneburg aufgehängt[2]
- Glocke für Salzhausen; am 3. Juni 2014 im Hof des Museums Lüneburg aufgehängt[2]
Siehe auch
Literatur
- Hector Wilhelm Heinrich Mithoff: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen. Band 4: Fürstenthum Lüneburg. Hannover: Hellwingsche Hofbuchhandlung, 1877, S. 94 (books.google.de).
- Hermann Wrede: Die Blücherglocke und ihr Meister Cord Fribusch. In: Lüneburger Museumsblätter. Band 12, 1928, S. 339–357.
- Vribusch, Cord. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 34: Urliens–Vzal. E. A. Seemann, Leipzig 1940, S. 571.
Einzelnachweise
- Otto Benecke: Lüneburger Heimatbuch, Band 2: Volk und das geistige Leben, Bremen: Schünemann, 1914, S. 584; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Niels Petersen: Die Stadt vor den Toren. Lüneburg und sein Umland im Spätmittelalter ( = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Band 280), Göttingen: Wallstein Verlag, 2015, ISBN 978-3-8353-1586-0, S. 168 f., 399; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- o. V.: Fribusch, Cord in der Datenbank Niedersächsische Personen der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 10. Mai 2019.
- Heinz Haverts (Hrsg.): Flandern. Adam Kraft Verlag, Karlsbad / Leipzig [o. J., 1942], S. 145 (delibra.bg.polsl.pl PDF).
- Christian Ulrich Grupen: Von der Oster-Strassen / § 4, in ders.: Origines et antiqvitates Hanoverenses oder Umständliche Abhandlung von dem Ursprunge und den Alterthümern der Stadt Hannover, worinnen mit Urkunden, Siegeln und Kupfern der Zustand der Stadt und der herumliegenden Graf- und Herrschafften, wie auch Klöster, imgleichen vieler Adlichen Geschlechter an das Licht gestellet und die Deutschen Rechte erläutert werden. Universitätsbuchhandlung, Göttingen 1740, S. 277 ff. (diglib.hab.de oder books.google.de).
- Helmut Zimmermann: Osterstraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 188.
- Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bände 41–43, Hildesheim: August Lax, 1970, S. 31; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Wichmann von Meding: Lauenburgs Stadtkirche. Ein in Norddeutschland seltener Frühbarockbau, seine Erforschung und sein Umfeld. in ders.: Lauenburg. Zur Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums. Rund 600 Hausgeschichten, Amtsträgerlisten, Seuchen- und Wetterdaten ab dem hohen Mittelalter. Privatbibliotheken, alle Katechismen und Gesangbücher. Frauenrechte im Alltag. Gut 7000 Persondaten vor Einsetzen der Kirchenbücher. Frankfurt am Main; Berlin; Bern; Bruxelles; New York, NY; Oxford; Wien: Lang, 2008, ISBN 978-3-631-57193-4, S. 484–530; hier: S. 493; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Taufkessel wieder auf vier Beinen kirche-lauenburg.info.