Coluche
Coluche, bürgerlich Michel Gérard Joseph Colucci, (* 28. Oktober 1944 in Paris[1]; † 19. Juni 1986 in Opio bei Grasse[2]) war ein französischer Humorist, Filmschauspieler, Komödiant und Autor.
Leben
Bekannt wurde er durch Filme wie Brust oder Keule mit Louis de Funès. Dort spielte er den Sohn Gérard. Für seine Darstellung des Lambert in Claude Berris Film Am Rande der Nacht erhielt er 1984 den César als bester männlicher Hauptdarsteller.
Ende Oktober 1980 kündigte Coluche an, für das französische Präsidentenamt zu kandidieren, um gegen die politischen Zustände im Land zu protestieren. In Umfragen erhielt er bis zu 16 % der Befragtenstimmen und wurde von zahlreichen Intellektuellen unterstützt, reichte aber dann keine offizielle Kandidatur ein.
Im September 1985 gründete er die Initiative Les Restos du Cœur (deutsch: „Die Restaurants des Herzens“), eine Art Suppenküchen, die noch heute betrieben werden.[3]
Coluche begeisterte sich für Motorsport und fuhr schwere Motorräder. 1985 nahm er an der Rallye Paris–Dakar teil. Am 19. September 1985 stellte er mit einer 750er Yamaha auf der Teststrecke von Nardò mit durchschnittlich 252,087 km/h einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord auf der Kilometerstrecke auf.[4] Neun Monate später starb er im Alter von 41 Jahren in Südfrankreich durch Genickbruch bei einem Verkehrsunfall. Er war mit seiner Honda auf einer Landstraße unterwegs gewesen, begleitet von zwei Bekannten, die auf Motorrädern hinter ihm fuhren. Auf gerader Strecke zwischen zwei Kurven kam ihm ein großer Lkw entgegen. Der Lkw, ein mit Schutt beladener 38-Tonner, begann plötzlich nach links abzubiegen und schnitt dem Motorrad damit den Weg ab. Coluche prallte mit dem Kopf gegen den schräg gestellten Lkw und starb sofort. Wie die polizeiliche Ermittlung ergab, war Coluche nur mit etwa 60 km/h gefahren, deutlich unterhalb der auf dieser Strecke zulässigen 90 km/h. Er hatte aber seinen Helm nicht getragen, sondern ihn am Lenker aufgehängt.[5] Coluche wurde auf dem Gemeindefriedhof von Montrouge in der Pariser Banlieue bestattet.[6]
Coluche war von 1975 bis 1981 mit Véronique Kantor verheiratet. Sie hatten zusammen zwei Söhne, Romain und Marius. Der mit Coluche befreundete französische Rallyefahrer René Metge heiratete Coluches Schwester Danièle.
Filmografie (Auswahl)
- 1970: Eselshaut (Peau d’âne)
- 1971: Der große Coup des Kommissars (Laisser aller… c’est une valse)
- 1973: Durch Paris mit Ach und Krach (Elle court, elle court la banlieue)
- 1973: Das Jahr Null Eins (L’an 01)
- 1973: Themroc
- 1973: Die tollen Charlots – Wo die grünen Nudeln fliegen (Le grand bazar)
- 1976: Brust oder Keule (L’aile ou la cuisse)
- 1980: Inspektor Loulou – Die Knallschote vom Dienst (Inspecteur la Bavure)
- 1981: Le maître d’école
- 1982: Die verrücktesten 90 Minuten vor Christi Geburt (Deux heures moins le quart avant Jésus-Christ)
- 1983: Ticket ins Chaos (Banzai)
- 1983: Die Frau meines Kumpels (La femme de mon pote)
- 1983: Am Rande der Nacht (Tchao pantin)
- 1984: Der dicke König Dagobert (Le bon roi Dagobert)
Auszeichnungen für Musikverkäufe
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Land/RegionAuszeichnungen für Musikverkäufe (Land/Region, Auszeichnungen, Verkäufe, Quellen) |
Gold | Platin | Verkäufe | Quellen |
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Frankreich (SNEP) | 16× Gold16 | 8× Platin8 | 4.100.000 | infodisc.fr snepmusique.com |
Insgesamt | 16× Gold16 | 8× Platin8 |
Ehrungen
Zwei Jahre nach Coluches Tod brachte der mit ihm befreundete Liedermacher Renaud das Album Putain de camion heraus. Der Titel bedeutet sinngemäß „Verdammter Lkw“ und bezieht sich auf Coluches tödlichen Verkehrsunfall.
In Frankreich wurden zahlreiche Straßen und Plätze, Gebäude, zehn Schulen (Stand 2015)[7] und weitere Einrichtungen nach Coluche benannt. Im Juni 2006 jährte sich Coluches Todestag zum zwanzigsten Mal. Dies nahmen der Pariser Oberbürgermeister Bertrand Delanoë und die Bezirksbürgermeister des 13. und 14. Arrondissements zum Anlass, den Künstler durch die Einweihung eines Platzes an der Kreuzung der Straßen Rue d’Alésia und Rue de Tolbiac zu ehren. Der nach Coluccis Künstlernamen Place Coluche benannte Platz liegt unweit des Parc Montsouris und der Rue Gazan, in der er bis 1981 gewohnt hatte.
Nach Coluche wurden auch eine Rosensorte benannt und der im Jahr 2004 entdeckte Hauptgürtel-Asteroid (170906) Coluche.[8]
30 Jahre nach seinem Tod wurde Coluche mit einer Ausstellung im Rathaus von Paris gewürdigt. Sie wurde am 6. Oktober 2016 eröffnet und zog bis zum Jahresende mehr als 70.000 Besucher an. Nach dem geplanten Ende am 7. Januar 2017 wurde sie noch um eine Woche verlängert.[9][10]
- Skulptur aus Narzissen zur Darstellung von Coluche, am Narzissenfest 2011 in Gérardmer
- Schild an der Place Coluche in Paris
- Rosensorte 'Coluche'
Weblinks
- Coluche in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- coluche.fr - Biographie (Memento vom 12. November 2008 im Internet Archive). Abgerufen am 24. August 2014
- coluche.fr - Biographie (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 24. August 2014.
- Notre histoire restosducoeur.org (französisch)
- Coluche: Biographie melody.tv (französisch)
- 19 juin 1986, la mort de Coluche francesoir.fr, 15. Juni 2016. Das eingebundene Video (1:29 Min.) zeigt die Bekanntgabe des Unfalls in den französischen Fernsehnachrichten mit Bildern vom Unfallort.
- Das Grab von Coluche knerger.de
- De Jules Ferry à Pierre Perret, l'étonnant palmarès des noms d'écoles, de collèges et de lycées en France lemonde.fr, 18. April 2015.
- Der Asteroid 170906 Coluche in der Datenbank des Jet Propulsion Laboratory
- Coluche, l'histoire d'un mec qui vaut bien une expo lemonde.fr, 6. Oktober 2016.
- Culture : le succès de l'exposition Coluche à l'Hôtel de Ville de Paris prolongé francebleu.fr, 24. Dezember 2016.