ClearType Font Collection
Die ClearType Font Collection ist eine Sammlung von Fonts, die von 2003 bis 2006 von Microsoft entwickelt und mit Windows Vista und Office 2007 erstmals veröffentlicht wurde. Sie umfasst sechs Schriften mit Glyphen für das lateinische, griechische und kyrillische Alphabet als Normal, Kursiv-, Fett- und Fett-Kursiv-Schnitte sowie eine Schrift mit Glyphen für die japanische Schrift.
Enthaltene Fonts
Die Dingbat-Font Cariadings wurde 2006 von Microsoft-Mitarbeiterin Geraldine Wade entwickelt und 2007 mit der ClearType Font Collection angekündigt[1], aber letztlich nicht gemeinsam veröffentlicht[2]. Cariadings ist aber als einzelne Font separat erhältlich.[3]
Geschichte
Vorläufer dieser Schriften waren die TrueType-Schriften Core fonts for the Web, die erstmals 1996 veröffentlicht wurden und seitdem in den Windows-Betriebssystemen und oft im Web verwendet wurden. Diese waren bereits auf die Anzeige auf Bildschirme, aber auf ganze Pixel optimiert. Die neuen Fonts sollten die Features der OpenType-Erweiterung des TrueType-Standards, wie zum Beispiel Ligaturen und die weiterentwickelte ClearType-Technologie in Windows verwenden. Damit konnten sie die Möglichkeiten moderner Bildschirme mit höherer Auflösung und die feinere Darstellung mittels Subpixel-Rendering ausnutzen.
Das Projekt startete im Januar 2003 mit einem Treffen an Microsofts Hauptsitz in Redmond. Alle Schriftdesigner des Projekts waren keine Angestellten bei Microsoft, sondern Externe:[2]
- Jelle Bosma von Agfa Monotype
- John Hudson aus Vancouver
- Lucas de Groot, selbstständiger Schriftgestalter und Professor für Schriftgestaltung aus den Niederlanden
- Gary Munch, selbstständiger Schriftgestalter aus Stamford
- Jeremy Tankard, selbstständiger Schriftgestalter aus Lincoln
Zusätzlich waren als Berater für das griechische und kyrillische Alphabet beteiligt:
- Maxim Zhukov, langjähriger Typografie-Berater der Vereinten Nationen in New York
- Gerry Leonidas, Professor und Dozent für Typografie an der University of Reading
Bei den sechs „westlichen“ Schriften wurden die Glyphen für die verschiedenen Alphabete und die verschiedenen Schnitte nicht nacheinander, sondern in einem gemeinsam Prozess erstellt, um ein einheitliches Aussehen zu erzeugen. Die Entwicklung einer modernen japanischen Schrift verlief komplett unabhängig davon. Für das Projekt wurde die Programme Fontlab und Microsoft Volt (Microsoft Visual OpenType Layout Tool) verwendet. Diese und einige andere Software wurden für die Umsetzung angepasst und erweitert.[2]
Anders als die Core fonts for the Web wurden die Schriften der ClearType Collection nie unter einer freien Lizenz veröffentlicht, unter der Dritte sie kostenlos weitergeben dürften. Sie sind aber seit 2007 in jeder Windows- und Office-Version enthalten und entsprechend weit verbreitet. Außerdem können sie unabhängig von Microsoft-Software direkt lizenziert werden.[4] Microsoft selbst veröffentlichte mit dem PowerPoint Viewer 2007 und späteren Versionen kostenlos die ClearType-Schriften, beendete aber im April 2018 die Weiterentwicklung des Produkts und stellt es seitdem nicht mehr zum Herunterladen bereit.[5] Die letzte Version 14.0.4754.1000 wird allerdings weiter von diversen Software-Portalen angeboten. Genauso verhält es sich mit dem Open XML File Format Converter for Mac, der die Schriften ebenfalls enthielt.[6]
Im April 2021 veröffentlichte Microsoft eine Liste mit fünf neuen Schriften, die seitdem in Microsoft 365 verfügbar sind und von denen eine als Nachfolger von Calibri und neue Standardschrift für Microsoft Office ausgewählt werden soll, und fragte nach Rückmeldungen der Nutzer. Die Schriften heißen Tenorite, Bierstadt, Skeena, Seaford und Grandview.[7]
Rezeption
Die Fonts fanden bei Kritiker ein überwiegend positives Echo.[8] Vor allem die Abstimmung der lateinischen, griechischen und kyrillischen Buchstaben wurde gelobt.[9] Die Schrift Calibri wurde mehrfach ausgezeichnet und wird als Standardschrift für Dokumente in Microsoft Office enorm häufig gesehen und beim Erstellen von Textdokumenten verwendet. Die Schrift Meiryo wurde 2007 vom Tokyo Type Directors Club mit dem Preis für Schriftdesign ausgezeichnet.[10][11]
Einzelnachweise
- Microsoft ClearType FontCollection (Memento vom 21. Dezember 2008 im Internet Archive), abgerufen am 31. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
- Microsoft ClearType and Advanced Reading Technologies Group: Now Read This: The Microsoft ClearType Font Collection. Hrsg.: Microsoft. 10. Juni 2004 (amerikanisches Englisch, microsoft.com).
- Cariadings font family. In: docs.microsoft.com. Microsoft, abgerufen am 31. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
- Microsoft ClearType Font Collection Now Available for License from Ascender Corporation. In: prweb.com. 7. Juni 2007, abgerufen am 31. Januar 2022 (englisch).
- Anzeigen einer Präsentation ohne PowerPoint. In: support.microsoft.com. Microsoft, abgerufen am 31. Januar 2022.
- Open XML File Format Converter for Mac 1.2.1 (Memento vom 5. Mai 2013 im Internet Archive)
- Microsoft Design Team: Beyond Calibri: Finding Microsoft’s next default font. In: Microsoft 365 Blog. Microsoft, 28. April 2021, abgerufen am 31. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
- Arielle Pardes: Even Calibri’s Creator Is Glad That Microsoft Is Moving On. In: Wired. 1. Mai 2021, abgerufen am 1. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
- Ralph Levien: Microsoft’s ClearType Font Collection: A Fair and Balanced Review. In: typographica.org. 14. April 2005, abgerufen am 13. Januar 2022 (englisch).
- Type Design Prize. Eiichi Kono + C&G (Satoru Sakamoto, Takeharu Suzuki, Yukiko Ueda) + Matthew Carter. In: tokyotypedirectorsclub.org. Abgerufen am 31. Januar 2022 (englisch).
- Meiryo. In: fonts.com. Abgerufen am 31. Januar 2022 (englisch).