Clerks – Die Ladenhüter
Clerks – Die Ladenhüter (Originaltitel: Clerks) ist eine Filmkomödie und Low-Budget-Produktion des US-amerikanischen Regisseurs Kevin Smith, der außerdem das Drehbuch schrieb. Der in Schwarz-Weiß gedrehte Film kam 1994 in die Kinos und ist Smiths Erstlingswerk. In dem Film werden die Figuren Jay und Silent Bob eingeführt, die auch in späteren Filmen des Regisseurs, den sogenannten „New-Jersey-Filmen“, auftreten.
Film | ||
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Titel | Clerks – Die Ladenhüter | |
Originaltitel | Clerks | |
Produktionsland | USA | |
Originalsprache | Englisch | |
Erscheinungsjahr | 1994 | |
Länge | 90 Minuten | |
Altersfreigabe | FSK 12 | |
Stab | ||
Regie | Kevin Smith | |
Drehbuch | Kevin Smith | |
Produktion | Scott Mosier Kevin Smith | |
Kamera | David Klein | |
Schnitt | Scott Mosier Kevin Smith | |
Besetzung | ||
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→ Synchronisation | ||
Chronologie | ||
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Inhalt
Dante ist 22 Jahre alt und arbeitet im Quick-Stop. Durch den langweiligen Arbeitsalltag begleitet ihn sein Freund Randal vom Videoverleih nebenan. Dantes Morgen beginnt bereits schlecht, er wird nach kurzem Schlaf geweckt und muss an seinem freien Tag arbeiten kommen. Im Quick-Stop gehen die Rollläden nicht auf, da die Schlösser mit Kaugummi verklebt wurden. Zu allem Übel kommen allerlei seltsame Kunden in den Laden: militante Nichtraucher, die Dealer Jay und Silent Bob, ein verrückter Schulberater auf der Suche nach dem perfekten Ei.
Im Laufe des Films erfährt Dante, dass seine Freundin Veronica schon mit 37 Männern Oralsex hatte und dass seine alte Liebe Caitlin heiraten will, zudem ist eine alte Schulfreundin beim Schwimmen an einer Embolie verstorben. Dass es in seinem bisher ruhigen Leben noch schlimmer kommen kann, beweist ihm Randal. Dank ihm hat er immer wieder Kontakt mit verärgerten Kunden, die direkt aus dem Videoladen kommen und an ihm ihre schlechte Laune auslassen. Randal versaut die Beerdigung der verstorbenen Schulfreundin und beschert Dante eine 500 $-Strafe, indem er einer Vierjährigen Zigaretten verkauft. Trotz aller weiteren unangenehmen Überraschungen des Tages verstehen die Beiden einander letzten Endes prächtig und philosophieren über Leben, Tod, Sex und Star Wars.
Hintergrund
Entstehungsgeschichte
Clerks ist der erste Film von Kevin Smith. Er war erst 24 Jahre alt, als er ihn gedreht hat. Finanziert wurde er von den Filmemachern aus der eigenen Tasche. Das Budget des Films betrug laut Angaben der Produktionsfirma etwas über 27.000 US-Dollar, ein Großteil des Geldes wurde für die Songrechte des Soundtracks benötigt. Um das Geld für den Film aufzubringen, verkaufte Kevin Smith unter anderem seine umfangreiche Comic-Sammlung.[1]
Gefilmt wurde vor Ort in zwei echten Läden in New Jersey. Aus Kostengründen wurde hauptsächlich nachts gefilmt, daher entsprang die Idee mit den nicht zu öffnenden Rollläden des Quick-Stop: So konnte problemlos suggeriert werden, es sei Tag. Es gibt ein alternatives Ende des Films, in dem Dante am Schluss von einem Räuber erschossen wird.[2]
Die Bearbeitung des Films wurde von Scott Mosier und Kevin Smith in dem Videostore neben dem „Convenience Store“ durchgeführt.
Ein Mitglied der Crew des Sundance Film Festivals wurde auf den Film aufmerksam, auf dem Festival wurde er im Januar 1994 aufgeführt. Miramax hat den Film in den Verleih gebracht, wenige Monate bevor das Studio Pulp Fiction herausbrachte.
Die MPAA gab dem Film aufgrund der teilweise deftigen Dialoge zunächst eine NC-17-Freigabe (nicht unter 17 Jahren[3]), obwohl in dem Film keine Gewalt oder Nacktszenen vorkommen. Eine derartige Bewertung hätte in den USA eine finanzielle Katastrophe bedeutet, da in den USA kaum Kinos NC-17-Filme zeigen. Die Vertriebsgesellschaft Miramax ging mit Hilfe des Anwalts Alan Dershowitz gegen die Bewertung vor und erreichte ein R-Rating, sodass unter 17-jährige in Begleitung eines Erwachsenen den Film sehen durften.[1] In Deutschland wurde der Film ab 12 Jahren freigegeben. Eingespielt hat der Film mehr als das Hundertfache seiner Produktionskosten.[4]
Schauspieler und Figuren
Die Figuren Jay und Silent Bob kommen in vielen Kevin-Smith-Filmen vor (siehe auch New-Jersey-Filme). Regisseur Smith kannte Jason Mewes vorher und wollte ihn unbedingt in seinen Filmen haben. Er beschreibt ihn als „Überschallknall mit Dreck drauf“. Dem quasselnden Jay setzte er als Gegenpart die Figur des sehr stillen Silent Bob gegenüber, die Smith selbst spielt.[5] Ebenso spielen die Schauspieler Brian O’Halloran, Jeff Anderson und Walter Flanagan sowie Scott Mosier in späteren Filmen Smiths mit. Auch etwas subtilere Verbindungen kommen vor: Heather Jones in Clerks ist die Schwester von Tricia Jones in Mallrats und Alyssa Jones in Chasing Amy.[5]
Folgeprojekte
Dem Film folgte die 6-teilige Zeichentrickserie Clerks – The cartoon und später der Kurzfilm The flying car.
Die Szene, in der Dante und Randal die Beerdigung von Dantes früherem Schulschwarm sprengen, wird im Film nicht explizit gezeigt, sondern nur angedeutet. Die fehlende Szene wurde später als Zeichentrick unter Clerks – The lost scene veröffentlicht.
Smith blieb im nachfolgenden Film Mallrats sowie in seinen späteren Filmen dem Milieu, das er in Clerks zeigt, weitgehend treu. Im Jahr 2006 drehte er mit Clerks II einen direkten Nachfolgefilm.
Im Jahr 2013 veröffentlichte das Studio Vivid Entertainment Group eine Porno-Parodie, mit dem Titel: Clerks XXX – A Porn Parody.
Deutsche Synchronfassung
Die deutsche Synchronbearbeitung entstand als Low-Budget-Produktion erst im Jahr 2014 mit der Aufnahme in das Programm von Netflix bei Soundtastic in Bretten. Hans-Jörg Voigt schrieb das Dialogbuch, Mark Backes führte Dialogregie.[6]
Darsteller | Deutscher Sprecher[6] | Rolle |
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Brian O'Halloran | Hans-Jörg Voigt | Dante Hicks |
Jeff Anderson | Christian von Boch | Randal Graves |
Lisa Spoonauer | Martine Breisch | Caitlin Bree |
Marilyn Ghigliotti | Nadine Scholtes | Veronica |
Jason Mewes | Andreas Gröber | Jay |
Kritiken
„Ein schlicht, aber unterhaltsam inszenierter Debütfilm, der die Suche von jungen Erwachsenen nach Orientierung mit viel – auch obszönem – Witz darstellt, ohne den Anspruch eines allgemeingültigen Jugend-Porträts zu erheben.“
„Im Rahmen der Möglichkeiten einer Low-Budget-Produktion beweist Smith großen Erfindungsgeist, ein natürliches Gefühl für menschliche Komik und die Fertigkeit, eigenartigen und teilweise brillanten Dialog zu schreiben.“
Auszeichnungen
- 1994: Filmmakers Trophy beim Sundance Film Festival
- 1994: Jugendfilmpreis und Mercedes-Benz-Award bei den Filmfestspielen in Cannes
- 1994: Publikumspreis beim Festival des amerikanischen Films in Deauville
- 2019: Aufnahme in das National Film Registry
Soundtrack
Der bei Sony Music veröffentlichte Soundtrack zu Clerks enthält die im Film überwiegend nur angespielten Grunge-Songs, die von teils sehr bekannten Bands der Grunge-Szene stammen, und auch einzelne Zitate und Dialoge im englischen Originalton, wie Dantes Lamento „I’m not even supposed to be here today“.[9][10]
Clerks ist einer der wenigen Filme, bei dem die Musikrechte teurer waren als die Produktionskosten des ganzen Films.
- Dante’s Lament
- Love Among Freaks – Clerks
- Girls Against Boys – Kill the Sex Player
- “No Time for Love Dr. Jones”
- Alice in Chains – Got Me Wrong
- Randal and Dante on Sex
- Bash & Pop – Making Me Sick
- “A Bunch of Muppets”
- Supernova – Chewbacca
- The Jesus Lizard – Panic In Cicero
- Golden Smog – Shooting Star
- Bad Religion – Leaders and Followers
- “I Like To Expand My Horizons”
- Stabbing Westward – Violent Mood Swings
- Love Among Freaks – Berserker
- Corrosion of Conformity – Big Problems
- Seaweed – Go Your Own Way
- “Social Event of the Season”
- Soul Asylum – Can’t Even Tell
- Jay’s Chant
Literatur
- John Pierson: Spike, Mike, Slackers & Dykes, London 1996 (englisch, mit einem Kapitel über den Film)
Weblinks
- Clerks – Die Ladenhüter in der Internet Movie Database (englisch)
- Clerks – Die Ladenhüter bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Homepage des Films bei View Askew
- Ausführliches deutsches Review bei Sense of View
- Vergleich der Schnittfassungen Clerks – Clerks X, Kinofassung – First Cut von Clerks – Die Ladenhüter bei Schnittberichte.com
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Website des Films, abgerufen am 10. Januar 2008
- vgl. Kevin Smith: Clerks, Faber & Faber London, 2000 (Originaldrehbuch)
- Die Einstufung NC-17 wurde in den USA 1990 eingeführt und bedeutete zunächst, dass keine Kinder (NC = no children) unter 17 den Film sehen dürfen. Erst 1996, zwei Jahre nach Veröffentlichung von Clerks, wurde NC-17 um ein weiteres Lebensjahr erweitert, so dass es heute dem deutschen FSK ab 18 entspricht.
- IMDb Business-Info
- Webchat mit Smith und John Pierson, abgerufen am 25. November 2009
- Clerks – Die Ladenhüter. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Clerks – Die Ladenhüter im Lexikon des internationalen Films
- Roger Ebert am 4. November 1994 in der Chicago Sun Times
- Website der Produktionsfirma: Soundtrack
- Website der Produktionsfirma: Sounds